Titel des jungen Segments erscheinen vielversprechend | 29.12.2017

Eine Analyse von BÖRSE ONLINE,
Martin Hintze | Werbemitteilung
„Hier wird wachstumsorientierten, jungen Unternehmen ein besserer Zugang zu Eigenkapital geschaffen.“ So hieß es zum Start des neuen Börsensegments Scale. Und so hatte es fast genau 20 Jahre zuvor geklungen, als der Neue Markt aus der Taufe gehoben wurde. Damit nicht genug: Ein Blick auf die Mitglieder des Wachstumssegments zeigt, dass der eine oder andere schon damals mit an Bord war, etwa Beta Systems, Mensch und Maschine und – damals noch unter dem Namen Edel Music – die Edel AG.
Gerade deshalb, so beteuern die Verantwortlichen unermüdlich, sei das neue Segment, das vor allem kleine und mittlere Unternehmen anziehen soll, in seinen Zulassungsbedingungen viel restriktiver. Gehandelt werden in Scale Aktien und Unternehmensanleihen des Freiverkehrs, wodurch der zuletzt durch mehrere Skandale erschütterte Entry Standard ersetzt wird. Um dabei sein zu dürfen, müssen die Unternehmen mindestens zehn Millionen Euro pro Jahr umsetzen, ein positives Jahresergebnis erwirtschaften, ein positives bilanzielles Eigenkapital vorweisen können, mindestens 20 Mitarbeiter beschäftigen sowie vor dem Börsengang bereits wenigstens fünf Millionen Euro Eigenkapital eingesammelt haben. Und, ganz wichtig: Es gibt zwei Research-Reports. Einer durchleuchtet den Börsen-Aspiranten vor der Aufnahme in das Segment, der andere ist quantitativ aufgebaut und wird täglich aktualisiert.
Neuer Index
Mit Scale will die Deutsche Börse ein anerkanntes Börsensegment unterhalb des SDax etablieren. Zwar ist das Interesse der Investoren grundsätzlich vorhanden. Schließlich entwickelte sich der Scale-All-Share-Index seit dem Start im März 2017 besser als der große Bruder Dax. Dennoch will die Deutsche Börse AG weiter für das Segment trommeln. Der nächste Schritt soll noch im ersten Quartal 2018 ein Auswahl-Index sein, in dem dann 30 Unternehmen gelistet sein könnten. Doch schon jetzt heißt es von der Börse zufrieden: „Die deutlich gestiegenen Handelsvolumina zeigen, dass es uns gelungen ist, die in Scale gelisteten Unternehmen visibler zu machen und die Liquidität der Papiere deutlich zu verbessern.“
Das macht Scale für Newcomer attraktiv. Tatsächlich wagten bereits einige Unternehmen trotz der vergleichsweise hohen Hürden den Gang aufs Parkett, darunter als erstes Ibu-tec, dann Noratis, Naga Group und Mynaric. Dass bisher kein Unternehmen das Segment wieder verlassen musste, liegt womöglich auch an der noch kurzen Beobachtungszeit von bisher gerade zehn Monaten. Dafür aber schafften Grand City Properties und die Corestate Capital Holding bereits das Uplift in den regulierten Markt Prime Standard.
Spannende Werte
Einige der Scale-Titel erscheinen besonders interessant:
Beta Systems: Der Berliner Software-Spezialist beschäftigt knapp 300 Mitarbeiter und hat im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp 50 Millionen Euro erwirtschaftet. Aufgrund auslaufender Lizenzen dürfte der Umsatz allerdings leicht zurückgehen, bevor er 2019 wieder zulegen sollte. Die Marge (Stufe Ebit, Gewinn vor Zinsbelastung und Steuern) soll nach Prognose des Vorstands auch langfristig nicht aus dem Korridor zwischen mindestens 15 und 20 Prozent rutschen.
Edel: Der Medien-Konzern hat im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 198,1 Millionen Euro erzielt – gegenüber dem Vorjahr ein Plus von zehn Prozent. Besonders das starke Streaming-Geschäft hat zum guten Ergebnis beigetragen. Damit wurde der Jahresüberschuss von 4,5 Millionen Euro – plus sieben Prozent zum Vorjahr – möglich. Analyst Alexander Braun von Montega bewertet die Edel-Aktie vor allem aufgrund des optimistischen Ausblicks als Kauf.
Helma: Die Helma Eigenheimbau AG profitiert von der starken Baukonjunktur in Deutschland – so stehen mehr Projekte denn je in den Auftragsbüchern. Das schlägt sich auch in der Bilanz nieder, bezogen aufs jüngste Geschäftshalbjahr legte der Umsatz um 6,9 Prozent auf knapp 111 Millionen Euro zu.
