Eine Wolke macht noch keinen Sturm

2 min Lesedauer 08.02.2018
Pärchen mittleren Alters liest Zeitung im Bett mit Hund

Die europäische Konjunktur brummt. Wachstumszahlen und Vertrauensindikatoren scheinen sich beinahe wöchentlich zu übertreffen, und  doch ziehen aktuell einige dunklere Wolken am Konjunkturhimmel auf. Zeit für Regenschirm und sturmfeste Klamotten ist es allerdings noch lange nicht.

Der Wind an den europäischen Finanzmärkten hat sich in den ersten Wochen des Jahres fast unbemerkt gedreht. Drei Entwicklungen fallen dabei auf, die der Konjunktur noch nachhaltige Sorgen bereiten könnten. Da ist zu allererst der gestiegene Ölpreis. Seit Dezember ist der Ölpreis mit rund 16% gestiegen und steht mittlerweile auf dem höchsten Stand seit Ende 2014. Mehr Inflation, höhere Produktionskosten und weniger Geld in den Taschen sind häufig die naheliegenden Sorgen, die höhere Ölpreise bereiten. Zweitens hat der Euro seinen Höhenflug des letzten Jahres fortgesetzt. Eine Aufwertung von 16% gegenüber dem Dollar seit April, 5% allein in den letzten vier Wochen, bringt manch einem Konjunkturoptimisten Schweißperlen auf die Stirn. Und zu guter Letzt ist da der Anstieg der langfristigen Zinsen. Ganz still und heimlich sind z.B. die Zinsen auf 10-jährige deutsche Staatsanleihen seit Dezember von 0,3% auf mehr als 0,7% gestiegen. Ohne dass die EZB etwas dafür tut, ist die Geldpolitik durch stärkeren Euro und höhere Zinsen schon weniger locker geworden.

Für Konjunktursorgen ist es allerdings viel zu früh. Der Ölpreis ist aktuell auf einem Niveau, bei dem die höhere Nachfrage nach deutschen Produkten aus ölexportierenden Staaten die höheren Produktionskosten mehr als wett macht. Außerdem ist zu erwarten, dass die amerikanische Schieferindustrie schnell die eigene Produktion wieder erhöhen wird, wodurch dann die Weltpreise auch wieder sinken. Die Aufwertung des Euros wird schon weniger dramatisch, wenn man sich nicht auf den Dollar konzentriert, sondern die Entwicklungen gegenüber allen anderen Währungen betrachtet. Hinzu kommt, dass sich immer mehr Unternehmen gegen Wechselkursschwankungen absichern, wodurch die realwirtschaftlichen Folgen geringer geworden sind. Und der Anstieg der langfristigen Zinsen kommt von einem niedrigen Niveau. Niemand würde sich wohl ernsthaft über 0,7% beschweren wollen.

Trotz aufziehender Wolken am Konjunkturhimmel sollte man sich keine Sorgen machen. Nicht jede Wolke ist ein Vorbote von einem bevorstehenden Sturm oder Unwetter.