Im deutschen Blue-Chip-Index finden sich auch Titel für Vorsichtige | 28.02.2017

Eine Analyse von BÖRSE ONLINE,
Martin Hintze | Werbemitteilung
„Solange ausländische Investoren deutsche Aktien kaufen, scheint die Überwindung der 12.000-Punkte-Marke im Dax möglich.“ Das ist die Marktmeinung der Privatbank Ellwanger&Geiger. Tatsächlich mäanderte der deutsche Schwerpunkt-Index zuletzt um den Wert von 11.800 Zählern. Das eigentlich Bedenkliche: Viel zu wenige Privatanleger nutzen Aktien für die Altersvorsorge, laut Deutschem Aktien Institut (DAI) besitzen lediglich 14 Prozent der Bundesbürger Aktien oder Aktienfonds. Gerade der Dax als Blue-Chip-Index ist dabei für Einsteiger wie für Fortgeschrittene ein geeignetes Investmentziel.
Studien belegen: Wer seit 1950 sein Geld in Dax-Aktien gesteckt hat, der hat in der Rückrechnung bei einer Haltedauer von 15 Jahren keinen Verlust gemacht. Das klingt nicht sehr verlockend? Ein aktueller Rückblick macht es deutlicher: Wer vor 15 Jahren den Dax über einen Index-Fonds gekauft hat, freut sich heute über ein Plus von gut 80 Prozent – trotz zweier ausgeprägter Baisse-Phasen. Ob diese "goldene" Regel auch in der Zukunft gilt, ist allerdings ungewiss.
ETF als günstiger Einstieg
Tatsächlich bieten sich für Anleger, die sich nach dem Einstieg wenig mit ihrem Investment beschäftigen wollen, ein Exchange Traded Funds (ETF) auf den Dax an. Die Rating-Agentur Morningstar hat derzeit ein Produkt von db x-trackers (ISIN LU0274211480), eines von iShares (DE0005933931) und eins von der Sparkassen-Tochter Deka (DE000ETFL433) mit vier Sternen ausgezeichnet.
Noch interessanter aber ist es, die passende Aktie fürs eigene Portfolio auszuwählen. Wer schon drei europäische Versicherungstitel hält, greift besser nicht gerade zur Allianz. Und wer bereits auf weltweite Autoaktien setzt, der lässt VW, Daimler und BMW besser links liegen – oder verkauft einen Teil der anderen Papiere. Und wer weniger auf Themen als vielmehr auf Kennzahlen spekulieren möchte, wird bei interessanten Dax-Werten fündig (siehe Tabelle unten).
Kennzahlen beachten
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist zwar für sich allein nicht allzu aussagekräftig, dient aber als erster Anhaltspunkt für die Bewertung einer Aktie. Im Dax ist demnach zurzeit die Lufthansa besonders günstig. Das könnte sich ändern, nachdem die Einigung der Airline mit ihren Piloten viel Unsicherheit genommen hat. Allerdings: Der Wettbewerb ist hart, Kunden und Fracht sind umkämpft. So ist die Kranich-Linie bei den Passagierzahlen in Europa nur noch die Nummer zwei hinter Ryanair. Allerdings, meint Analyst Yan Derocles von der Investmentbank Oddo Seydler, könnte die Sommersaison besser verlaufen als der Markt es erwartet. Zudem spart Lufthansa Kosten, wo sie nur kann, und geht im Rahmen der aktuellen Branchenkonsolidierung strategisch clever vor. Ein Beispiel: Das sogenannte Wet Leasing, bei dem die Frankfurter Maschinen und Personal von der angeschlagenen Airberlin mieten.
Taugt die Jahresperformance als Indikator für die weitere Entwicklung? Unter charttechnischen Aspekten ja, fundamental sicher nicht. Das zeigt sich gerade an den Titeln von ThyssenKrupp, die im vergangenen Monat nachgegeben haben – auf die Stimmung gedrückt hat die Wahl von US-Präsident Donald Trump, die den Bau zweier Werke in Mexiko zum Risiko hat werden lassen. Auf Jahressicht betrachtet haben sich die Aktien des Stahlkonzerns jedoch besser entwickelt als alle anderen Anteilsscheine im Dax. Analysten sind deshalb auch ganz überwiegend positiv gestimmt. Die Margen im Stahlgeschäft dürften sich erheblich verbessern, meint etwa Ingo-Martin Schachel von der Commerzbank. Zudem sind die Essener dafür bekannt, sehr konservativ zu planen; die Hoffnung der Marktteilnehmer liegt daher darauf, dass das Unternehmen seine Prognosen übertrifft.
