Auszubildende: So finden Sie den passenden Nachwuchs für Ihr Unternehmen

Daily Business 5 min Lesedauer 16.02.2023
Drei junge Leute haben Spaß in einem Lagerhaus

Gute Auszubildende sind auf dem Arbeitsmarkt Mangelware. Eine Umfrage unter Handwerksbetrieben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) etwa hat gezeigt, dass die Gründe dafür

  • die demografische Entwicklung,
  • der Trend zu höheren Schulabschlüssen,
  • und die gestiegene Neigung zum Studieren ist.

Jeder zweite Handwerksbetrieb findet laut Umfrage keine passenden Bewerber/-innen für offene Ausbildungsplätze. Auch der Deutsche Mittelstands-Bund (DMB) beobachtet, dass viele kleine und mittelständische Unternehmen händeringend nach Auszubildenden suchen. So blieben etwa im Ausbildungsjahr 2021 laut Institut der Deutschen Wirtschaft insgesamt über 63.000 Ausbildungsstellen unbesetzt.

Nach Ansicht von Steffen Kawohl, DMB-Referent für Arbeit und Bildung, haben sich bei der Azubi-Rekrutierung vor allem zwei Dinge verändert: Einerseits haben junge Menschen andere Ansprüche an ihre Lehrstelle als frühere Generationen und fragen zunehmend nach dem Sinn ihrer Tätigkeit für sich und andere. Außerdem hat sich dank sozialer Medien geändert, wo und wie die jungen Leute zu erreichen sind. „Für Unternehmen ist das eine große Herausforderung, viele müssen umdenken und neue Wege gehen“, sagt Kawohl.

Neue Wege, um Auszubildende zu finden

Diese zehn Tipps können kleinen und mittleren Unternehmen helfen, geeignete Azubis zu finden:

  1. Mit Schulen zusammenarbeiten: Viele kleine und mittlere Betriebe sind in ihrer Region verwurzelt. Durch die Zusammenarbeit mit örtlichen Schulen können viele potenzielle Auszubildende erreicht werden – ob bei Ausbildungstagen, über Schülerpraktika oder mit einem kurzen Besuch in Klassen. Einfach mal die Schulleitung anrufen und eine Kooperation anbieten, rät Kawohl.
  2. Aktionstage veranstalten: Damit die künftigen Mitarbeitenden auch live erleben können, wie es in den Betrieben zugeht, können die Unternehmen einen Tag lang Tür und Tor öffnen. Kawohls Tipp: Sich mit anderen regionalen Unternehmen zusammenschließen, die am selben Tag ebenfalls Einblick in ihren Alltag geben und so mehr Aufmerksamkeit für ihre Aktion generieren.
  3. Neue Kanäle für das Recruiting nutzen: „Sprechen Sie die Jugendlichen dort an, wo sie unterwegs sind“, rät das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Bundeswirtschaftsministeriums. „Um potenzielle Auszubildende zwischen 14 und 23 Jahren anzusprechen, lohnen sich Plattformen wie Instagram, YouTube und TikTok.“ Welcher Kanal für das Ausbildungsmarketing geeignet ist, zeigt der Selbsttest Social-Media des Zentrums. Wichtig: Bei Posts in den sozialen Netzwerken auch die eigenen Azubis zu Wort kommen lassen. Mit ihnen können sich die jungen Interessentinnen und Interessenten am besten identifizieren.
  4. Den Sinn der Tätigkeit aufzeigen: „Vielen Azubis ist wichtig, den Sinn und Zweck ihrer Tätigkeit zu kennen“, sagt Kawohl. „Machen Sie Botschaften verstärkt sichtbar.“ Ein Beispiel: Wer Photovoltaikanlagen baut, trägt zur Energiewende und somit zum Klimaschutz bei.
  5. Soziale Vorzüge hervorheben: Gerade kleinere Unternehmen haben oft den Vorteil, dass Beruf und Familie besser vereinbar sind. Im ländlichen Raum gibt es günstigeren Wohnraum, die Atmosphäre ist persönlich und familiär und die Wege sind kürzer. All diese Vorzüge sollten hervorgehoben werden.
  6. Alle Bewerbungen wohlwollend betrachten: Auch wenn manche Kandidatinnen und Kandidaten keine guten Zeugnisse vorweisen können, sollten Sie sie deswegen nicht von vornherein ausschließen. „Auch wenn Bewerber nicht die besten Schulnoten haben, verfügen sie oft über andere hilfreiche Fähigkeiten und können mit Unterstützung auch zu wertvollen Mitarbeitenden werden“, sagt Kawohl. Dazu eigenen sich etwa Praktika, außerdem unterstützt die Bundesagentur für Arbeit Ausbildungsbetriebe mit Hilfsprogrammen bei der ausbildungsbegleitenden Nachhilfe.
  7. (Virtuelles) Azubi-Speed-Dating nutzen: Online-Speed-Dating-Tage werden von den Kammern, den lokalen Arbeitsagenturen und/oder den Wirtschaftsförderungen organisiert und sind für kleinere Betriebe kostenfrei. Die Unternehmen melden sich an, die Schülerinnen und Schüler buchen online Gesprächstermine. Wichtig ist: Die Termine sind keine Bewerbungsgespräche – es geht um einen ersten ungezwungenen Kontakt und ein gegenseitiges Kennenlernen. Solche Dating-Tage gibt es auch offline.
  8. Kreative Wege gehen: Ob eine Infotafel im Schaufenster des örtlichen Metzgers oder eine Stellenanzeige auf Brötchentüten – es gibt viele ungewöhnliche Wege, um auf offene Stellen aufmerksam zu machen.
  9. Auch an die Eltern denken: Gerade für die jungen Menschen sind die Eltern meist die ersten Ansprechpartner. Über Elterninformationsabende an Schulen, klassischen Stellenanzeigen in Zeitungen oder über Social-Media-Kanäle wie Facebook können Sie auch diese erreichen – und die Eltern wiederum tragen die Informationen an den Nachwuchs weiter. Ein weiterer Tipp: auch mal in anderen Sprachen als Deutsch für sich werben.
  10. Über neue Ausbildungsmöglichkeiten nachdenken: Muss es denn immer die Ausbildung vor Ort sein? Nein, meint Kawohl. „Ich kenne ein IT-Unternehmen aus Baden-Württemberg, das hat einen Azubi in einem anderen Bundesland gefunden und dann Wege gesucht, die Ausbildung rein online durchzuführen.“ Das geht natürlich nicht in allen Ausbildungsbetrieben und ist mit gewissen Anforderungen verbunden. Aber dort, wo es die Tätigkeit ermöglicht, könnte diese Flexibilität auch neue Azubis bringen.

Und was ist mit den klassischen Ausbildungsmessen?

Auf Ausbildungsmessen kommen potenzielle Azubis und Unternehmen zwar schnell zusammen, doch an Klapptischen lassen sich die Tätigkeiten und das Umfeld oft nicht adäquat darstellen. Trotzdem kann es wichtig sein, auf den Veranstaltungen Präsenz zu zeigen. „Hier rate ich den Unternehmen, ihre eigenen Erfahrungen aus der Vergangenheit mit zu berücksichtigen“, sagt Kawohl. „Wenn auf den Messen viele gute Kontakte entstehen, sollten sie auch weiter daran teilnehmen. Wenn nicht, probiert man andere Wege aus.“

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