Die Roboter kommen (doch nicht?)

3 min Lesedauer 11.06.2018
Pärchen mittleren Alters liest Zeitung im Bett mit Hund

Vor gut drei Jahren veröffentlichten wir unsere Studie „Die Roboter kommen“. Seitdem tobt in Deutschland eine nahezu religiöse Debatte über die möglichen Folgen von Automatisierung und Digitalisierung für den Arbeitsmarkt. Es ist wichtig, in dieser Diskussion einen kühlen Kopf zu bewahren, denn in der Wirtschaftswissenschaft gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Lassen wir daher die Fakten sprechen. Und die zeigen, dass trotz Wirtschaftsboom und Rekord-Beschäftigung Automatisierung und Digitalisierung schon erste Spuren hinterlassen.

Die nächste industrielle Revolution ist schon in vollem Gang. Zusammen mit den Folgen der Globalisierung verändern sich Arbeitsmärkte in rasantem Tempo. Wer vor Jahrzehnten eine Banklehre begann, in der Hoffnung auf eine sichere Arbeitszukunft, sieht sich heute einer anderen Realität ausgesetzt. Wer Rechtsanwalt wurde, hatte einen krisensicheren Job, bis Algorithmen Millionen von Dokumenten schneller und effizienter sichten konnten. Gleichzeitig hätten vor zehn Jahren Jugendliche, die Drohnenflieger oder App-Entwickler als Traumjob angegeben haben, nur ungläubige Blicke geerntet.

Niemand kann genau sagen, wo die Reise hingehen wird. Auch Wirtschaftswissenschaftler streiten sich über Methoden, Annahmen und Ergebnisse. Mittlerweile geht die Bandbreite möglicher Arbeitsplatzverluste in Deutschland laut verschiedenster Studien von 9% bis zu 59%. Der vielleicht größte Schwachpunkt vieler Studien ist, dass eigentlich niemand weiß, wo welche neuen Jobs entstehen werden. Denn aktuell erlebt der deutsche Arbeitsmarkt einen einzigartigen Boom. Seit 2007 ist die Erwerbstätigkeit von 40,3 Millionen auf 44,2 Millionen gestiegen. Beim Anblick dieser imposanten Zahlen sieht nahezu jede Studie über mögliche Arbeitsplatzverluste wie Schwarzmalerei aus.

Trotz allem versteckt sich auch hinter dem aktuellen Wirtschaftswunder schon jetzt ein starker Wandel des Arbeitsmarktes. Seit Ende 2013 wurden Stellen vor allem im Dienstleistungsbereich geschaffen. Der höchste Stellenzuwachs wurde in diesem Zeitraum in sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen verzeichnet, der niedrigste im Finanzdienstleistungsbereich.

Schon jetzt hinterlassen Roboter und Digitalisierung ihre Spuren. Je höher die Automatisierungsmöglichkeit eines Arbeitsplatzes ausfällt, desto schwächer hat sich das Beschäftigungswachstum innerhalb der letzten vier Jahre entwickelt. Berufe, die in die Kategorie „Bürokräfte und verwandte Berufe“ fallen und einer 86%igen Automatisierungsmöglichkeit unterliegen, sind zwischen 2013 und 2017 um lediglich 2% gestiegen, während „Akademische Berufe“ bei einer Automatisierungswahrscheinlichkeit von 12% um 11% zugenommen haben.

Und diese Analyse bezieht noch eine weitere Dimension in die Diskussion mit ein: die der Polarisierungsthese, d.h., dass Automatisierung und Digitalisierung die Schere auf dem Arbeitsmarkt zwischen hoch- und niedrigqualifizierten Jobs weiter öffnen können. Die Frage ist nicht, ob die Roboter kommen. Die Frage ist, wie sie kommen. Diese Diskussion ist also noch lange nicht beendet.

 

Die gesamte Analyse finden Sie hier:

 

Download: Die Roboter kommen (doch nicht?)