Bio-Kisten im Abo: Als Wundertüte oder Wunschpaket voll im Trend
Sparpaket oder Luxus-Kiste, bio oder nicht bio – worauf Sie achten sollten
Sie gehören zu den großen Gewinnern der Corona-Krise. Als während der Pandemie plötzlich jeder Gang zum Supermarkt hinterfragt wurde, ging die Nachfrage nach Bio-Kisten mit frischem Obst und Gemüse schier durch die Decke. „Sie hat sich bei vielen Anbietern verdoppelt“, sagt Frank Waskow, Referent für Lebensmittelqualität und Nachhaltigkeit bei der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen. Das Erfolgsgeheimnis der Bio-Kiste? Sie erfüllt gleich zwei Sehnsüchte: den Wunsch nach gesunder Ernährung und nachhaltigem Leben.
- Corona und der Bio-Boom: Wie das Öko-Barometer 2020 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ergab, hat sich das Konsumverhalten vieler Menschen in der Krise verändert. 2020 kauften die Deutschen häufiger regionale Produkte (Anstieg um 20 %) und Bio-Lebensmittel (Anstieg um15 %).
Maßgeschneiderte Luxus-Kiste oder Wundertüte?
„Anbieter von Bio-Kisten gibt es mittlerweile wie Sand am Meer“, sagt Frank Waskow. Das Grundprinzip sei in der Regel immer ähnlich: Verbraucher_innen können, in den meisten Fällen online, ein Abo mit einem Bauernhof oder Internetshop abschließen und sich dann über regelmäßige Belieferung mit frischen Lebensmitteln bis vor die Haustür freuen.
Ob die Bio-Kiste eine Wundertüte ist – mit stetig wechselndem Inhalt – oder ein individuell zusammengestelltes Wunschpaket, hängt vom Anbieter und vom eigenen Geldbeutel ab. Frank Waskow: „Bei den Bio-Kisten gibt es die gesamte Bandbreite wie im Supermarkt. Man kann sehr viel Geld ausgeben oder auch die Sparvariante wählen.“ Ab 20 Euro aufwärts sei alles möglich.
In der Luxusvariante befänden sich neben ausgesuchtem Obst und Gemüse häufig beispielsweise ein selbstgebackenes Brot, wenn gewünscht auch mal ein Fleischprodukt, Käse, Aufstriche oder Säfte. Im Allgemeinen gelte: Je maßgeschneiderter und umfangreicher die Kiste, desto teurer wird es.
Sparen mit Bio-Kisten? Eher nicht. Im Vergleich zu Angeboten aus Supermärkten und Discountern sind sie meist deutlich teurer, dafür bekommt man Service und Lieferung frei Haus. „Bio-Kisten sind vor allem bei sehr gesundheits- und umweltbewussten Menschen in urbanen Gebieten beliebt, die bereit sind, etwas mehr Geld für die Ernährung auszugeben“, sagt Verbraucherschutzexperte Frank Waskow.
Was alle eint, ist die Verlockung, frische Lebensmittel geliefert zu bekommen – aus der Region und ökologisch erzeugt. Aber ist das wirklich so?
Nicht alles ist bio: Auf die Herkunft achten!
„Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich mit der Kiste beschäftigen, die sie abonnieren wollen“, rät Frank Waskow. „Es gibt Anbieter von Bio-Kisten, die nicht nur selbst produzierte Öko-Ware anbieten, sondern auch vom Großmarkt oder anderen Anbietern dazukaufen.“ Das sei in Ordnung – solange die Biokisten-Anbieter für Transparenz sorgten. Bei Ananas oder Orangen sei jedem klar, dass diese Obstsorten nicht aus Deutschland kommen – aber woher die Tomaten stammen – oder die Gurke? Das bleibt laut Waskow manches Mal im Dunkeln. „Im besten Fall schreiben Lieferanten diese Info direkt auf ihre Homepage“.
Auch der Blick auf die Rechnung oder den Lieferschein sollte Klarheit schaffen – denn die Anbieter sind verpflichtet, dort die Herkunft ihrer Ware anzugeben. Das bedeutet jedoch auch, dass Verbraucherinnen und Verbraucher erst einmal bestellen müssen. „Ich empfehle, eine Schnupper-Kiste anzufordern, bevor man ein langfristig bindendes Abo abschließt“, sagt Verbraucherschützer Waskow.
Direkter Kontakt mit Lieferanten ist häufig nicht gegeben
Doch nicht immer werden Verbraucherinnen und Verbraucher auf dem Lieferschein oder der Rechnung fündig. Auch wenn die Verpflichtung besteht, die Herkunft der Ware dort anzugeben, halten sich nicht alle Anbieter daran; es werde auch kaum kontrolliert, sagt Waskow. Im Zweifel helfe dann der Griff zum Telefon. Waskow: „Nachteil vieler Bio-Kisten-Anbieter ist, dass es in der Regel keine festen Ansprechpartner gibt und die Bestellung automatisiert abläuft.“ Hier gelte es, hartnäckig zu bleiben, bis man die entsprechenden Infos am Telefon bekommt.
Bio-Siegel geben Aufschluss über die Herstellung
Ebenfalls wichtig sei es, sich mit den gängigen und seriösen Bio-Siegeln auszukennen. Mindestmaßstab bei einem Bio-Produkt ist das sogenannte EU-Bio-Logo, sagt Experte Frank Waskow. Doch Vorsicht: Nach diesen Richtlinien müssen Bauern ihren Betrieb nicht zu hundert Prozent ökologisch bewirtschaften. Wem aber genau das wichtig ist, sollte auf die nationalen Siegel der deutschen Bioverbände „Demeter“ oder „Bioland“ achten.