Chart of the Week | 15.02.2019

Ein neuer Showdown, der nur bedingt einer ist

3 min Lesedauer 15.02.2019

In den kommenden Wochen geht es wieder hoch her. Ob weitere Zölle im Handelsstreit oder eine (finale?) Entscheidung im Brexit-Drama, an den Märkten wird vorerst keine Ruhe einkehren. Den Auftakt bildet diesen Sonntag das US-amerikanische Handelsministerium mit seiner Entscheidung darüber, ob es Präsident Trump Zölle auf Autos und Autoteile empfiehlt. Eine Entscheidung, die sich vor allem gegen die EU richtet. Denn Präsident Trump sind die von der EU erhobenen Zölle auf Autos in Höhe von 10% ein Dorn im Auge – in den USA fallen Importzölle in Höhe von 2,5% an.

 

Anders verhält es sich dagegen jedoch bei den in den USA so beliebten Trucks und Geländewagen (SUVs). Denn hier erheben die USA ganze 25%, weswegen deutsche Autokonzerne diese Modelle auch gerne in den USA oder Mexiko fertigen und die Wagen wieder nach Europa exportieren. Tatsächlich fertigen deutsche Hersteller insgesamt schon längst mehr in den USA als sie dorthin exportieren.

In den USA boomt der Verkauf von Trucks und SUVs

Quelle: Thomson Reuters Datastream, ING Economic and Financial Analysis

Dabei ist die Truck- und SUV-Sparte in den USA viel beliebter als klassische PKW, wie unser Chart der Woche zeigt. So haben die Verkäufe von leichten Nutzfahrzeugen in den USA wieder einmal die PKW-Verkäufe übertroffen, die Schere nimmt seit mehreren Jahren kontinuierlich zu. Während Verkäufe von Trucks und SUVs laut IHS-Daten im Jahr 2018 um 7,6% im Jahresvergleich stiegen, sanken PKW-Verkäufe um satte 12,6%. Der Marktanteil der Trucks und SUVs an den gesamten Personenwagen-Verkäufen im Jahr 2018 ist sogar auf 68,2% angestiegen, um 4,7%-Punkte mehr als im Jahr zuvor.

 

Kein Wunder also, dass da die Frage aufkommt, ob es Trump wirklich um Autozölle geht oder ob nicht andere strategische Überlegungen hinter den Zöllen stehen. Um seine Position gegenüber der EU zu stärken, beispielsweise um mehr Zugeständnisse bezüglich des EU-Imports von Flüssiggas oder bei Agrarprodukten zu bekommen, ist das Drohen mit Autozöllen durchaus denkbar. Infolgedessen ebenso ein weiterer Juncker-Trump Deal. Sofern das Handelsministerium Trump am Sonntag grünes Licht gibt, hat Trump bis zu 90 Tage Zeit, sich für oder gegen Zölle zu entscheiden. In diesen Tagen, in denen Deadlines immer wieder ein bisschen weiter weg geschoben werden, viel Zeit, um sich gegenseitig Zugeständnisse zu machen.

Autor: Inga Fechner