Gründungsberaterin im Interview: „Traut euch!“

Svenja Bremer sitz in einem schwarzen Hosenanzug auf einen Stuhl und schaut frontal in die Kamera

Gründerin, Gründungsexpertin und ING-Kundin Svenja Bremer erzählt uns von ihrem Weg in die Selbstständigkeit, teilt ihre Insights und Tipps rund um die Unternehmensgründung und erklärt, warum man auch in der Selbstständigkeit gemeinsam stärker ist.

Nicht jeder Mensch ist für die Arbeit in einem Konzern gemacht. So ging es auch Svenja Bremer. Heute berät Sie mit Ihrer Unternehmensberatung und der Online-Plattform WHO:IN Gründerinnen und Gründer beim Schritt in die Selbstständigkeit. Wie Sie dort gelandet ist? Über einige Umwege.

Svenja Bremer: Gestartet bin ich mal mit einer Ausbildung bei einer Bank, habe noch ein BWL-Studium aufgesetzt, war selbstständige Fotografin, Projektleiterin für Markenstrategie, war Unternehmensberaterin bei der Handwerkskammer, habe nochmal studiert und nebenbei als Dozentin gearbeitet. Nach meinem Master habe ich schließlich zusätzlich noch WHO:IN gegründet. Rückblickend macht es für mich inzwischen alles Sinn.

Wie kam der Wunsch auf, Dich vollständig selbstständig zu machen?

Svenja Bremer: Für mich war relativ schnell klar, dass das Arbeiten im Konzern nichts für mich ist – ich wollte mich selbst verwirklichen, meine Arbeitszeit frei einteilen und meine Arbeit eigenständig gestalten können. Als ich dann nochmal berufsbegleitend Digitalisierungsmanagement und Unternehmensberatung studiert habe und im Rahmen meiner Masterarbeit zu Gründerinnen geforscht habe, dachte ich mir: Das wäre doch zusätzlich zu meinem Beraterjob eine perfekte Gelegenheit für eine weitere Gründung.

Warum hast du den Schwerpunkt auf Gründerinnen gelegt?

Svenja Bremer: Ich fand alles rund um das Thema Gründen und Mittelstand schon in meinem ersten Job spannend. Dann habe ich im Rahmen meiner Forschung herausgefunden, dass es viele Frauen gibt, die gerne gründen möchten, aber nicht wissen, wie sie das anstellen sollen. Und ab da war klar, dass ich meinen Beratungshintergrund und mein Wissen im Digitalisierungsmanagement verbinden möchte, um genau diese Gründerinnen zu unterstützen.

Svenja Bremer sitzt auf dem Boden vor einem Sofa, sie trägt ein T-Shirt und Jeans und stütz den Arm auf einem Bein ab, in der Hand hält sie einen Stift

WHO:IN ist ein unabhängiges Onlineportal, das Gründerinnen und Gründer vernetzt, unterstützt und Klarheit in den Gründungsdschungel bringt.
Übrigens: Inzwischen unterstützt Svenja Bremer mit WHO:IN nicht nur noch Gründerinnen.

Das Hobby zum Beruf machen? Für Svenja Bremer keine Option mehr, denn im schlimmsten Fall verliert man den Spaß am Hobby. Aber das heißt nicht, dass sie ihren Gründerinnen und Gründern empfiehlt etwas zu tun, das ihnen keine Freude bereitet – ganz im Gegenteil.

Wie findet man die richtige Geschäftsidee?

Svenja Bremer: Es gibt ganz unterschiedliche Wege, wie eine Gründungsidee entstehen kann. Manche Menschen gründen aus der Arbeitslosigkeit heraus, andere, weil sie mit ihrem aktuellen Job unzufrieden sind oder etwas verändern möchten. Wieder andere kommen durch eine neue Lebenssituation – etwa nach der Geburt eines Kindes – dazu, über ihre berufliche Zukunft nachzudenken und sich selbst zu verwirklichen. Eine weitere Möglichkeit ist die Unternehmensnachfolge, also ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen. Und natürlich gibt es viele Start-ups, die gezielt Lösungen für bestimmte Bedürfnisse entwickeln oder Spaß daran haben, ihre eigene Geschäftsidee von Grund auf aufzubauen.
Wichtig ist in jedem Fall, die Idee gründlich zu prüfen: Gibt es überhaupt ein echtes Bedürfnis? Wie sieht der Wettbewerb aus? Welche Marktpotenziale gibt es? Lässt sich ein Prototyp entwickeln oder testen? Und ganz zentral: potenzielle Kundinnen und Kunden – also die Zielgruppe – direkt ansprechen und befragen.

Wie gehe ich da am besten vor?

