Aktien sorgfältig analysieren

Aktienanalyse: Was für Einsteiger wichtig ist

Geldanlage 6 min Lesedauer 31.05.2022
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Wer in Aktien investiert, will – logisch! – starke Renditen sehen. Doch wie können Anleger überhaupt herausfinden, welche Wertpapiere aussichtsreich sind? DIE Lösung dafür hat niemand, dafür gibt es am Aktienmarkt zu viele Unwägbarkeiten. Bislang hat es sich in vielen Fällen bewährt, Aktien sorgfältig zu analysieren. Es gibt die Fundamentalanalyse und es gibt die Chartanalyse.

Auf an die Börse!

Aktientitel gibt es in Hülle und Fülle, Anleger haben die Qual der Wahl. Bevor investiert wird, heißt es, sich erst einmal umfassend zu informieren - genauer gesagt: zu analysieren. So hat sich bislang in vielen Fällen ausloten lassen, welche Aktientitel vielversprechend mit Blick auf eine starke Rendite sind und welche eine eher schlechte Prognose haben. Das Analysieren war und ist zwar kein Garant für ein erfolgreiches Agieren am Aktienmarkt, aber es kann dem Anleger oft gute Anhaltspunkte liefern.

Fundamentanalyse versus Chartanalyse

Die Aktienanalyse erfolgt entweder als Fundamental- oder als Chartanalyse. Bei der Fundamentalanalyse betrachtet der Anleger bestimmte Kennzahlen eines Unternehmens, die für die Aktien dieses Hauses relevant sind. Die Chartanalyse, die Experten auch Technische Analyse nennen, läuft zumeist über eine spezielle Software ab. Hierbei stehen vor allem Kursverläufe aus der Vergangenheit im Fokus, auf deren Grundlage der Anleger versucht, bestimmte Regelmäßigkeiten auszuloten.

So funktioniert die Fundamentalanalyse

Eine zentrale Frage dieser Analyse ist: Was ist das Geschäftsmodell, womit verdient das jeweilige Unternehmen Geld, ist dies auf Dauer rentabel? „Anleger, die das Geschäftsmodell nicht verstehen, sollten die Finger von den Aktien des Unternehmens lassen“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstituts in Frankfurt am Main, Franz-Josef Leven.
Neben dem Geschäftsmodell nehmen Anleger bei der Fundamentalanalyse diverse Kennzahlen in den Blick. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Rentabilität: Analysten schauen, wie sich der Gewinn in den zurückliegenden Geschäftsjahren entwickelt hat.
  • Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): Den Gewinn je Aktie setzen die Analysten in Beziehung zum aktuellen Aktienkurs. Der Kurs wird durch den Gewinn pro Aktie geteilt. Das Ergebnis ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) - dieses können Anleger nun mit anderen Unternehmen der jeweiligen Branche vergleichen. „Beim Ermitteln des KGV gibt es allerdings einige Unwägbarkeiten“, sagt Leven. So kann sich der Kurs schnell ändern. Und auch der Gewinn ist in aller Regel schwankend. „Es geht immer um den erwarteten Gewinn“, ergänzt Leven.
  • Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): Der Cashflow gibt an, wie hoch die frei verfügbaren Mittelzuflüsse eines Unternehmens sind. Hierbei setzt der Analyst den Cashflow je Aktie ins Verhältnis zum Aktienkurs. „KGV und KCV sind wichtig, um herauszufinden, ob Aktien unter- oder überwertet sind“, erläutert Leven. Für den Investor kann es günstig sein, wenn das KGV oder KCV eines Unternehmens im Vergleich zu einem Mitbewerber niedrig ist.
    Ein Beispiel: Angenommen, ein Anleger erwägt, Aktien eines Unternehmens zu erwerben – und angenommen, das KCV dieser Aktien liegt bei 20. Würde das KCV der Aktien eines Konkurrenten bei 23,99 liegen und das eines weiteren Mitbewerbers bei 25,33, dann könnte es günstig sein, die Aktien des ursprünglich ausgewählten Unternehmens zu erwerben.
    Aber Achtung: Das KCV ist nur eine von mehreren Kennzahlen, die Anleger beachten sollten. Zudem handelt es sich bei den Kennzahlen um Momentaufnahmen. „Schon am nächsten Tag kann alles ganz anders aussehen“, sagt Leven.
  • Dividendenrendite: Die Dividende eines Unternehmens, also der jährlich auf eine Aktie entfallende Anteil vom Reingewinn, ist für den Anleger ein wichtiges Signal: Wird überhaupt eine Dividende gezahlt? Wie hoch ist sie? Ist sie stabil, steigend oder schwankend? Bei der Dividendenrendite geht es darum, die Dividende ins Verhältnis zum aktuellen Kurs der Aktie zu setzen. Das wird wie folgt berechnet: Dividende multipliziert mit 100, geteilt durch Aktienkurs. Das ergibt die Dividendenrendite.
    Ein Beispiel: Ein Unternehmen schüttet eine nominale Dividende von 3,50 Euro aus, der aktuelle Kurs der Aktie liegt bei 66 Euro. Die Dividendenrendite beträgt hier 5,3 Prozent. Hier gibt es Infos zur Dividendenrendite der DAX-Unternehmen im Jahr 2020.
  • Eigenkapitalquote: Diese Kennziffer kann – muss aber nicht zwangsläufig - ein Hinweis sein, wie krisensicher ein Unternehmen ist. Je höher das Eigenkapital, desto besser könnte das Unternehmen in der Lage sein, wirtschaftliche Krisen wegzustecken. Das Gegenstück zur Eigenkapitalquote ist die Fremdkapitalquote, die den Verschuldungsgrad in Zahlen fasst. Bei einer niedrigen Eigenkapital- und einer hohen Fremdkapitalquote ist das Risiko hoch, dass ein finanziell angeschlagenes Unternehmen seine Schuldenlast nicht stemmen kann und schlimmstenfalls Insolvenz anmelden muss.

