Chart of the Week | 23.11.2018

Nachhaltigkeit – nur gut oder auch erfolgreich?

2 min Lesedauer 23.11.2018

Wenn von nachhaltigen Investments die Rede ist, geht es meistens um Unternehmen mit einer guten Bewertung in den sogenannten ESG-Kategorien Environment, Social und Governance (Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung). Geld, das in diese Unternehmen investiert wird, verbessert die Finanzierungsbedingungen dieser Unternehmen und erleichtert ihnen das Erreichen ihrer Ziele – mit positiven Auswirkungen auf Umwelt, Arbeitsbedingungen und Management. Aber wie sieht es mit der Rendite aus?

 

Zahlreiche Studien zeigen einen positiven Zusammenhang zwischen der ESG-Bewertung und der finanziellen Performance von Unternehmen, so beispielsweise auch eine Metastudie von Friede, Busch und Bassen (2015), die die Ergebnisse von rund 2.200 Studien auswerteten: Rund 90 Prozent davon konnten zumindest keinen negativen Zusammenhang feststellen, eine große Mehrheit aber einen positiven.

 

Dass die Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien nicht zu Lasten der Performance gehen muss, zeigt auch der Vergleich des wohl bekanntesten internationalen Aktienindex MSCI World mit dem MSCI World ESG Leaders. Dieser enthält nur Aktien von Unternehmen mit einer guten Bewertung in den Kategorien Environment, Social und Governance. Wie unser Chart der Woche zeigt, weisen beide Indizes in den vergangenen Jahren eine annähernd identische Wertentwicklung auf.

Wertentwicklung der Indizes MSCI World und MSCI World ESG Leaders, auf Eurobasis, indiziert zu 01.01.2013 = 100

Quelle: ING International Survey

Ein langer Anlagehorizont ist dabei natürlich wichtig, denn wie jedes Investment unterliegt auch eine Anlage unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten gewissen Wertschwankungen. Doch weil die Beachtung von ESG-Kriterien den Ausschluss gewisser Risikofaktoren mit sich bringt, weisen nachhaltige Investments auf lange Sicht geringere Wertschwankungen auf, wie Giese et. al. feststellen konnten (2017).

 

Andererseits bedeutet nachhaltiges Investieren aber auch, dass sich die Auswahl möglicher Anlagen reduziert – dadurch können vor allem kurzfristig größere Abweichungen im Vergleich zu einem herkömmlichen Investment auftreten. Wenn ein steigender Ölpreis beispielsweise die Gewinne und damit den Börsenwert von Ölfirmen in die Höhe treibt, wird sich dies in einem nachhaltig orientierten Portfolio weniger stark auswirken, weil Ölfirmen dort meist deutlich unterrepräsentiert sind. Allerdings liegt die Annahme durchaus nahe, dass nachhaltig orientierte Investoren ihren Blick ohnehin eher auf die lange Sicht gerichtet haben dürften.

 

Englischsprachiger Originalartikel auf ING THINK (mit Verweisen zu den erwähnten Studien)

Autor: Sebastian Franke