Wie sich Klimaschutz in kleinen und mittleren Unternehmen umsetzen lässt

Nachhaltigkeit 5 min Lesedauer 24.11.2022
Ein kleines Pflänzchen, das auf einem steinigen Untergrund wächst

Klimaschutz – ist das ein Megatrend? Nein, viel mehr als das: die dringlichste Herausforderung der Menschheit. Das sagt Klimaschutz-Experte Marcel Sentek vom Beratungsunternehmen ClimatePartner. Und er sagt: An dieser Herausforderung ist natürlich auch die Wirtschaft beteiligt. Auch an kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland wird immer stärker die Erwartungshaltung herangetragen, im Klimaschutz aktiv zu werden – von der Politik, der Öffentlichkeit und den Endkundinnen und -kunden.

Aber Klimaschutz ist nicht nur Pflicht, nicht nur Herausforderung. Sondern bietet auch wirtschaftlich viele Vorteile und Möglichkeiten. Deshalb hat Marcel Sentek von ClimatePartner in unserer Webinar-Reihe für kleine und mittlere Unternehmen gezeigt, wie sich eine Klimaschutz-Strategie im Betrieb am besten etablieren und umsetzen lässt. Das sind die zentralen Punkte in der Zusammenfassung:

Die drei wichtigsten Vorteile, sein Unternehmen nachhaltiger aufzustellen

Porträtbild Marcel Sentek
Marcel Sentek

Am Ende des Webinars wurde Marcel Sentek gefragt, was seiner Ansicht nach die drei wichtigsten Gründe sind, ein Unternehmen nachhaltiger aufzustellen. Seine Antwort:

Innenwirkung: „Klimaschutz im Betrieb zu verankern motiviert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erhöht die Identifikation mit dem Unternehmen“, sagt Marcel Sentek. Es sorge für frischen Wind im Unternehmen, weil sich alle beteiligen können und man sich gemeinsam hinter ein wichtiges Projekt stellt.

Außenwirkung: „Klimaschutz wird vom Endkunden honoriert.“ In einer Umfrage im Juni 2022 gaben 77 Prozent der befragten Verbraucherinnen und Verbraucher an, dass es ihnen wichtig bis sehr wichtig ist, dass Unternehmen Verantwortung im Klimaschutz übernehmen. Zudem verlangen viele große Unternehmen wie beispielsweise Supermarktketten von ihren Zulieferern, dass sie ihre Klima-Emissionen transparent machen und möglichst reduzieren.

Und der wichtigste Nutzen: „Man trägt als Unternehmen einen Teil dazu bei, die Klimakrise in einem kleinen Rahmen abzuschwächen.“ Jedes Rädchen ist wichtig, und jede Initiative hat das Potenzial, Nachahmer zu finden und so noch mehr Wirkung zu entfalten.

Verbrauch und Potenzial erkennen

Klimaschutz bedeutet, Emissionen von Treibhausgasen wie CO2 zu reduzieren. Dafür ist es natürlich sinnvoll, erst einmal zu identifizieren, an welchen Stellen man im Unternehmen wie viel CO2 verbraucht. Nach dem Bilanzierungsstandard „Greenhouse Gas Protocol“ gibt es drei Verbrauchskategorien (Scopes):

  • Scope 1: Direkt im Unternehmen entstandene Emissionen, etwa durch Produktionsprozesse oder den Fuhrpark
  • Scope 2: Indirekte Emissionen durch außerhalb eingekauften Strom
  • Scope 3: Alle weiteren indirekten Emissionen, etwa durch eingekaufte Waren und Dienstleistungen, Verpackungen, Dienstreisen oder die Anfahrtswege der Beschäftigten

In welche Kategorie die meisten Emissionen fallen, unterscheidet sich je nach Unternehmen. Bei Dienstleistungsunternehmen zum Beispiel machen häufig die Anfahrtswege der Beschäftigten bis zu 30-40 Prozent der Emissionen aus. Bei produzierenden Betrieben hingegen können etwa der Fuhrpark oder Verpackungsmaterial die größten Posten sein.

Zur Veranschaulichung hatte Marcel Sentek im Webinar die Emissionsverteilung eines Getränke-Produzenten mitgebracht:

Verbrauchsgrund Verbrauch in Tonnen Verbrauch in Prozent
Wärme 565,4 6,6
Fuhrpark 1.034,0 12,1
Strom 706,2 8,3
Verpackungen 3.101,7 36,3
Ausgangslogistik 1.569,9 18,4
Eingangslogistik 641,1 7,5
Vorketten (Strom, Wärme, Kraftstoffe) 392,0 4,6
Produktions- und Verbrauchsmaterial 358,1 4,2
Anfahrt Mitarbeiter 100,1 1,2
Wasser 48,1 0,5
Büromaterial 17,7 0,2
Entsorgung 1,0 0,1
  = 8.535,3 Tonnen = 100 Prozent

 

Klimaschutzmaßnahmen ergreifen

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die CO2-Emissionen zu reduzieren: durch einen geringeren Verbrauch oder eine geringere CO2-Intensität, also indem man CO2 einspart oder vermeidet. Beispiel Strom: Ein geringerer Verbrauch lässt sich etwa durch geschulte Mitarbeitende oder moderne Geräte erreichen. Eine geringere Intensität erreicht man, indem man seinen Betrieb auf Ökostrom umstellt.

Welche Maßnahmen wie sinnvoll sind, unterscheidet sich je nach Unternehmen. Natürlich gilt aber: Auch Kleinvieh macht Mist, und auch ein kleiner Hebel entfaltet Wirkung. Marcel Sentek betont außerdem: „Beziehen Sie Ihre Zulieferer mit ein! Schon in der Beschaffung kann man sich viel klimafreundlicher aufstellen.“

Ein Dienstleistungsunternehmen kann viele Emissionen einsparen, indem es seine Mitarbeitenden incentiviert, das Auto stehen zu lassen: durch ein Jobticket oder ein Dienstrad. Und ein Produzent erreicht möglicherweise viel durch die Umstellung auf Ökostrom, einen elektrischen Fuhrpark oder effiziente Wärmerückkopplung.

Am Beispiel des bereits genannten Getränke-Produzenten hat Marcel Sentek diese Klimaschutzmaßnahmen aufgelistet:

  • Optimierung des Heizbedarfs
  • (Teilw.) Elektrifizierung des Fuhrparks
  • Umstellung auf Ökostrom
  • Materialsparendes Verpackungsdesign
  • Rezyklatanteil erhöhen
  • Einweg vs. Mehrweg, PET vs. Glas
  • Zusammenarbeit mit Logistikpartnern und Verpackungsherstellern
  • Alternative Antriebe in Logistik
  • Jobticket für Mitarbeitende anbieten
  • Fahrradleasing für Mitarbeitende
  • Sensibilisierung für das Thema Anfahrtswege

(Miss-)Erfolge transparent machen

Tue Gutes und sprich darüber! Wer Klimaschutz im Unternehmen verankert, darf und soll das auch kommunizieren: Was sind Ihre Ziele, was haben Sie dafür getan und was werden Sie noch tun? Dabei geht es nicht nur darum, sich auf die Schultern zu klopfen, sondern Nachahmer zu finden, einen Anstoß zu geben.

Wichtig ist aber, sagt Marcel Sentek: „Machen Sie sich ehrlich und zum Beispiel auch Rückschläge transparent. Erklären Sie sachlich, was Sie vorhaben und umsetzen, und unterfüttern Sie das mit Fakten.“

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