Stundensatz berechnen: So bestimmen Sie Ihren eigenen Wert richtig

Frau sitz an einem Schreibtisch und trinkt Kaffee, an der Wand hinter ihr hängen Regale und ein Mann im Hintergrund räumt auf

Für Selbstständige ist der eigene Stundensatz eine der wichtigsten Kennzahlen. Er entscheidet nicht nur über die Rentabilität Ihrer Tätigkeit, sondern auch darüber, ob Sie langfristig erfolgreich und zufrieden arbeiten. Doch viele Gründerinnen und Gründer tun sich schwer damit, den „richtigen“ Preis für ihre Leistungen festzulegen und auch in kreativen Berufen kann es sich wie eine Herausforderung anfühlen, den richtigen Wert zu bestimmen. Wenn Sie den Stundensatz aber strukturiert kalkulieren und dabei sowohl Ihre Kosten als auch Ihren Wert berücksichtigen, sind Sie schon auf dem richtigen Weg.

Was beinhaltet der Stundensatz?

Ein Stundensatz ist der Betrag, den Sie einem Kunden oder einer Kundin für eine Stunde Ihrer Arbeitszeit in Rechnung stellen. Er dient als Grundlage für die Preisgestaltung Ihrer Dienstleistungen und spiegelt sowohl Ihre Kosten als auch Ihren persönlichen Wert wider.

Wichtig zu wissen ist, dass im Stundensatz in der Regel keine zusätzlichen Materialkosten oder Auslagen wie Reisekosten enthalten sind. Diese werden meist gesondert abgerechnet und sollten daher unabhängig vom reinen Arbeitslohn kalkuliert werden. So bleibt Ihr Stundensatz transparent und weist ausschließlich Ihre Arbeitszeit aus.

 

So berechnen Sie Ihren Stundensatz

1. Schritt: Kennen Sie Ihre Kosten

Bevor Sie einen Stundensatz festlegen können, sollten Sie einen klaren Überblick über Ihre laufenden Kosten haben. Diese setzen sich zusammen aus:

  • Fixkosten: Miete, Versicherungen, Software-Abos, Büromaterial, Telefon etc.
  • Variable Kosten: Reisekosten, Material, Outsourcing-Dienstleistungen, Marketing etc.
  • Private Lebenshaltungskosten: Miete, Lebensmittel, Freizeit, Altersvorsorge etc.

Erstellen Sie eine Liste aller monatlichen Ausgaben, sowohl geschäftlich als auch privat. Addieren Sie alle Beträge und rechnen Sie diese auf einen Jahreswert hoch. So erhalten Sie eine solide Grundlage für Ihre Kalkulation.
 

2. Schritt: Planen Sie Ihre Arbeitszeit realistisch

Nicht jede Stunde eines Arbeitstages lässt sich verrechnen. Neben der eigentlichen Kundenarbeit müssen Sie Zeit für Akquise, Buchhaltung, Weiterbildung oder Urlaub einplanen. Erfahrungsgemäß können Sie etwa 60 % Ihrer Gesamtarbeitszeit an Kunden weiterberechnen.

Ein Beispiel: Bei einer 40-Stunden-Woche kommen Sie auf rund 1.920 Arbeitsstunden im Jahr. Rechnet man Feiertage, Urlaub und unproduktive Stunden ab, bleiben etwa 1.100 bis 1.300 Stunden übrig, die sich abrechnen lassen.
 

3. Schritt: Berücksichtigen Sie Steuern und Rücklagen

Als Selbstständige sind Sie selbst für die Abführung von Steuern und Sozialabgaben verantwortlich. Kalkulieren Sie deshalb einen prozentualen Aufschlag für Einkommensteuer, ggf. Gewerbesteuer und Ihre Altersvorsorge mit ein. Auch Rücklagen für größere Anschaffungen oder unvorhergesehene Ausgaben sollten Sie in Ihrer Berechnung berücksichtigen.
 

4. Schritt: Den Stundensatz berechnen – eine Beispielrechnung

Stellen Sie sich folgende Ausgangslage vor:

  • Jährliche Gesamtkosten (privat & geschäftlich): 36.000 €
  • Jährliche Rücklagen und Steuern: 14.000 €
  • Abrechenbare Stunden/Jahr: 1.200

Die Rechnung lautet: (36.000 € + 14.000 €) ÷ 1.200 = 41,67 € pro Stunde. Damit decken Sie Ihre Kosten und Steuern ab. Für Gewinn und unternehmerisches Wachstum sollten Sie darauf noch einen unternehmerischen Gewinnaufschlag von etwa 10–20 % kalkulieren.
 

5. Schritt: Prüfen Sie den Markt und Ihren Wert

Marktrecherche ist ein wichtiger Baustein: Was verlangen andere Selbstständige in Ihrer Branche und Region? Recherchieren Sie online, fragen Sie in Netzwerken nach und schauen Sie sich Honorarempfehlungen von Berufsverbänden an. Vergleichen Sie diese Werte mit Ihrer Kalkulation.

Unterschätzen Sie zudem nicht Ihren eigenen Wert: Fachwissen, Erfahrung, Spezialisierungen und Referenzen rechtfertigen einen höheren Preis. Kommunizieren Sie Ihren Mehrwert selbstbewusst. Preisverhandlungen gehören zum Alltag, aber Sie sollten Ihren kalkulierten Mindeststundensatz nicht unterschreiten.
 

6. Schritt: Preismodelle und Flexibilität

Neben dem klassischen Stundensatz können Sie auch Paketpreise, Tagespauschalen oder projektbezogene Honorare anbieten. Das schafft Flexibilität und kann für beide Seiten Vorteile bringen. Viele Kundinnen und Kunden schätzen transparente und klar kalkulierte Angebote.

 

Ein fairer Stundensatz ist immer aktuell

Die Kalkulation Ihres Stundensatzes ist keine einmalige Angelegenheit. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Kosten, passen Sie Ihren Preis an Marktveränderungen an und entwickeln Sie Ihr Angebot weiter. So stellen Sie sicher, dass sich Ihre Selbstständigkeit langfristig lohnt – für Ihre Kundschaft und für Sie selbst.

Tipp: Nutzen Sie Tools wie Excel oder spezielle Stundensatzrechner, um Ihre Zahlen übersichtlich zu erfassen und verschiedene Szenarien durchzuspielen. Transparenz und Selbstbewusstsein sind die besten Begleiter auf dem Weg zum angemessenen Honorar!