Boom bei den Milchalternativen

Hat die Kuh bald ausgedient?

Nachhaltigkeit 4 min Lesedauer 14.03.2023
Pflanzenbasierte Milchalternativen

Milch von einer Kuh? Immer mehr Deutsche sagen „Nein, danke“  – und setzen auf pflanzliche Milchalternativen. Grund ist zum einen, dass die Zahl der Personen steigt, die sich vegan oder laktosefrei ernähren. Zum anderen liegt Milchersatz aber auch aus Tier-, Umwelt- und Klimaschutzgründen im Trend.

Überhaupt boomen in Sachen Ernährung pflanzliche Alternativprodukte wie etwa vegetarische Buletten, veganer Joghurt oder Aufschnitt auf pflanzlicher Basis. Der deutsche Markt wuchs zwischen 2018 und 2020 um 97% auf 817 Millionen Euro. Diese Zahlen gehen aus dem Smart Protein Projekt-Bericht hervor. „Aktuell ist jährlich von einem soliden zweistelligen Marktwachstum auszugehen“, sagt Dirk Liebenberg vom Verband ProVeg.

Pflanzliche Alternativen: Oft noch teuer

Pflanzliche Alternativprodukte sind längst in jedem Supermarkt erhältlich. Wer sich vorwiegend pflanzlich ernähren möchte, findet eine breite Auswahl an Produkten, „mittlerweile sogar an der Bedientheke“, so Liebenberg. Knackpunkt für Verbraucher*innen ist häufig noch der Preis.

  • Studie: Eine explorative Studie von ProVeg ergab, dass in allen sechs untersuchten Supermärkten ein Warenkorb mit den zwölf günstigsten Alternativprodukten mehr als ein vergleichbarer Warenkorb mit den günstigsten tierischen Pendants kostet – im Schnitt beträgt der Aufschlag mit plus 54% rund acht Euro.

Hoher Absatz bei Pflanzenmilch

Ungeachtet der Preise: Ganz vorne bei den pflanzlichen Alternativprodukten liegt der Milchersatz. Er machte nach einer Statistik von VeggieWorld 2020 mit einem Umsatz 396 Millionen Euro fast die Hälfte des Veggie-Marktes in Deutschland aus. Demnach erzielten die höchsten Verkaufswerte

  • Hafermilch mit 184 Millionen Euro,
  • Mandelmilch mit 82 Millionen Euro und
  • Sojamilch mit 74 Millionen Euro.

Im Einzelhandel ist eine große Vielfalt an Milchalternativen für jeden Geschmack verfügbar – nicht nur Hafer-, Mandel- oder Sojamilch, sondern auch Milchersatz etwa aus Kokosnüssen oder Erbsen. Im Jahr 2021 vertrieben mehr als 50 Marken pflanzliche Milchalternativen in Deutschland – darunter auch die Eigenmarken der Supermärkte.

Nach der ProVeg-Studie kaufen inzwischen 93% der Verbraucher*innen in Deutschland regelmäßig pflanzliche Milchalternativen. Gleichzeitig sinkt der Pro-Kopf-Verbrauch in der letzten Veröffentlichung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in 2021 auf 47,8 kg, was den niedrigsten Wert seit 1991 darstellt.

Drei Fakten zu Milchersatz

Wussten Sie, dass

  • … strenggenommen nur durch Melken gewonnene Flüssigkeiten „Milch“ heißen dürfen? Pflanzlicher Milchersatz muss daher zumeist das Kennzeichen „Drink“ haben.
  • … sich Pflanzenmilch auch selbst herstellen lässt? Aus Haferflocken können Sie Hafermilch anrühren. Wer eher auf Mandelmilch steht, braucht neben Mandeln und Wasser viel Zeit. Auf Social Media finden sich viele Anleitungen dazu.
  • … es auch Barista-Milch auf pflanzlicher Basis gibt und dass Sojamilch sich besonders gut aufschäumen lässt?

In Sachen Milchersatz könnte es noch viel Neues geben

Ungeachtet dessen: In Sachen Milchersatz könnte sich noch viel tun. „Neue Entwicklungen sind darauf fokussiert, Kuhmilch möglichst exakt nachzubilden – nur ohne das Tier“, sagt Liebenberg. Hier kommen Methoden zum Einsatz wie die

  • Präzisionsfermentation: Produkte aus Präzisionsfermentation gleichen im Geschmack, in der Textur und den Nährwerten tierischen Milchprodukten. Sie sind aktuell noch nicht in der EU zugelassen.
  • Zellkultivierung: Sie bietet die Möglichkeit, das komplexe Nährstoffprofil der Milch nachzubilden, das wir von Produkten wie Käse gewohnt sind – nicht nur im Geschmack, sondern auch mit Blick auf Sensorik und Funktionalität.

Insgesamt bieten viele Unternehmen inzwischen ein vielfältiges Angebot an pflanzlichen Alternativprodukten, das neugierig macht. „Es ist damit zu rechnen, dass sich das Angebot weiter vergrößern wird“, so Liebenberg. Das Zukunftsinstitut zählt die Anpassung von Rezepten auf rein pflanzlich zu den drei wichtigsten Food-Trends im Jahr 2023.

Pflanzenbasierte Alternativen sorgen für mehr Nachhaltigkeit in der Milchindustrie

Der abnehmende Milchkonsum und der Zuwachs an pflanzenbasierten Milchalternativen zeigen deutlich, dass die Ära der Milch als unangefochtenes Grundnahrungsmittel hinter uns liegt – zumindest im westlichen Markt.

In vielerlei Hinsicht sehen sich Hersteller von pflanzenbasierten Getränken als nachhaltigere Alternative, gemessen an der niedrigeren CO2-Emission pro Glas. Die Wirkung geht über die eigenen Tätigkeiten hinaus: Sie bringen andere Molkereiunternehmen durch ihren Erfolg dazu, mehr Kapazitäten in nachhaltigere Produktlösungen zu investieren.

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