So funktioniert die Chartanalyse (Technische Analyse)

Bei dieser Art der Aktienanalyse gewinnen Anleger ihre Erkenntnisse anhand einer anderen Basis. „Man sieht sich Kursverläufe und Börsenumsätze aus der Vergangenheit an und versucht, die nächste Zukunft aus dem bisherigen Verlauf einzuschätzen“, erklärt Leven. Bei der Analyse steht die Frage im Mittelpunkt, ob der Kursverlauf irgendwelchen Regelmäßigkeiten oder Trendwenden folgt. Die Ergebnisse werden grafisch dargestellt, etwa als

  • Balkendiagramme oder
  • Kerzen (Candlestick-Charts).

Aus der Entwicklung solcher Formationen leiten Analysten ab, ob der Kurs einer Aktie beim Erreichen einer bestimmten Höhe künftig eher steigen oder fallen wird. „Manchmal trifft die Prognose tatsächlich zu“, so Leven.

Hier finden Sie noch mehr Hintergrundinformationen zur Technischen Analyse.

Fazit

Ob Fundamentalanalyse oder Technische Analyse: Welche Variante die bessere ist, um die Renditeaussichten von Aktien erfolgreich zu beurteilen, ist unter Experten umstritten. Fest steht: Beide Analyse-Formen haben ihre Schwächen.

  • Gegen die Fundamentalanalyse spricht beispielsweise, dass die Kennzahlen, um die sich alles dreht, in kürzester Zeit überholt sein können.
  • Eine Schwäche der Chartanalyse ist, dass Analysten ein Wertpapier isoliert in einem bestimmten Zeitablauf betrachten und nicht in Relation zu anderen Wertpapieren.

Wichtig: Was sich in der Vergangenheit in Sachen Aktienanalyse bewährt hat, ist kein Garant dafür, dass dies auch in Zukunft zum Erfolg führt.

Levens Rat: „Häufig nutzt man beide Verfahren und kombiniert die gewonnenen Informationen.“ Klar muss letztlich sein: Eine hundertprozentig sichere Prognose, wie sich Kurse von Aktien entwickeln werden, gibt es nicht. „Deshalb ist es für jeden Anleger besonders wichtig, sein Vermögen auf mehrere Aktien zu verteilen, etwa acht bis zehn verschiedene“, betont Leven. „Das schützt vor übermäßigen Verlusten, wenn man bei einer einzelnen Aktie danebengreift.“

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