Chart of the Week | 18.04.2019

Positive Überraschungen?

2 min Lesedauer 18.04.2019

Im letzten Jahr ist ein Indikator ins Blickfeld von Ökonomen gerückt, dem bis dato wenig Beachtung geschenkt wurde:  Wasserstände an schiffsrelevanten Pegeln, allen voran der Wasserstand in Kaub. Kaub, eine kleine Stadt am Rhein, zeichnet sich nicht nur durch schöne Wanderwege aus, sondern markiert auch den wichtigsten Wasserpegel für die Rheinschifffahrt. Und der hat sich letztes Jahr im Wirtschaftswachstum bemerkbar gemacht.

 

Denn der Pegelstand dient als Indikator für die Frachtschifffahrt – je nach Stand können Schiffe unterschiedlich stark beladen werden. Im letzten Jahr war der Pegelstand derart niedrig, dass Schiffe den Rhein nicht voll beladen fahren konnten. Dabei ist der Rhein, bzw. generell die Binnenschifffahrt, eine wichtige Transportstraße für den Güterverkehr und dient zudem noch der Kühlung von Kraftwerken. Insgesamt werden 6 % aller Güter per Binnenschifffahrt transportiert, der Großteil davon sind Vorleistungsgüter und Rohstoffe, die zur industriellen Weiterverarbeitung benötigt werden. 

Wasserpegel in Kaub und Produktion in der Chemieindustrie

Quelle: Bloomberg, Refinitiv, ING Economic & Financial Analysis

Unter anderem hat dadurch auch die chemische Industrie (ohne Pharma) einen deutlichen Dämpfer hinnehmen müssen, wie unser Chart der Woche zeigt. Wichtige Rohstoffe konnten nicht in der erforderlichen Menge geliefert werden und haben somit die Produktion behindert. Insgesamt nahm die Güterbeförderung der Binnenschifffahrt laut Statistischem Bundesamt um 11,1 % gegenüber dem Vorjahr ab. Im November war gar ein Rückgang von -34 % zu verzeichnen.

 

Neben dem Niedrigwasser wurde die schwache Entwicklung der deutschen Wirtschaft aber auch noch von Autos, dem Handelskrieg zwischen den USA und China und dem Hin und Her beim Brexit bestimmt. Doch mittlerweile ist der Wasserstand auf dem Rhein wieder angestiegen – und auch bei den anderen Faktoren zeichnet sich Entspannung ab.

 

Zumindest wenn es nach dem Wasserstand geht, fällt das erste Quartal daher vielleicht ja auch gar nicht so schlecht aus wie landläufig angenommen. Und Wasserstände an schiffsrelevanten Pegeln haben sich unter Ökonomen bereits jetzt als Konjunkturindikator etabliert.

Autor: Inga Fechner