Ein Fertighaus selbst ausbauen – macht das Sinn?

Wer dabei wirklich Geld sparen will, sollte einen guten Plan haben.

Bauen-Wohnen 4 min Lesedauer 29.01.2024
Fertighaus

Der Erwerb eines Eigenheims ist für die meisten Menschen ein finanzieller Kraftakt, den man sich in der Regel nur einmal im Leben leistet. Dabei sind Einsparungen hochwillkommen. Eine gute Möglichkeit scheint es zu sein, ein Fertighaus zu kaufen, das nicht schlüsselfertig übergeben wird. Arbeiten wie Tapezieren oder Fußböden Verlegen werden dann von eigener Hand erledigt. Damit es am Ende wirklich günstiger wird, gibt es einiges zu bedenken.

Für wen eignet sich das Mitmachhaus?

2022 entfielen 23,5% aller Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser auf ein in der Fabrik vorgefertigtes Gebäude – laut BDF unter Berufung auf Zahlen des Statistischen Bundesamts ein Anteil so hoch wie noch nie. Für Bauverantwortliche, die selbst mit anpacken wollen, bietet sich ein  Ausbauhaus, auch Mitbau- oder Selbstbauhaus genannt, an. Und das gibt es in verschiedenen Stufen. Die Firma liefert mindestens die Gebäudehülle, meist stellt sie ein geschlossenes Haus mit gedämmten Wänden und eingedecktem Dach auf das Grundstück.

Der Gestaltungsrahmen für die Bauverantwortlichen bleibt demnach grundsätzlich groß. Sie können in Eigenleistung folgende Arbeiten vornehmen:

  • Elektroinstallationen
  • Einbau der Heizungsanlage
  • Estricharbeiten
  • Innenausbau

Nach Einschätzung von Stefan C. Würzner vom Bauherren-Schutzbund (BSB) eignet sich das Konzept Ausbauhaus am ehesten für Menschen, die handwerklich ausgebildet sind bzw. langjährige Erfahrung im Handwerksbereich haben. Oder die im Freundes- und Verwandtenkreis Leute mit entsprechender fachlicher Qualifikation kennen, die mit anpacken.

Alle anderen sollten ihre Eigenleistungen auf relativ einfache Innenausbaumaßnahmen beschränken:

  • Streichen der Wände
  • Tapezieren
  • Verlegen des Fußbodens

Wichtig: Wie die Aufgabenverteilung zwischen Hausbau-Unternehmen und Käufer*in aussieht, sollte ausführlich individuell im Voraus besprochen und anschließend im Bauvertrag festgeschrieben werden.

Wieviel lässt sich durch Eigenleistung sparen?

„In diesem Segment entfallen etwa 20% einer Handwerkerrechnung auf das Material und etwa 80% auf den Lohn. Wer hier selbst malert, kann Kosten sparen“, sagt Würzner vom BSB. Also weniger Kosten für die Handwerker*innen gleich mehr Einsparung? Das ist leider nicht immer der Fall. „Viele Hausbesitzer denken, je höher ihr Eigenanteil ist, desto niedriger sind die Baukosten. Doch dieser Teil der Rechnung muss nicht unbedingt aufgehen“, erklärt Würzner. Denn immerhin müssten Bauherr*innen das Material relativ teuer im Baumarkt kaufen – Profi-Handwerker und -Handwerkerinnen sparen mit Sonderkonditionen im Großhandel.

Als eine überschaubarere weitere Möglichkeit gibt es noch Materialpakete für einzelne Gewerke, die Fertighaus-Fimen für ihre jeweiligen Modelle liefern. Sie beinhalten ein Handbuch oder eine Arbeitsanleitung.

Aufgepasst: Gegenrechnen sollten Bauverantwortliche allerdings auch zusätzliche Kosten, etwa für Unfallversicherungen privater Helferinnen und Helfer. Auch die zahlreichen Fahrten der neuen Hausbesitzer*innen zu ihrer Baustelle können ins Geld gehen, wie Marc Ellinger vom Verband privater Bauherren (VPB) erklärt.

Welche Risiken birgt das Ausbauhaus?

Es kommt immer wieder vor, dass Bauherren und Bauherrinnen ihre Fähigkeiten erheblich über- und den Zeitaufwand unterschätzen. Hier sieht Würzner vom BSB das größte Risiko: „Es ist schon ziemlich vermessen, wenn ein privater Bauherr Handwerksarbeiten übernehmen will, für die man aus gutem Grund eine Gesellen- und Meisterprüfung ablegen muss“, sagt der Fachmann. Und fügt an: „Man kann sich eben nicht kurz im Baumarkt oder bei YouTube erklären lassen, wie man korrekt eine Wasserleitung verlegt.“ Wenn dann noch Verletzungen, Krankheiten oder unerwartete berufliche und private Belastungen die Zeitreserven auffressen, verschiebt sich der gewünschte Einzugstermin immer mehr nach hinten – auch das kann hohe Kosten nach sich ziehen. Für Würzner steht fest: „Wer sein ganzes Hausbau-Projekt von einem möglichst hohen Anteil an Eigenleistungen abhängig macht, sollte davon besser die Finger lassen.“

Viele Unternehmen bieten auch eine Service-Hotline für jene, die beim Eigenausbau in Schwierigkeiten geraten. Doch Ellinger vom VPB sieht hier das Risiko, dass wenig Erfahrene selbst damit schnell an ihre Grenzen kämen. Und: Fehler können teure Konsequenzen haben – vor allem in Hinblick auf die Gewährleistung. „Die Bauabnahme erfolgt, sobald der Fertighaushersteller seine Leistung erbracht hat. Für diese übernimmt er auch die Gewährleistung“, sagt Fabian Tews vom Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF). Für Mängel, die später beim Ausbau durch die Bauherr*innen entstehen, haften diese allein.

Fazit: Die Entscheidung für so ein Ausbauhaus muss also gut überlegt sein. Vor allem bedarf es einer ehrlichen Selbsteinschätzung, wie Tews betont.

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