Fahrrad-Aktien: Rückenwind durch Klimapolitik

Geldanlage 7 min Lesedauer 30.03.2022
Fahrräder in einer Reihe vor einem Fenster

Eine Analyse des DUP UNTERNEHMER-Magazins, Kai Makus | Werbemitteilung

Der Trend zum Radeln ist ungebrochen, er beschleunigt sich sogar noch. Sportliche Betätigung, nachhaltige Fortbewegung und die hohen Energiekosten sind nur drei Gründe dafür, dass sich immer mehr Menschen in den Bike-Sattel schwingen, um zum Einkaufen, zur Arbeit oder zum Freizeitspaß zu kommen. Von diesem Trend können auch Anlegende profitieren. Fünf interessante Fahrrad-Aktien.

Was Radel-Fans bewegt, lässt sich jedes Jahr auf der Münchner Sportmesse ISPO erkennen. Beobachter haben für 2022 unter anderem E-Bikes für bessere urbane Mobilität, eine Entwicklung zum Gravel-Bike – das sind Rennräder auch für den Einsatz in leichtem bis mäßigem Gelände geeignet  – sowie einen anhaltenden Mountainbike-Boom ausgemacht. Drumherum gibt es weitere spannende Themen wie Leasing, Nachhaltigkeit und Dienstfahrräder. Der Umsatz der Branche lag allein in Deutschland im Jahr 2020 bei 7,1 Milliarden Euro, 2021 dürfte es insbesondere aufgrund von Lieferengpässen einen Dämpfer gegeben haben – die Zahlen liegen noch nicht vor. Kein Wunder, dass der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) jubelt: „Die Zukunft gehört dem Fahrrad. Fahrrad und E-Bike (Pedelec) erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Sie stehen für gesunde und nachhaltige individuelle Fortbewegung und sind ein zunehmend wichtiger Baustein moderner Mobilitätskonzepte.“

Bekannte Markennamen

Die Zahl der börsennotierten Fahrrad- und Zubehör-Hersteller ist allerdings begrenzt. Fünf Unternehmen spielen im Markt eine prägende Rolle und sind auch für Investierende zumindest einen genaueren Blick wert (siehe Tabelle unten). Da ist zum Beispiel die niederländische Accell Group, die mit Marken wie Raleigh, Winora, Haibike, Batavus und Staiger auch deutschen Fahrrad-Freundinnen und -Freunden ein Begriff ist. Die wohl bekannteste Traditionsmarke Hercules allerdings hat der Konzern im Jahr 2013 abgegeben. Wermutstropfen für Anlegende: Der US-Investor KKR hat im Januar ein Übernahmeangebot über 58 Euro je Aktie abgegeben. Noch ist der Deal nicht über die Bühne gegangen. Doch wenn die Amerikaner das Fahrrad-Unternehmen vollständig erwerben, dürften auch die verbleibenden Aktionäre abgefunden werden.

Zahlreiche Übernahmen

Überhaupt ist die europäische Zweirad-Landschaft arg zersplittert. Immer häufiger werden kleinere Anbieter von Investorengruppen oder größeren Gesellschaften übernommen, so dass sich tendenziell immer weniger mittelständisch geprägte Produzenten am Markt tummeln. Nicht immer ist für private Anlegerinnen und Anleger etwas zu holen, etwa beim größten Accell-Konkurrenten Pon, ebenfalls aus den Niederlanden. Das Unternehmen – Gazelle, Kalkhoff, Urban Arrow und andere – befindet sich im Besitz des Milliardärs Wijnand Pon.

Ganz anders sieht es beim amerikanischen Zulieferer Fox Holding aus. Das Unternehmen hat an der Börse einen Wert von fast vier Milliarden Euro und konnte in den vergangenen zwei Jahren sein Ergebnis fast verdoppeln. Fox bietet Fahrrad-Herstellern – aber auch Motorrad- und Autobauern – vor allem Gabeln, Federbeine und Sattelstützen an. Die guten Fundamentaldaten spiegeln sich dabei nicht im Kursverlauf wider. So legte der Gewinn bei Fox in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 25,6 Prozent zu, während es die Branche lediglich auf ein Plus von 1,3 Prozent brachte. Zudem ist der Umsatz von 2020 auf 2021 um 45,9 Prozent auf fast 1,3 Milliarden US-Dollar gesprungen, wovon 44,6 Prozent auf die Fahrradsparte entfielen. Bei Aktien, die nicht in Euro notieren, sollten Anlegerinnen und Anleger neben dem allgemeinen Kursrisiko auch Wechselkursrisiken beachten.

