Den Wohnort wechseln: Warum das für Ältere eine Option sein kann

Im Alter an den Ort seiner Träume ziehen

Bauen-Wohnen 5 min Lesedauer 08.06.2021
Wohnortwechel im Alter

Für einen Wohnortwechsel ist es nie zu spät. Selbst im Alter kann der lang gehegte Traum von einem Leben etwa auf dem Land beziehungsweise in der Stadt oder von einem Neuanfang beispielsweise in der Provence oder auf Mallorca endlich Realität werden. Allerdings stehen sich nicht wenige Menschen dabei selbst im Weg. Erst recht, wenn sie in den eigenen vier Wänden leben, für das Eigenheim jahrzehntelang einen Immobilienkredit abgezahlt haben und das „Loslassen“ der heimeligen Umgebung schwerfällt.

Wohnortwechsel auch im Alter eine Bereicherung

„Eigentlich ist das schade“, sagt der Heidelberger Psychologe und Altersforscher Prof. Hans-Werner Wahl. Denn ein Wohnortwechsel könne auch im Alter eine „Bereicherung für einen selbst“ sein. Vor allem dann, wenn es - endlich wird der alte Traum wahr - irgendwohin geht, wo sich Menschen eine (noch) bessere Lebensqualität versprechen.

  • Manche suchen etwa kulturelle Anregungen und ziehen in eine Stadt, in der renommierte Theater, Opernhäuser oder Museen viel Abwechslung und Unterhaltung bieten.
  • Andere tun sich mit Freund*innen zusammen, ziehen an einem gemeinsam gewählten Ort unter ein Dach und erleben so Gemeinschaft in größerer Runde.
  • Auch ein Zusammenleben in einem Mehrgenerationenhaus ist denkbar.

Über Kontakte sozial eingebunden sein

Alte Pfade verlassen, neue Wege gehen: Auch der Bremer Altersforscher Prof. Sven Voelpel sieht enorme Chancen für Ältere im Fall eines Wohnortwechsels. Man muss im Vorfeld viel planen und organisieren, Kontakte knüpfen etwa zur Immobilien- und Handwerker-Branche, alles neu einrichten. Schon allein das fühle sich für Senior*innen zumeist gut an - „weil sie sozial eingebunden sind“, erklärt Voelpel. Nach seinen Angaben profitiert auch das Gehirn. Weil es neue Infos zu verarbeiten hat, bilden sich dort Synapsen aus oder verstärken sich. So bleiben Ältere auch im Kopf fit.

Liste mit Vor- und Nachteilen erstellen

Aber wie kann ein solcher Wohnortwechsel auch im Alter noch gelingen? Vor allem, wenn man schon lange an einem Ort wohnt, oft stark gebunden an sein Zuhause, die Umgebung, die Nachbarschaft oder die Gemeinde ist. Am besten gemeinsam mit der Partnerin, dem Partner und/oder der Familie hinsetzen und eine Liste mit allen Vor- und Nachteilen schreiben, rät Wahl. Sind die Vorteile für einen Wohnortwechsel in der Überzahl, sollte man das Vorhaben angehen. „Die positive Einstellung ist das A & O“, weiß Voelpel. Wer sich aus guten Gründen für den Wohnortwechsel entscheide, werde die Sache auch mit Erfolg meistern.

Wohnortwechsel gut vorbereiten

Dabei gilt: „Bloß nicht ins kalte Wasser springen“, empfiehlt Wahl. Ihren Wohnortwechsel müssen Umzugswillige gut vorbereiten - sonst ist Enttäuschung programmiert. Das bedeutet, sich zunächst umfassend zu informieren und nichts dem Zufall zu überlassen. Zum Beispiel:

  • Welche Immobilie kommt in Frage: Mietwohnung oder Eigenheim? Wie sind die Preise? Ist die Immobilie barrierefrei?
  • Wie ist etwa die Anbindung des möglicherweise neuen Zuhauses an öffentliche Verkehrsmittel?
  • Gibt es in unmittelbarer Nähe Einkaufsmöglichkeiten wie Supermärkte? Wie es weit ist es bis zur nächsten Arztpraxis oder Apotheke?
  • Welche Freizeitangebote gibt es und wie sieht es mit Senior*innen-Treffs aus?

„Oft bietet es sich auch an, erst einmal am gegebenenfalls neuen Wohnort zur Probe zu wohnen, bevor man umzieht“, sagt Voelpel. Beim Probewohnen lässt sich ausloten, ob die Umgebung und das Umfeld wirklich das Richtige ist. Ist dies der Fall, dann sollten nach und nach die nächsten Schritte angegangen werden.

Abschiednehmen von der alten Heimat

Erfolgreich in der neuen Heimat ankommen -  das gelingt, wenn der Abschied von der alten Heimat gut vorbereitet ist. Das fängt schon mit dem Aussortieren von vielen liebgewonnenen Gegenständen an. Von einem rigorosen Entsorgen rät Wahl aber ab. Besser sei es, sich bewusst Zeit für den Abschied zu nehmen und sich noch einmal ins Bewusstsein zu rufen, welche Rolle der ein oder andere Gegenstand im Leben gespielt habe. „Oft fällt das Aussortieren leichter, wenn nicht mehr benötigte Sachen nicht auf dem Sperrmüll landen, sondern weiterverschenkt oder für einen guten Zweck gespendet werden“, erläutert Wahl.

Ein gutes Umzugsunternehmen muss natürlich auch her. Tipps, worauf Sie hierbei achten sollten, finden Sie zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale.

Das Ankommen dauert

Worüber sich Umzugswillige im Alter ebenfalls klar sein müssen: „Das Ankommen in der neuen Heimat dauert“, betont Wahl. Es brauche Zeit, bis man sich eingelebt und einen neuen Freundes- und Bekanntenkreis aufgebaut hat. „Ideal ist natürlich, wenn man es sich finanziell leisten kann, beide Wohnsitze zu behalten“, sagt Voelpel. Dann reißt auch der Kontakt zu früheren Freund*innen und Bekannten nicht ab. Doch das ist angesichts der hohen Mieten und Immobilienpreise nur wenigen Rentner*innen möglich.

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