Nicht nur am Earth Overshoot Day 2022

… die Kosten des Klimawandels begrenzen

Nachhaltigkeit 6 min Lesedauer 02.05.2022
global earth day

Mehr Klimaschutz? Keine Frage! Aber Klimaschutz hat auch seinen Preis. Nichtsdestotrotz macht er auch wirtschaftlich Sinn. Und: An mehr Klimaschutz und einem verantwortungsvolleren Umgang mit natürlichen Ressourcen führt kein Weg vorbei. Das zeigt nicht zuletzt der sogenannte Earth Overshoot Day.

Was ist der Earth Overshoot Day?

Der Earth Overshoot Day, auf Deutsch „Welterschöpfungstag“ oder „Erdüberlastungstag“, markiert den Tag, an dem die Menschheit aufgrund ihrer Lebensweise aufs Jahr gesehen die ökologischen Ressourcen – etwa Wasser oder Energie –restlos verbraucht hat. Das Datum dieses Tages errechnet seit 1961 das Global Footprint Network.

1970 war der Welterschöpfungstag noch im Dezember, 2021 fiel er bereits auf den 29. Juli. Und wann ist der Earth Overshoot Day 2022? Das ist noch offen. Aber jetzt steht schon fest: Die Bilanz für Deutschland sieht gar nicht gut aus.

  • Country Overshoot Day: Zusätzlich zum Earth Overshoot Day errechnet das Global Footprint Network noch die nationalen Country Overshoot Days: Im Jahr 2021 machte Deutschland bereits ab dem 5. Mai ein symbolisches Minus auf dem imaginären Umweltkonto. Und in diesem Jahr ist es noch einen Tag früher. Das bedeutet: Ab dem 4. Mai 2022 ist hierzulande der Verbrauch an natürlichen Ressourcen höher als bis Jahresende wieder nachwachsen kann. Das beschleunigt den Klimawandel – mit fatalen Auswirkungen.

Was sind die Folgen des Klimawandels?

Experten betonen es immer wieder: Gesunde Ökosysteme und eine reiche Artenvielfalt sind die Grundlage für das Überleben der Menschheit. Doch die globale Erderwärmung führt nach dem aktuellen Bericht des Weltklimarates zu gefährlichen Veränderungen der Natur. Das ist schon jetzt in allen Teilen der Welt sichtbar. Es gibt beispielsweise

  • verheerende Waldbrände, etwa im Mittelmeerraum und im Westen der USA,
  • Überschwemmungen wie in der Region Ahr und Erft im Juli 2021,
  • Hitzewellen wie in Sibirien,
  • Heftige Wirbelstürme wie im Süden der USA,
  • Gletscherschwund wie in den Alpen und eine
  • Zunahme von Trockenheit und Dürre nahezu überall.

Solche Wetterextreme werden sich künftig wiederholen und sogar noch verstärken, falls es nicht gelingt, den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen entscheidend zu verringern.

Erderwärmung muss begrenzt werden

Im Pariser Klimaschutzabkommen hat sich die internationale Staatengemeinschaft im Jahr 2015 darauf verständigt, die gefährliche Erderwärmung in den nächsten Jahren auf deutlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad, zu begrenzen. Das geht nur mit einer drastischen Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen. Doch von dem 1,5 Grad-Ziel sind alle auf dieser Erde weit entfernt, was die Klimakrise deutlich verschärft.

Nach Angaben des Weltklimarates könnte bei ungebremsten Emissionen bis Ende des Jahrhunderts die Erwärmung im weltweiten Durchschnitt bei mehr als vier Grad Celsius liegen. Das Gremium fordert die Staatengemeinschaft zu größeren Anstrengungen auf, um den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu verringern und die Klimakrise zu stoppen.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Wirtschaft aus?

Durch die Zunahme extremer Wetterereignisse sorgt der Klimawandel für steigende volkswirtschaftliche Kosten. Experten beziffern allein die Kosten der Flutkatastrophe im Ahrtal auf rund 30 Milliarden Euro. Bleiben Klimaschutz-Anstrengungen aus, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es weiterhin zu extremen Wetterereignissen kommt. Darunter leiden alle Sektoren, zum Beispiel:

  • Industrie: Wetterextreme können zu schweren Schäden an Produktionsstätten und Warenlagern führen.
  • Land- und Forstwirtschaft: Hier kann es aufgrund von Trockenheit und Dürre zu Ernteeinbußen kommen.
  • Tourismus: Bleibt Schnee aus, verlieren die Wintersportregionen Gäste und damit Einnahmen.
  • Finanzwirtschaft: Bei Überflutungen und Hochwasser ist mit Immobilien- und Infrastrukturschäden in einem Ausmaß zu rechnen, der nicht zuletzt die Rückversicherer stark belastet.
  • Transportwesen: Sind die Wasserstände etwa in Flüssen niedrig, kann es zu Einschränkungen im Schiffverkehr kommen. Dadurch wird der Transport von Waren und Rohstoffen beeinträchtigt.

Wie hoch sind die Kosten des Klimawandels weltweit?

Die Kosten des Klimawandels weltweit gehen einer Studie zufolge in die Billionen. Nach Berechnungen von Forschern des University College London und der Nichtregierungsorganisation Carbon Disclosure Projekt (CDP) könnten sie im Jahr 2070 weltweit bereits 5,4 Billionen US-Dollar (umgerechnet rund 4,6 Billionen Euro oder 135 Prozent der heutigen deutschen Wirtschaftsleistung pro Jahr) betragen.

Die Wissenschaftler schließen nicht aus, dass zum Ende des nächsten Jahrhunderts, im Jahr 2200, die Kosten des Klimawandels weltweit sogar die Schwelle von über 30 Billionen US-Dollar (gut 26 Billionen) Euro erreichen. Dabei gehen sie von der Annahme aus, dass beispielsweise Naturkatastrophen zu immer verheerenderen Schäden führen. Dies sei der Fall, wenn es zu einem ähnlichen Ausstoß von Treibhausgasen wie bislang kommt, was bis zum Ende dieses Jahrhunderts eine Erderwärmung von 4,4 Grad zur Folge hätte.

Warum macht Klimaschutz auch wirtschaftlich Sinn?

Im Herbst 2021 war es der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der mehr Tempo beim Klimaschutz forderte.

Damit der klimagerechte Umbau der Wirtschaft vorankomme, müsse die Politik bis 2025 zentrale Weichen stellen, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass die deutsche Industrie an Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich verliert.

Nach einer Studie der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) im Auftrag des BDI müssten in Deutschland zusätzlich 860 Milliarden Euro investiert werden, um die Klimaziele 2030 zu erreichen. Über die Hälfte von dem Betrag entfallen auf die Bereiche Energie und Industrie.

  • Das kostet die Klimakrise in Deutschland: 730 Milliarden Euro könnten nach einer Studie der Beratungsfirma Deloitte die Folgen des Klimawandels allein in Deutschland bis zum Jahr 2070 kosten, sollte es keine konsequente Entkoppelung von der klimaschädlichen Kohle geben. Durch Wachstumseinbrüche gingen zudem bis zu 470.000 Jobs verloren. Wird der Ausstoß von Treibhausgasen nicht verringert, drohten zudem Einbußen etwa durch Land- und Kapitalverluste.

„Je früher mit der Klimaschutzpolitik begonnen wird, desto weniger Klimaschäden werden in späteren Jahrzehnten auftreten“, schreibt das DIW. Und dann würde sich auch der Earth Overshoot Day eines Tages wieder nach hinten verschieben.

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