Spekulation auf die Helmpflicht

Nicht nur, sondern auf den meisten Köpfen Radfahrender ist die schwedische Firma Mips. Das Unternehmen stellt Helme her, die aufgrund des namensgebenden Mips (Multi-directional Impact Protection System) besonders sicher sind. Dabei geht es darum, Rotationskräfte zu reduzieren, die bei einem schrägen Aufprall zu Gehirnerschütterungen oder sogar schweren Hirnverletzungen führen könnten. Da insbesondere aufgrund der zunehmenden Zahl von Pedelecs der Wunsch nach mehr Sicherheit zunimmt, sind die Helme besonders gefragt. Etwa ein Drittel aller Biker nutzt einen solchen Kopfschutz; würde eine oft diskutierte Helmpflicht umgesetzt, könnten die Umsätze der Hersteller deutlich steigen. Mips möchte bis zum Jahr 2025 einen Marktanteil von etwa 14 Prozent erzielen. Dabei hat das Unternehmen mit nicht einmal 100 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 57,4 Millionen Euro im Jahr 2021 (gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs um 67 Prozent) noch keine Konzerngröße erreicht. Dabei haben die Schweden weltweit schon 12,6 Millionen Helme verkauft.

Kein Newcomer wie Mips, sondern ein ganz alter Hase im Komponentengeschäft ist Shimano: Die Japaner, die rund drei Viertel ihres Umsatzes in der Fahrradsparte erwirtschaften, feierten 2021 ihren 100. Geburtstag. Zugleich trumpfte der Konzern mit Rekordzahlen auf: Der Bereich Fahrräder baute den Umsatz um 49 Prozent auf fast 3,6 Milliarden Euro aus, der Gewinn stieg in dieser Sparte um 82,7 Prozent auf eine Milliarde Euro. Schade nur, dass die Fahrradhersteller nur bedingt auf Shimano-Bauteile zugreifen können: Die Produktion von Shimano ist bis ins Jahr 2024 ausgebucht.

Grafik Vergleich Shimano vs Nikkei

Starkes Gewinnwachstum

Wer kennt Pierer Mobility? Die Österreicher produzieren vor allem E-Bikes und Motorräder. Das große Aha kommt auf, wenn man ein bisschen zurückschaut. Bis zum Jahr 2019 nämlich firmierte das Unternehmen unter KTM und war der weltweit größte Hersteller von Motorrädern mit Marken wie Husqvarna und eben KTM. Gegenüber den motorisierten Zweirädern spielen Fahrräder für Pierer nur die zweite Geige, aber: Im abgelaufenen Geschäftsjahr nahm der Absatz in dieser Sparte um gut 40 Prozent auf fast 103.000 Stück zu, davon waren 77.000 E-Bikes. Insgesamt erwirtschafteten die Österreicher einen Umsatz von 2,04 Milliarden Euro (plus 33 Prozent), der Erlös auf Stufe Ebit (Gewinn vor Zinsbelastung und Steuern) lag bei 193,5 Millionen Euro und damit 80 Prozent über dem Vorjahreswert.

Rückenwind für die Fahrradekultur

Fest steht, dass die Branche auf Wachstumskurs bleibt. Die Deutsche Bank fasst es in einer aktuellen Analyse so zusammen: „Die Trends hin zu mehr Gesundheitsbewusstsein und saubereren Innenstädten dürften dem Fahrrad lang anhaltenden Rückenwind bescheren. Auch die höheren Energie- und Rohstoffpreise sowie die technologische Weiterentwicklung und die Akzeptanz von Elektrorädern könnten immer mehr Menschen auf den Sattel bewegen. Schätzungen beziffern die Umsatzwachstumsraten des globalen Fahrradmarktes bis zum Ende der Dekade auf jährlich sechs bis acht Prozent; die Submärkte für Elektro- sowie Lastenfahrräder könnten sogar deutlich überdurchschnittlich mit Raten von gut zehn beziehungsweise 20 Prozent zulegen.“

Investment-Beispiele Aktien:

Name  Aktueller Kurs KGV* (2022) Gewinn/Aktie (2022**) Dividende (2022**) Dividenderendite (2022**)
Accell Group 57,50 € 17,6 3,24 € 0,76 € 1,3 %
Fox Factory Holding 94,02 € 21,2 4,24 € 0,00 € 0,0 %
Mips 85,45 € 62,7 1,21 € 0,66 € 0,9 %
Shimano 210,80 € 24,0 8,87 € 1,83 € 0,9 %
Pierer Mobility 80,50 € 17,4 4,58 € 0,91 € 1,1 %

*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose; Fremdwährungen umgerechnet in Euro; *** Geschäftsjahresende 30.9.; Stand: 30.3.2022

Autor: Kai Makus

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