Studie zeigt: Preise für Wohneigentum in Deutschland weiter gestiegen

Wo Eigentumswohnungen in Deutschland am teuersten und wo am günstigsten sind

Bauen-Wohnen 5 min Lesedauer 11.10.2021
Wohneigentumsreport 2021

Wie wichtig ein schönes Zuhause ist, hat gerade die Corona-Pandemie mit ihren langen Lockdown-Phasen gezeigt. Noch mehr Menschen haben in diesen Zeiten erkannt, wie lieb und teuer ihnen die eigenen vier Wände sind. Teurer ist allerdings laut einer aktuellen Studie auch der Kauf einer Eigentumswohnung in Deutschland geworden: Im Schnitt stiegen die Preise hierfür demnach von 2019 auf 2020 um 10,2% auf 225.242 Euro. Das geht jedenfalls aus dem jetzt veröffentlichten Wohneigentumsreport des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Immobilienunternehmens Accentro hervor. Insgesamt wurden demnach im vergangenen Jahr in 81 untersuchten deutschen Städten 123.299 Wohnungen verkauft – das waren 4,4% weniger als 2019; die Umsätze legten dabei um rund 3,3% auf 36 Milliarden Euro zu.

In sieben Städten kletterten Preise überdurchschnittlich

In einigen Metropolen stiegen der Studie zufolge die Preise mit 10,8% überdurchschnittlich. Dort mussten Käufer und Käuferinnen im Schnitt 429.007 Euro für eine Eigentumswohnung zahlen. Konkret sind das diese Städte:

  • Berlin
  • München
  • Hamburg
  • Düsseldorf
  • Stuttgart
  • Köln
  • Frankfurt/Main

Wo es besonders teuer ist

Eigentumswohnungen in München sind laut dem Report besonders teuer. Knapp 580.000 Euro im Schnitt kostete im Jahr 2020 eine solche Immobilie in der bayerischen Landeshauptstadt. Auf Rang zwei kommt Hamburg mit knapp 503.000 Euro durchschnittlich. Auf

den nächsten Rängen folgen:

  • Frankfurt/Main: gut 491.000 Euro
  • Heidelberg: gut 393.000 Euro
  • Wolfsburg: knapp 381.000 Euro
  • Düsseldorf: knapp 379.000 Euro

Und wo es besonders günstig ist

Am günstigsten im Vergleich der 81 untersuchten Städte schneidet Gera in Thüringen ab, wo Käuferinnen und Käufer eine Eigentumswohnung im Schnitt für 58.511 Euro erwerben konnten. Auch in diesen Städten liegen der Studie zufolge die Preise für eine Eigentumswohnung unter der 100.000-Euro-Marke:

  • Gelsenkirchen: knapp 94.000 Euro
  • Bremerhaven: gut 85.000 Euro
  • Salzgitter: knapp 79.000 Euro

Wo es einen besonders starken Preisanstieg gab

Und wo sind die Preise für Eigentumswohnungen 2020 besonders stark angestiegen? Wie der Report ergab, in Osnabrück, Oldenburg, Koblenz und Heidelberg. Dort gingen sie jeweils um 30% und mehr im Vergleich zum Vorjahr in die Höhe. Mit Abstand am stärksten kletterten die Immobilienpreise in Wolfsburg nach oben: um fast 86%. Das liege vor allem daran, dass dort sehr hochwertige Wohnungen zum Verkauf standen, hieß es.

Zahlungsbereitschaft nimmt zu

Generell gebe es allerdings auch eine zunehmende Zahlungsbereitschaft von Käuferinnen und Käufern. „Dies hängt sicherlich mit der gestiegenen Bedeutung des Wohnens zusammen“, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer bei der Vorstellung der Studie. Gerade während des Lockdowns sei vielen Menschen bewusst geworden, wie wichtig „ein schönes und geräumiges Zuhause“ sei.

Fehlendes Bauland und bürokratische Hürden

Gleichzeitig ist ein Mangel an Bauland und verfügbaren Wohnungen festzustellen. „Gerade in den Metropolen fehlt Bauland und bürokratische Hürden bremsen den Bauprozess aus“, erklärte Accentro-Vorstandsvorsitzender Lars Schriewer. Das zeige sich nicht zuletzt daran, dass im Jahr 2020 mit insgesamt 24.669 Neubauten 9 % weniger als im Vorjahr verkauft wurden. Die meisten davon in Berlin (3.378), gefolgt von München (2.720) und Hamburg (1.479). In Berlin sei der Rückgang mit minus 26,7% besonders stark ausgefallen.

Hohe Kosten für energetische Sanierung von Gebäuden

Die Bundesregierung hat ehrgeizige Klimaschutzpläne, dafür nimmt sie auch den Gebäudesektor stärker in die Pflicht. Im Jahr 2050 soll der Gebäudebestand in Deutschland klimaneutral sein, 2020 betrug der Ausstoß an CO2 noch 118 Millionen Tonnen.

  • Die Kosten für Investitionen in die nötigen energetischen Maßnahmen von Gebäuden in Deutschland beziffert das IW auf mehr als 500 Milliarden Euro bis 2050.
  • Zusätzliche Investitionen in Instandhaltung und Qualitätssicherung der Bestände erfordern laut IW ein Investmentvolumen von 1,3 Billionen Euro bis 2050. Das entspricht jährlich rund 43 Milliarden Euro. Bislang werden dem IW zufolge nur rund 40% der notwendigen Summe investiert.

Ruf nach Umnutzung von Büro- und Gewerbeflächen

Egal, ob zur Miete oder als Eigentum: Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist nach wie vor angespannt. Aktuell sind wegen des Arbeitens im Home Office und innerstädtischen Leerstands viele Büro- und Gewerbeflächen ungenutzt. Würden sie umgenutzt, könnten etwa 235.000 zusätzliche Wohnungen in Innenstädten entstehen. Gleichzeitig gibt es im ländlichen Raum zahlreiche leerstehende Gebäude. Würden sie wieder genutzt, könnte es jährlich 15.000 zusätzliche Eigentumswohnungen geben. Das jedenfalls ist das Ergebnis zweier aktueller Studien, die die ARGE Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen und das Eduard Pestel Institut im Auftrag des Verbändebündnisses Wohneigentum durchgeführt haben.

Bei Förderprogrammen Umbau vor Neubau?

Eine solche Umnutzung des Gebäudebestandes sei erstens ökologischer und zweitens kostengünstiger als ein Neubau. „Wer klimaschonend mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen will, sollte nicht in erster Linie auf teuren Neubau setzen“, sagte Michael Hölker, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB). Das Bauordnungs- und Planungsrecht sollte der Gesetzgeber schnellstens in diese Richtung anpassen. „Bei Förderprogrammen muss gelten: Umbau vor Neubau“, so Hölker.

Hinweis: Für den Wohneigentumsreport waren die Preise für Wohneigentum in 81 deutschen Städten analysiert worden. Die Initiatoren werteten alle Wohnungen vom Einzimmer-Appartement bis zum großzügigen Luxusloft aus, die sich in einem aufgeteilten Wohnhaus befinden und von Privatpersonen gekauft werden können.

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