Alte Bekannte
Ibu-tec: Das erste IPO (Initial Public Offering, Börsengang) in Scale verlief verheißungsvoll. Dann allerdings kehrte Ernüchterung ein. Das Unternehmen aus Weimar, das sogenannte Funktionschemikalien produziert, macht Anleger dadurch nervös, dass es 80 Prozent seines Umsatzes mit nur fünf Großkunden erzielt. Allerdings: In den vergangenen vier Jahren legte Ibu-tec beim Umsatz um jeweils rund 20 Prozent zu, die Gewinnmarge wurde zuletzt mit 20,5 Prozent beziffert. Erholt sich der Automobilmarkt nachhaltig, geht es auch mit Ibu-tec weiter bergauf.
Mensch und Maschine: Der CAD/CAM-Spezialist hat die Umstellung seiner Kunden von Kauf- zu Mietmodellen gut verdaut. Cosmin Filker, Aktienanalyst bei GBC, sieht trotz etwas gesunkener Umsätze der Bayern ein verbessertes Ergebnis und verweist auf die vom Management vorhergesagten zweistelligen Wachstumsraten. Filkers Fazit lautet Kauf.
Naga Group: Als „speculative buy“ sehen die Analysten von SMC die Aktien des Fintechs Naga Group. Grund: In den Titeln steckt vor allem große Hoffnung. Die Hamburger sind im Zukunftsbereich Kryptowährungen unterwegs – bis zum Börsengang mit eher mäßigem wirtschaftlichen Erfolg. Mit dem eingesammelten Kapital jedoch scheint die Gruppe die Kurve zu kriegen. Bis sich allerdings handfeste bilanzielle Erfolge einstellen, sollten Anleger nur „Spielgeld“ investieren.
Ringmetall: Das Unternehmen ist ein Verpackungsexperte. Nicht zuletzt durch den Kauf des Spannringherstellers Latza und wegen des Engagements in China hat das Geschäft im „Industrial Packaging“ deutlich zugelegt. Das Ergebnis konnte damit nicht Schritt halten, was einerseits an der Belastung durch Fremdwährungen, zum anderen an niedrigere Margen aufgrund hoher Rohstoffkosten lag. Analyst Patrick Speck von Montega hat nach den soliden Zahlen seine Halte-Empfehlung bestätigt. 2018 könnte Ringmetall aber neuen Schub verleihen.
Kursausschläge möglich
Insgesamt bietet Scale Anlegern eine ganze Reihe innovativer Unternehmen, die für den einen oder anderen kräftigen Kursausschlag gut sein können. Wer sich Titel von Scale-Gesellschaften ins Depot holt, dem muss jedoch auch klar sein, dass diese Ausschläge nach oben und nach unten erfolgen können.

Investment-Beispiele Aktien:
ISIN |
DE000A2BPP88 |
Aktueller Kurs |
22,94 € |
KGV* (2018) |
14,5 |
Gewinn/Aktie (2018**) |
1,00 € |
Dividende (2018**) |
0,00 € |
Dividendenrendite (2018**) |
0,0 % |
ISIN |
DE0005649503 |
Aktueller Kurs |
3,61 € |
KGV* (2018) |
13,3 |
Gewinn/Aktie (2018**) |
0,27 € |
Dividende (2018**) |
0,11 € |
Dividendenrendite (2018**) |
3,1 % |
ISIN |
DE000A0EQ578 |
Aktueller Kurs |
43,71 € |
KGV* (2018) |
10,5 |
Gewinn/Aktie (2018**) |
4,17 € |
Dividende (2018**) |
1,50 € |
Dividendenrendite (2018**) |
3,4 % |
ISIN |
DE000A0XYHT5 |
Aktueller Kurs |
18,05 € |
KGV* (2018) |
n/a |
Gewinn/Aktie (2018**) |
n/a |
Dividende (2018**) |
n/a |
Dividendenrendite (2018**) |
n/a |
ISIN |
DE0006580806 |
Aktueller Kurs |
21,04 € |
KGV* (2018) |
28,9 |
Gewinn/Aktie (2018**) |
0,71 € |
Dividende (2018**) |
0,60 € |
Dividendenrendite (2018**) |
2,9 % |
ISIN |
DE000A161NR7 |
Aktueller Kurs |
10,80 € |
KGV* (2018) |
V |
Gewinn/Aktie (2018**) |
V |
Dividende (2018**) |
0,00 € |
Dividendenrendite (2018**) |
0,0 % |
ISIN |
DE0006001902 |
Aktueller Kurs |
3,96 € |
KGV* (2018) |
17,4 |
Gewinn/Aktie (2018**) |
0,23 € |
Dividende (2018**) |
0,07 € |
Dividendenrendite (2018**) |
1,8 % |
*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose; V: Verlust; Stand: 29.12.2017