Börsenkandidaten in der Warteschleife

Flaute im IPO-Segment – doch die Pipeline ist gut bestückt

Finanzwissen 3 min Lesedauer 11.10.2022
Frau am Fenster

Die Zahl der Börsengänge ist in diesem Jahr deutlich zurückgegangen. Angesichts des schwachen Marktumfelds haben viele IPO-Kandidaten ihre Börsenpläne zunächst einmal verschoben.

Für den Börsengang eines Unternehmens hat sich das angelsächsische Kürzel IPO durchgesetzt. Es steht für „Initial Public Offering“, also das erste öffentliche Angebot. Mit einem IPO geht in der Regel ein Listing der Aktien des Unternehmens an der Börse einher, also die Aufnahme des Börsenhandels.

Motivation hinter einem IPO

Die Gründe für den Börsengang sind dabei vielfältig. Meist suchen Unternehmen den Zugang zum Kapitalmarkt, um ihr Eigenkapital zu stärken und das weitere Wachstum zu finanzieren. Das frische Kapital kann beispielsweise für die Expansion in neue, ausländische Märkte investiert werden, für den Bau neuer Fertigungsanlagen oder zur Finanzierung von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an neuen Produkten. Auch die Altaktionäre der Gesellschaft sind oftmals an einem Börsengang interessiert, um die gehaltenen Unternehmensanteile zumindest zum Teil mit Gewinn veräußern zu können. Schließlich können auch eine Steigerung des Bekanntheitsgrades der Gesellschaft oder die Möglichkeit, die Mitarbeiter am Unternehmen zu beteiligen, Motivation genug für ein IPO sein.

 

Zahl der Börsengänge deutlich unter Vorjahr

Angesichts der bisherigen Marktturbulenzen, hohen Volatilitäten und geopolitischen Unsicherheiten hat der IPO-Markt einen deutlichen Rückgang in diesem Jahr verzeichnet. Weltweit wagten einer Auswertung der Beratungsgesellschaft EY zufolge 305 Unternehmen im zweiten Quartal der Sprung an die Börse, was einem Rückgang um 54 Prozent gegenüber dem Vergleichswert aus dem Rekordjahr 2021 entspricht. Das Emissionsvolumen sank dabei noch deutlicher um 65 Prozent auf 40,6 Milliarden US-Dollar.

Deutscher IPO-Markt leergefegt

Dabei waren die amerikanischen und europäischen Aktienmärkte gleichermaßen von der IPO-Flaute betroffen. Laut EY verringerte sich die Zahl der Börsengänge im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum in den USA von 119 auf 30, während das Emissionsvolumen gar um 95 Prozent von 43 Milliarden auf gut zwei Milliarden US-Dollar eingebrochen ist. Für Europa wurde bei der Zahl der Börsengänge ein Rückgang von 166 auf 43 registriert. Vor allem der deutsche IPO-Markt präsentierte sich wie ausgetrocknet. Mit Engel & Völkers Digital Invest gab es in Deutschland in der ersten Jahreshälfte gerade einmal einen einzigen Börsengang – ein Umstand, den der Datendienstleister Refinitiv zuletzt im Jahr 2003 beobachten konnte.

Porsche-Börsengang als Signal

Das IPO des deutschen Sportwagenbauers Porsche ist nun jedoch gleichbedeutend mit dem größten Börsengang in Deutschland seit mehr als 25 Jahren. Im Rahmen der Markteinführung der T-Aktie hatte die Deutsche Telekom 1996 Daten von Refinitiv zufolge umgerechnet 9,65 Milliarden Euro erlöst. Mit dem Porsche-IPO könnte das Eis im zuletzt zugefrorenen IPO-Sektor nun aufgebrochen werden. Pläne für einen Börsengang gab es schließlich einige, vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs hatte das Börsenjahr 2022 noch eine Vielzahl potenzieller Börsenneulinge gezählt. Diese IPO-Kandidaten dürften einen neuen Anlauf starten – spätestens, wenn sich die Rahmenbedingungen an den Aktienmärkten wieder bessern.

Autor: ING-DiBa AG

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