Wird Kleingeld bald abgeschafft?
Das plant die Bundesbank
Klimpergeld, Kupfer, Taler oder Wechselgeld: Kleingeld hat viele Namen, aber immer weniger Fans. Entweder beschweren die Münz-Stücke das Portemonnaie, gehen verloren oder landen im Sparschwein, um irgendwann bei der Bank eingezahlt zu werden. Gründe genug, um das Kleingeld gleich ganz abzuschaffen?
Genau das schlägt das von der Bundesbank gegründete Nationale Bargeldforum vor. Durch Rundungsregeln soll das Bezahlen vereinfacht und das Kleingeld sukzessive aus dem Geldkreislauf genommen werden.
Großteil der Deutschen für eine Abschaffung der Münzen
Zwar will die Mehrheit der Deutschen laut einer Umfrage der Bundesbank zum Bezahlen weiterhin Bargeld nutzen, doch eine Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen würden laut dem jüngsten Eurobarometer der EU-Kommission 53% befürworten. In den EU-Ländern mit Euro-Währung sprechen sich mehr als 60% der Befragten für ein Ende des Kleingelds und eine verpflichtende Rundungsregel bei Barzahlungen aus.
Was hierzulande noch diskutiert wird, wurde in 8 von 20 europäischen Ländern, darunter Belgien, die Niederlande und Italien, bereits umgesetzt. Dort werden die Ein- und Zwei-Cent-Münzen nicht mehr hergestellt, bei Barzahlungen sollen Kunden auf die nächsten runden Beträge auf- oder abrunden. So könnte die Abschaffung auch in Deutschland aussehen: An der Supermarktkasse zahlen Kunden dann zum Beispiel statt 9,99 Euro 10 Euro und anstatt 1,02 Euro 1 Euro.
Vorteile der Abschaffung des Kleingelds
Das Nationale Bargeldforum, in dem der Einzelhandel, Bankenverbände, Geldtransporteure und Verbraucherschützer vertreten sind, sieht eine Abschaffung vor allem als notwendig, weil die „ökonomischen und ökologischen Kosten für Herstellung, Verpackung und Transport der Ein- und Zwei-Cent-Münzen im Verhältnis zu ihrem Nennwert zu hoch" seien, so Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz.
Neben sinkenden Produktionskosten, die wiederum die Umwelt schonen, sieht Dorothea Mohn, Finanzmarktexpertin vom Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) zwei weitere positive Aspekte:
- Der Handel hätte weniger Aufwand das Bezahlen an der Kasse ginge schneller.
- Die Abschaffungs-Maßnahme könnte das Bargeld insgesamt stärken, weil der Bargeldkreislauf effizienter würde.
Nachteile der Abschaffung des Kleingelds
Der Handelsverband Deutschland (HDE) nennt ebenfalls logistische und auch umweltpolitische Vorteile. „Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass im Handel ein Zusatzaufwand entsteht, solange mit Cent-Münzen gezahlt wird, diese aber nicht wieder als Wechselgeld ausgegeben werden“, sagt Ulrich Binnebößel, Zahlungsverkehrs-Experte beim HDE.
So sind Geschäfte und Händler verpflichtet, alle Euro-Münzen als Zahlungsmittel zu akzeptieren, solange diese nicht gesetzlich verboten sind. Sie müssen das Kleingeld allerdings nicht in unbegrenzter Menge annehmen.
Seitens der Verbraucher gibt es laut Dorothea Mohn Ängste, dass eine Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen eine Bargeldabschaffung in Betracht gezogen wird. In der Tat prognostiziert die Bundesbank einen Rückgang des Bargelds bis 2037.
Rundung hat keine größeren Auswirkungen auf Preise
Sollte es zu einer Abschaffung des Kleingelds kommen, hätten einige Verbraucher Bedenken vor einer Teuerung der Produkte im Einzelhandel, berichtet Dorothea Mohn. Tatsächlich enden 60% der Produktpreise mit der Ziffer Neun, da dies als psychologisch wirksam gilt, weil die Zahl den Preis niedriger erscheinen lässt, als er tatsächlich ist. Aber kann die Abschaffung der Cent-Stücke eine treibende Inflation zur Folge haben?
Die Deutsche Bundesbank ermittelte bereits in ihrer Münzgeldstudie aus dem Jahr 2015, dass mit geringfügigen einmaligen Preisniveauerhöhungen nur zu rechnen sei, wenn die Einzelpreise einer kaufmännischen Rundung oder generellen Aufrundung unterliegen. „Durch die Einführung einer Rundungsregel für 1-und 2-Euro-Cent-Münzen ergeben sich aber keine nennenswerten Einsparungen für den Einzelhandel“, heißt es in der Studie.
Kleingeld-Abschaffung: Wie kann die Umsetzung aussehen?
Laut Ulrich Binnebößel setzt sich der HDE nicht proaktiv für die Einführung einer Rundungsregel ein. „Aber wir stellen uns dem Verbraucherwunsch und Initiativen anderer auch nicht entgegen.“ Im Falle einer Rundung plädiert der Experte für Folgendes:
- Die technischen und rechtlichen Auswirkungen der Rundung sollten identifiziert werden, es sollte nach gesamteuropäischen Lösungen gesucht werden.
- Eine Rundung sollte für alle Handelsunternehmen verpflichtend sein.
- Es sollte ausreichend lange Umsetzungsfristen für Wirtschaftsakteure sowie umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen für Verbrauchende geben.
- Der Umgang mit Kassendifferenzen sowie steuerliche Detailfragen sollten geklärt werden.
- Der Handel sollte bei der Umsetzung unterstützt und ein Mehraufwand weitestgehend verringert werden.
Dorothea Mohn vom vzbv spricht sich zudem für „faire Rundungsregeln“ für Verbraucherinnen und Verbraucher aus. „Nur der Gesamtbetrag sollte gerundet werden.“ Eine solche Entscheidung bedarf zudem einer Informationskampagne, so Mohn, die sich aber „auf kein Chaos“ einstelle. „An das Rauchverbot in der Gastronomie haben wir uns 2007 auch schnell gewöhnt.“