Svenja Bremer: Wenn eine Idee steht, geht es im nächsten Schritt darum, daraus wirklich ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Also: Wie kann ich damit Geld verdienen? Welche Zielgruppe spreche ich an, über welche Kanäle erreiche ich sie – und was genau ist mein Angebot? Wenn das klar ist, sollte man das Marktpotenzial prüfen. Dazu lohnt sich ein Blick in Branchenbriefe, Statistiken und Plattformen wie Statista, aber auch Tools wie ChatGPT können heute sehr gut dabei helfen, erste Einschätzungen und Marktanalysen zu bekommen.
Wichtig ist, sich nicht nur auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen, sondern Erfahrungswerte und Einschätzungen von Fachleuten einzuholen – zum Beispiel von Beraterinnen und Beratern, den Industrie- und Handelskammern oder Gründungsnetzwerken. Und natürlich: Das Ganze testen! Egal, ob durch Prototypen, kleine Markttests oder Workshops mit potenziellen Kundinnen und Kunden. Je mehr Feedback man frühzeitig sammelt, desto klarer wird, ob und wie sich die Idee wirklich trägt.

Schafft man das alleine?

Svenja Bremer: Nein, ganz alleine schafft man das nicht. Das fängt schon beim Netzwerk an. Du brauchst Menschen, die dich unterstützen und anfeuern. Genauso brauchst du Leute, die dich challengen und dir helfen, deine Idee zu analysieren und eine gute Strategie aufzubauen. Und dann ist es auch so, dass die wenigsten alle Aufgaben im Geschäftsalltag selbst meistern können oder wollen. Man muss nicht alles selbst machen, aber man muss wissen, wo man sich die Unterstützung holen kann. Meine Buchhaltung lagere ich zum Beispiel aus, weil ich dafür nicht mehr genügend Zeit haben.

Svenja Bremer sitz in einem schwarzen Hosenanzug auf einen Stuhl und schaut frontal in die Kamera

Und wie finden Gründerinnen und Gründer die richtigen Kontakte?

Svenja Bremer: Bevor man überhaupt aktiv ins Netzwerken startet, sollte man sich erst einmal bewusst machen, welche Kontakte eigentlich relevant sind. Also: Wer kann mir konkret weiterhelfen? Mit welchen Menschen möchte ich mich austauschen? Suche ich Sparring-Partnerinnen und -Partner, die meine Ideen hinterfragen? Menschen, die wissen, wo meine Zielgruppe ist? Oder Personen, mit denen ich offen über Herausforderungen sprechen kann?
Wenn das klar ist, geht es ans aktive Netzwerken – und das funktioniert nur auf eine Art und Weise: ehrlich und interessiert. Es bringt nichts, einfach überall das eigene Angebot zu platzieren. Viel wichtiger ist, sich wirklich auf Gespräche einzulassen, zuzuhören und echtes Interesse zu zeigen. Ich mache es beim Netzwerken immer so: Wenn ich eine Person spannend finde und gerne in Kontakt bleiben möchte, frage ich zuerst: Wer bist du? Was machst du? Und wie kann ich dich unterstützen? Das schafft Vertrauen und eine gute Basis für eine langfristige Beziehung.

Hast du noch weitere Tipps?

Svenja Bremer: Gerade im Gründungsbereich gibt es viele Anlaufstellen, Netzwerke und Programme, die den Einstieg erleichtern. Hier lohnt es sich, gezielt zu schauen: In welchem Bereich gründe ich – und wer ist dafür die richtige Ansprechpartnerin oder der richtige Ansprechpartner? Dann einfach den Mut haben, diese Personen anzuschreiben, um Unterstützung zu bitten oder ein Gespräch zu vereinbaren. So entstehen meist die wertvollsten Kontakte.

Was macht eine Gründungsberaterin wie Svenja Bremer im Geschäftsalltag glücklich? Der Erfolg ihrer Gründerinnen und Gründer. Denn wie sich das Geschäft ihre Schützlinge entwickelt, liegt ihr auch nach Ende der offiziellen Zusammenarbeit am Herzen. Sie steht mit vielen noch immer in Kontakt und zählt sie zu ihrem Netzwerk.

Und was macht dich happy, wenn es um Administration geht?

Svenja Bremer: Alles, was einfach und digital ist. Deswegen nutze ich das ING Geschäftskonto so gern. Das ging schon bei der Eröffnung los. Die Kontoeröffnung ging so schnell, ich musste nur kurz was ausfüllen und bestätigen. Alles online und wahnsinnig schnell. Die App war total schnell installiert und meine Karte kam auch richtig schnell an. Dass etwas so schnell und einfach funktioniert, war ich bisher wirklich nicht gewohnt. Und deswegen war für mich klar, dass ich wirklich zur ING wechsle.

Zum Schluss: Was sind Deine wichtigsten Tipps für Gründerinnen und Gründer?

Svenja Bremer: Kennt euren Markt und eure Zahlen, vernetzt euch und vor allem: Traut euch.

Fotos: Chris Marxen