So beeinflussen sich Anleihen und Aktien

Intermarket-Verknüpfungen im Blick

Geldanlage 3 min Lesedauer 11.11.2021
Ein Mann sitzt vor dem Laptop

Das Geschehen am Aktienmarkt wird durch die Entwicklung der Zinsen und des Anleihemarkts beeinflusst. Mit den Beziehungen zwischen den verschiedenen Märkten befasst sich die Intermarket-Analyse als Teilgebiet der technischen Analyse.

Die Ankündigung der US-Notenbank, ihre monatlichen Anleihekäufe allmählich zu drosseln und die Aussicht auf eine mögliche Zinsanhebung Ende 2022 haben am Aktienmarkt zu schwächeren Kursnotierungen geführt. Welche Auswirkungen könnte eine Zinswende für Anleihen und Aktienmärkte mit sich bringen?

Zinsniveau beeinflusst Geschäftsentwicklung von Unternehmen

Eine Änderung des Zinsniveaus durch eine Anhebung der Leitzinsen bedeutet, dass der Preis für Geld steigt. Dies hat Auswirkungen auf die Unternehmen. Steigende Zinsen beeinflussen ab einem bestimmten Punkt die Unternehmensgewinne negativ, was eine Belastung für die Aktienkurse darstellt. Die meisten Firmen benötigen zur Ausübung ihre Geschäftstätigkeit Fremdkapital, beispielsweise zur Finanzierung von Maschinen, Vorprodukten oder Rohstoffen. Mit steigenden Zinsen steigt auch die Zinslast für die geliehenen finanziellen Mittel. Die höheren Kosten für Fremdkapital schmälern letztlich den Gewinn. Sinken die Gewinnerwartungen eines Unternehmens, werden Investorinnen und Investoren für dessen Aktien jedoch nur noch einen geringen Preis zu zahlen bereit sein.

Umgekehrt verhält es sich bei Zinssenkungen. Dann sinken die Kosten für Fremdkapital. Daher sind fallende Zinssätze normalerweise günstige Rahmenbedingungen für die Umsatz- und Gewinnentwicklung von Unternehmen.

Aktien und Anleihen stehen in Konkurrenz

Veränderungen des Zinsniveaus haben zudem Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen den konkurrierenden Anlageklassen Anleihen und Aktien. So führen steigende Zinsen bei bereits emittierten Anleihen tendenziell zu fallenden Kursen, wodurch sich deren Rendite erhöht. Umgekehrt lassen sinkende Zinsen die Kurse von bereits im Umlauf befindlichen Anleihen für gewöhnlich steigen, da Anlegerinnen und Anleger diese Papiere, die noch einen höheren Zinssatz bieten, dann stärker nachfragen.

Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen: Eine Investorin beabsichtigt den Kauf einer Anleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren und einer Zinszahlung von 1,0 % p.a. Steigt nun das allgemeine Zinsniveau durch eine Zinserhöhung auf 2,0 % wäre eine neu emittierte Anleihe, deren Zinszahlung sich mit 2,0 % p. a. am Marktniveau orientiert, bei ansonsten gleichen Parametern die vorteilhaftere Wahl. Die Anleihe mit dem niedrigeren Zinssatz lässt sich nun nur noch zu einem niedrigen Preis verkaufen, um die Renditedifferenz zu dem neu emittierten Papier zu kompensieren.

Betrachten Anlegerinnen und Anleger Anleihen aufgrund einer niedrigen Verzinsung als nachteilig im Vergleich zur Renditeerwartung von Aktien, werden sie eher in die Unternehmensbeteiligungen investieren. Steigen die Zinsen jedoch, lassen sich mit Anleihen wieder höhere Erträge erzielen, sodass diese gegenüber der risikoreicheren Anlageklasse Aktien an Attraktivität gewinnen. Investorinnen und Investoren werden dann eher geneigt sein, ihr Geld in Anleihen anzulegen. Ab einem bestimmten Punkt begünstigen steigende Zinsen somit Kapitalflüsse heraus aus Aktien hinein in Anleihen. Das in einem solchen Umfeld verstärkte Verkaufsinteresse bei Aktien lässt deren Kurse sinken.

Notenbanken kommunizieren klarer

Größere Veränderungen am Zinsniveau weisen normalerweise einen Vorlauf gegenüber einem Trendwechsel bei den Aktienpreisen auf. Daher ist es sinnvoll, auf Anzeichen für eine mögliche Wende bei den Zinssätzen zu achten. Sorgten die Notenbanken auf ihren Sitzungen vor der Jahrtausendwende in dieser Hinsicht noch für die ein oder andere Überraschung, sind sie seit der Finanzkrise 2008 zu einer klaren Kommunikation übergegangen. Ankündigungen im Voraus und ein hohes Maß an Transparenz sollen den Finanzmärkten Zeit geben, sich auf eine Veränderung der Rahmenbedingungen einzustellen und größere Verwerfungen vermeiden.

Autor: ING-DiBa AG
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