Abgesehen vom Osterhasen ist nicht viel nach oben gesprungen

Chart of the Week

3 min Lesedauer 06.04.2018

Das erste Quartal des neuen Jahres ist beendet und wirtschaftlich gesehen läuft es nach wie vor rund, auch wenn die Konjunkturspitze erreicht sein könnte und Schlagzeilen um einen möglichen Handelskrieg mit den USA auf Stimmungsindikatoren drücken. 

Zu Beginn dieses ersten Quartals hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) einen Schritt Richtung Ausgang aus ihrer lockeren Geldpolitik unternommen und ihre Anleihekäufe um die Hälfte reduziert – statt 60 Milliarden Euro werden seit Januar monatlich Anleihen im Umfang von 30 Milliarden Euro gekauft. Doch Renditen von Euroanleihen haben auf diese Reduzierung nur mäßig reagiert, die befürchtete Rendite-Rallye ist ausgeblieben.

Nicht nur „die Flucht in den sicheren Hafen“ vor Handelskrieg-Sorgen hat dabei geholfen Renditen zu deckeln, auch die Inflation möchte immer noch nicht richtig anspringen, wie unser Chart der Woche zeigt. Zwar hat der Osterhase auch dieses Mal inflationstechnisch in der Eurozone zugeschlagen: Da Ostern dieses Jahr in den März und nicht wie im Vorjahr in den April gefallen ist, gibt es einen starken saisonalen Effekt, sodass Preise für Lebensmittel und Pauschalreisen im Vergleich zum Vorjahr deutlich höher ausfallen.

 

Inflationserwartung und Rendite 10-jähriger Staatsanleihen

Lässt man diesen saisonalen Effekt jedoch außen vor, zeigt der 5-jährige Inflations-Swap, dass die mittelfristige Inflationserwartung nach wie vor nicht auf die Beine kommt. Tatsächlich haben die Inflationserwartungen fast wieder das Niveau erreicht, auf dem sie sich befanden, als die EZB mit ihrem Anleihekaufprogramm im Jahr 2015 begonnen hat. 

Warum sollte die EZB also ihr QE-Programm einstellen, bzw. gar die Zinsen erhöhen, wenn es gar keinen Inflationsdruck gibt? Selbst restriktivere EZB-Ratsmitglieder wie Knot und Weidmann zeigen sich mit einer ersten Zinserhöhung Mitte 2019 zufrieden. Zwar herrscht im EZB-Rat immer noch Uneinigkeit über den Zeitpunkt und die Details des Endes der Anleihekäufe, doch es scheint immerhin Konsens darüber zu geben, dass die Anleihekäufe enden sollen – trotz nach wie vor niedriger Inflationserwartungen.

Die geringen Inflationserwartungen unterstreichen allerdings ein größeres Phänomen. Nämlich, dass die großen Notenbanken immer weniger Kontrolle über die Inflationsentwicklungen haben. Im Zeitalter der Globalisierung sind weltweite Rohstoffpreise und Lohnentwicklungen, aber auch viel größere Trends wie die Digitalisierung und die alternde Bevölkerung sehr viel wichtiger für die nationale Inflation als die Geldpolitik der Notenbanken. Auch die EZB weiß das nur zu gut. Wenn man sich dieses Problem jedoch vor Augen hält, wird es für die Notenbanken dieser Welt unheimlich schwierig, trotz aktuellem Inflationsniveau einen eleganten Ausstieg aus ihrer Geldpolitik zu finden.

 

Die Richtung der Weltwirtschaft und auch der Finanzmärkte entscheidet sich in den kommenden Monaten nicht so sehr im Weißen Haus, sondern an vier traditionellen makroökonomischen Fragestellungen