Das Darknet

Wie sinnvoll oder gefährlich ist das "dunkle" Internet?

Sicherheit 5 min Lesedauer 20.04.2022
Darknet

Es hat etwas Mythisches: Das Darknet kann nur über einen speziellen Browser genutzt werden. Anonymisierung und starke Verschlüsselung erlauben den Aufbau verborgener Netzwerke. Das lockt natürlich auch Kriminelle an. Hauptnutzer sind aber ganz andere Personenkreise.

Wenn vom Internet die Rede ist, ist damit in der Regel das World Wide Web (www) oder „Clear Web“ gemeint. Das ist der unverschlüsselte Teil des Internets, der für jeden zugänglich ist. Die Inhalte sind indexiert und über die bekannten Suchmaschinen auffindbar. Die Anbieter bemühen sich um einfache, sprechende und eingängige Adressen ihrer Seiten, die leicht über einen Standard-Browser eingegeben werden können. Aber was ist mit dem Darknet – dem dunklen Teil des Internets? Was ist das? Wer nutzt es? Wie kommt man rein? Und wie gefährlich ist es?

Unterschiede zwischen Darknet und Deep Web

Das Clear Web ist im großen Gebilde Internet nur die berühmte Spitze des Eisbergs. Den weitaus größeren Teil des Internet macht das „Deep Net“ oder „Deep Web“ aus, wo riesige Datenbanken beispielsweise aus dem Online-Banking oder von Content-Providern verschlüsselt oder mit besonderen Zugriffsbeschränkungen versehen, abliegen. Viele dieser Datenbanken speisen auch das Clear Web, sind aber vor Manipulationen von dort geschützt. Die Web-Seiten in diesem Bereich sind jedoch nicht indexiert, also nicht per Suchmaschine auffindbar – wer aber die genaue Adresse kennt, kann sie mit einem Standard-Browser aufrufen.

Das Darknet schließlich ist in der Tat der „dunkelste“ Teil des Internet. Wie im Deep Net, gibt es auch hier keine automatische Indexierung der Inhalte. Die üblichen Suchmaschinen laufen ins Leere. Die (meist sehr langen und kryptischen) Adressen der Webseiten sind hier gleichzeitig Bestandteil eines Schlüssels, mit dem die dahinter liegenden Informationen sehr stark kodiert sind. Und auch die Kommunikation selbst ist verschlüsselt, weshalb der Zugang nur über einen speziell dafür ausgerüsteten Browser möglich ist.

Entwicklung des Darknet

Die Ursprünge des Darknet liegen in der Zeit um die Jahrtausendwende. Treiber waren vor allem Geheimdienste und Militärs – in diesen „Branchen“ gehört Untergrundaktivität schließlich zum Handwerk. Das US-Militär war Initiator des Darknet-Projekts „The Onion Router“ (TOR), das heute mit Abstand populärste Netzwerk im Darknet. Es ist davon auszugehen, dass es noch eine Reihe weiterer Darknet-Projekte mit eigener Codierung und eigenem Zugang gibt – sie sind jedoch so geheim, dass nur die Beteiligten sie kennen. Wie viele solcher Projekte es aktuell gibt, lässt sich daher nicht sagen. Bis heute erhält TOR als „Mainstream-Underground“ einen Großteil seiner Finanzierung von der US-Regierung, auch wenn der TOR-Browser während der Nutzung gerne um Spenden bittet.

Legitimation für die öffentliche Beteiligung an TOR war und ist, Menschen in totalitären Systemen vor Überwachung, Kontrolle und Repressionen zu schützen und den Zugriff auf unabhängige Informationen und anonyme Kommunikation zu ermöglichen. Neben den Geheimdienstoperationen gab es also durchaus auch einen humanitären Ansatz. Das gilt auch heute noch. Allerdings nutzen inzwischen auch Waffen- und Drogenhändler, Cybercrime-Märkte, Anbieter illegaler Pornographie und viele weitere Kriminelle ganz ungeniert TOR für ihre Geschäfte im Darknet.

TOR – die „Tür“ zum Darknet

Tatsächlich ist der TOR-Browser die offizielle Eintrittskarte in das Darknet-Projekt mit gleichem Namen. Für TOR wurde der populäre Firefox-Browser entsprechend gerüstet, die Bedienung ist also sehr ähnlich. Den TOR-Browser gibt es für alle einschlägigen PC- und Smartphone-Betriebssysteme. Er darf legal und kostenfrei von jedem Menschen, der das will, genutzt werden.

Sich via TOR im Darknet zu bewegen ist an sich weder suspekt noch strafbar. Einige versiertere Computernutzer tun das auch im Alltag, um anonym zu bleiben. Alle im Clear Web veröffentlichten Seiten sind auch mit dem TOR-Browser erreichbar. Dafür sind allerdings kleinere Komforteinbußen in Kauf zu nehmen, etwa längere Ladezeiten, die durch das für die Anonymisierung notwendige „Signal-Hopping“ entstehen können. Auch die Bildschirmdarstellung der Inhalte ist meist weniger gefällig, als im Standard-Browser und für die Suche im Darknet gibt es kein Google, sondern verschiedene, oft sehr spezialisierte Suchmaschinen, die zum Teil sehr gewöhnungsbedürftig sind.

Verfolgte und Kriminelle „Tür an Tür“

Diese und einige weitere Unannehmlichkeiten beim Surfen via TOR sind für die Kernzielgruppe, den Verfolgten und Unterdrückten dieser Welt, natürlich kein Thema. Auch Whistleblower, Aktivisten oder Journalisten schützen sich zunehmend mit TOR. Leider fühlen sich auch Kriminelle im Darknet sehr sicher. Sie haben hier unter Nutzung digitaler Währungen wie Bitcoin einen umfangreichen Untergrund-Markt eingerichtet, in dem es so ziemlich alles gibt, was illegal und verboten ist: Von Medikamenten und Drogen, über Falschgeld, Waffen und Kinderpornographie bis hin zu gestohlenen Daten und Malware-Angriffen wird alles angeboten – oft auf Plattformen, die bis hin zum Bewertungssystem an populäre Online-Händler erinnern. Laut BKA ist für das Darknet auch eine relativ hohe Anzahl an Betrügern typisch, die lediglich vortäuschen, Dinge wie Schusswaffen oder Munition anzubieten.

Die Nähe zu solchen Inhalten ist für normale Nutzer tatsächlich die größte Gefahr beim Surfen via TOR: Kriminelle tarnen sich auch im Darknet gerne und verstecken ihre illegalen Inhalte hinter harmlos klingenden, oder der Allgemeinheit nicht bekannten Begriffen. Hier einmal ausversehen den falschen Link zu klicken ist nicht unwahrscheinlich – und schon wird aus harmlosem Surfen ein krimineller Akt.

BKA, Polizei und andere Stellen haben inzwischen stark aufgerüstet – immer mehr Undercover-Beamte tummeln sich im Darknet und heben mit zunehmendem Erfolg kriminelle Ringe aus. Wer aber das Darknet nutzt, wofür es aufgebaut wurde, kann sich weiterhin frei fühlen und hat keine negativen Folgen zu befürchten.

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