Auf den Spuren von Karl, dem Kojoten?

3 min Lesedauer 08.11.2017
Pärchen mittleren Alters liest Zeitung im Bett mit Hund

Weltweit brummt die Wirtschaft. Trotz Trump, trotz Katalonien, trotz anderer geopolitischer Risiken. Die Weltwirtschaft scheint ein Rekordjahr hinzulegen und auch die Finanzmärkte bleiben in Jubelstimmung. Dabei scheint niemand zu registrieren, dass einige Misstöne, die schon zur letzten Krise geführt haben, wieder zunehmen. Obacht vor Karl, dem Kojoten.

Die Liebhaber von amerikanischen Zeichentrickserien kennen Karl, den Kojoten, aus der Serie des Road Runners. Bei seinen Versuchen, den Road Runner zu fangen, schießt Karl der Kojote regelmäßig über das Ziel – meistens Klippen – hinaus, bemerkt aber erst, dass er in der Luft steht, wenn er nach unten schaut. Dann stürzt er ab.

Auf den ersten Blick gibt es keine Anzeichen, dass die Finanzmärkte Karl, dem Kojoten, folgen. Ganz im Gegenteil. Wir sehen gerade zum ersten Mal seit zehn Jahren einen synchronverlaufenden Aufschwung in allen OECD-Staaten. Anders als vor zehn Jahren wird dieser Aufschwung aber nicht von einer anziehenden Inflationsrate und restriktiver Geldpolitik begleitet.  Unter diesen Umständen ist es kaum überraschend, dass die Volatilität an den Aktienmärkten wieder auf ein historisch niedriges Niveau gesunken ist, während die Kreditspreads aufgrund der Suche nach Renditen zunehmend enger werden. Willkommen in LaLaLand?

Nicht ganz. Denn die Gesamtverschuldung (öffentlicher und privater Sektor) in den meisten großen Volkswirtschaften ist aktuell sogar noch höher als 2006. Der Internationale Währungsfonds warnte letzten Monat schon vor neuen aufziehenden dunklen Wolken.

Der große Unterschied zu 2006 ist die Geldpolitik der Notenbanken. Auf dem Weg in die Finanzkrise hatten die großen Notenbanken ihre Zinsen schon etliche Mal erhöht. So hatte z.B. die EZB ihren Leitzins von Ende 2005 bis zum Sommer 2007 von 2% auf 4% erhöht. Ein ähnliches Vorgehen scheint momentan ausgeschlossen. Die amerikanische Fed tut sich weiterhin sehr schwer mit weiteren Zinserhöhungen und EZB oder Bank of Japan werden wohl bis 2019 das Wort „Zinserhöhung“ komplett aus ihrem Vokabular streichen. Damit sollte das Risiko auf eine starke Markkorrektur kurzfristig reduziert sein.

Aktuell sorgen die Notenbanken dafür, dass die Finanzmärkte vor einem „Karl, der Kojote“ Moment verschont bleiben. Vorsicht ist dennoch geboten. Die ersten Berichte über den nicht nachhaltigen Boom auf dem US-Immobilienmarkt konnte man auch schon im Jahr 2005 lesen. Fast zwei Jahre bevor die Finanzmärkte einbrachen.