Gender Investment: Wer legt besser an?

So investieren Frauen und Männer an der Börse

Geldanlage 4 min Lesedauer 03.06.2022
Gender Investment

Frauen kümmern sich um den Haushalt – und Männer um die Finanzen. Klassische Rollenbilder wie diese sind längst veraltet. Zu Recht! Denn der Blick auf aktuelle Zahlen zeigt, dass Frauen bei der Geldanlage einen Vorsprung haben: Sie investierten 2021 zwar netto weniger als Männer, konnten aber durchschnittlich höhere Renditen erwirtschaften. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der ING.

Frauen an der Börse: Weniger Investitionen – mehr Rendite

Frauen und Männer legen Geld unterschiedlich an. Das zeigt die ING-Analyse, für die rund eine Million anonymisierter Kundenportfolios untersucht wurden. Insgesamt vergrößerten sich die Depots im vergangenen Jahr und sind durchschnittlich von 50.600 auf 68.500 Euro gestiegen. Was auffällt:

  • Frauen haben mit rund 5.500 Euro deutlich weniger investiert als Männer (rund 8.600 Euro).
  • Aber: Sie konnten leicht höhere Renditen als die männlichen Kunden erzielen (22,5% im Vergleich zu 21%).
  • Männer setzten mit 61% stärker auf Aktien als Frauen (54%).
  • Bei den aktiv verwalteten Fonds hingegen lag der Anteil der Kundinnen bei 18%, der der männlichen Depotinhaber bei 12%.
  • Börsengehandelte Fonds (ETF) waren bei beiden Geschlechtern ähnlich beliebt.

Behavioural-Finance-Theorie: Selbstüberschätzung behindert Männer an der Börse

Studien zeigen immer wieder, dass das weibliche Geschlecht beim Anlegen tendenziell erfolgreicher ist. Doch warum ist das so? Eine mögliche Antwort gibt die Behavioural Finance-Forschung (auf Deutsch: verhaltensorientierte Finanzökonomie). Sie untersucht, vereinfacht gesagt, wie es zu suboptimalen Finanzentscheidungen kommt. Dabei haben Brad Barber und Terrance Odean in ihrer Studie „Boys will be Boys: Gender, overconfidence and common stock investment“ die Selbsteinschätzung der Geschlechter untersucht und festgestellt: Männer überschätzen sich gern selbst. Sie erzielten oft weniger Rendite, weil sie ihre Aktien signifikant häufiger handelten als Frauen. Ein Verhalten, das an der Börse zu Nachteilen führen kann.

Gender Investment: Warum legen Frauen weniger an?

Obwohl sie etwas erfolgreicher sind, bleiben Frauen beim Anlegen zurückhaltend. Eine aktuelle Analyse des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zeigt, dass der Anteil der Frauen, die 2021 auf Aktien und Fonds setzten, bei nur knapp 12% liegt. Bei den Männern waren es fast doppelt so viele: 22,4%. Ein Grund dafür könnte der sogenannte Gender Wealth Gap sein, der die Vermögensunterschiede zwischen Männern und Frauen beschreibt.

Rund 23 Prozent verdienten Frauen weltweit durchschnittlich weniger als Männer, sagt Tobias Hauschild, Leiter Soziale Gerechtigkeit bei Oxfam Deutschland. „Eine Folge der geringeren Einkommen ist, dass Frauen deutlich schlechter sozial abgesichert sind und weitaus seltener Anspruch auf eine Rente haben”, erklärt er. Frauen haben demnach schlichtweg weniger Einkommen zur Verfügung, das sie anlegen können.

Geschlechterunterschiede beim Finanzwissen

Doch nicht nur das Einkommen spielt beim Aktiensparen eine Rolle: Aufgrund von vermeintlich fehlendem Finanzwissen und mangelndem Selbstvertrauen schrecken viele Frauen davor zurück, Geld anzulegen. Das ergab eine Studie des Wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituts ZEW. Teilnehmerinnen der Studie schätzten den Forschern zufolge ihr Finanzwissen häufig geringer ein, als es tatsächlich ist.

Geldanlage: Mehr Selbstvertrauen ist gefragt

Diese Unsicherheit hat Folgen: „Mangelndes Selbstvertrauen kann zu großen Unterschieden im Finanzverhalten und in der Vermögensbildung führen“, betont Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Finanzmärkte und Finanzmanagement“ und rät: „Frauen sollten daher sowohl in ihr Finanzwissen investieren als auch mehr Vertrauen in ihr eigenes Wissen haben.“ Denn aktuell schlummert in weiblichen Anlegerinnen noch jede Menge ungenutztes Potenzial.

Übrigens: Hier finden Sie Anlage-Tipps für Frauen.

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