Solidität gefragt
Apropos Analysten: Auch die Bewertung durch die Experten kann ein Kriterium für Anleger sein. In der Gunst der Investmentbanker steht momentan BASF ganz oben. Die meisten Beobachter haben in den vergangenen Wochen ihre Kursziele für den Chemiekonzern angehoben, sie betragen jetzt bis zu 110 Euro (Citigroup). Der Grund für den Optimismus: Die Preise steigen, die Überkapazitäten wurden abgebaut. BASF kann damit zu den Basisinvestments für langfristig orientierte Anleger gezählt werden.
Wer einen langen Investmenthorizont hat, setzt meist gern auf Solides. Und da spielen Ausschüttungen eine gewichtige Rolle. Der Topwert im Dax ist dabei ProSieben Sat.1. Mit mehr als fünf Prozent Dividendenrendite beteiligen die Bayern ihre Aktionäre am Gewinn. Dabei hat das Medienunternehmen ein eher durchwachsenes Jahr hinter sich. Doch: 2017 soll es für den Dax-Neuling, der seit einem Jahr in der ersten Börsenliga mitmischt, wieder deutlich bergauf gehen. Die Kennziffern sind solide, das Werbegeschäft zeigt sich relativ robust. Zudem, meint etwa Laurie Davison von der Deutschen Bank, sei das Digitalgeschäft unterbewertet. Mit der attraktiven Dividende, die allerdings am oberen Rand des Möglichen liegt, hübschen sich die Unterföhringer zusätzlich auf.
Gewinne laufen lassen
Und noch eine Kennzahl macht Lust auf bestimmte Aktien: das Gewinnwachstum. Unter den 30 Dax-Aktien stach dabei die Deutsche Post hervor. Doch ob der Logistiker weiter zulegen kann? Die Chancen stehen nicht schlecht, denn das Unternehmen hat UK Mail übernommen, was sich in diesem Jahr beim Umsatz im europäischen Paketgeschäft auszahlen sollte und auch den Gewinn treiben dürfte. Und die Ziele der Bonner bis zum Jahr 2020 sind auch realistisch, da der Online-Handel boomt und die Post zudem Abläufe im eigenen Haus optimieren möchte. Das spricht für eine weiter zunehmende Profitabilität.
Merkwürdig nur: So zuversichtlich sich die Profis aus den Bankhäusern für verschiedene Einzeltitel geben, so zurückhaltend sind sie für den Gesamtindex. Höchstens 12.000 Punkte trauen sie dem Schwergewichtsbarometer bis zum Jahresende zu. Aber: Sie gestehen auch ein, dass sie derzeit besonders vorsichtig schätzen.

Investment-Beispiele:
ISIN |
DE000BASF111 |
Aktueller Kurs |
87,98 € |
KGV* (2017) |
16,3 |
Gewinn/Aktie (2017**) |
5,36 € |
Dividende (2017**) |
3,07 € |
Dividendenrendite (2017**) |
3,5 % |
ISIN |
DE0005552004 |
Aktueller Kurs |
32,33 € |
KGV* (2017) |
14,4 |
Gewinn/Aktie (2017**) |
2,23 € |
Dividende (2017**) |
1,05 € |
Dividendenrendite (2017**) |
3,3 % |
ISIN |
DE0008232125 |
Aktueller Kurs |
13,80 € |
KGV* (2017) |
7,0 |
Gewinn/Aktie (2017**) |
1,94 € |
Dividende (2017**) |
0,48 € |
Dividendenrendite (2017**) |
3,5 % |
ISIN |
DE000PSM7770 |
Aktueller Kurs |
37,71 € |
KGV* (2017) |
14,5 |
Gewinn/Aktie (2017**) |
2,57 € |
Dividende (2017**) |
2,06 € |
Dividendenrendite (2017**) |
5,5 % |
ISIN |
DE0007500001 |
Aktueller Kurs |
23,78 € |
KGV* (2017) |
13,5 |
Gewinn/Aktie (2017**) |
1,76 € |
Dividende (2017**) |
0,32 € |
Dividendenrendite (2017**) |
1,3 % |
*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose; *** Geschäftsjahresende 30.9.; Währungen umgerechnet in Euro; Stand: 28.02.2017