Chart of the Week | 24.08.2018

Couches für die Konjunktur

3 min Lesedauer 24.08.2018

Die Deutschen konsumieren und investieren zu wenig und sparen zu viel. Das muss man jedenfalls annehmen, wenn man die Kritik des US-Präsidenten am amerikanischen Handelsbilanzdefizit mit dem wichtigen Handelspartner Deutschland vernimmt. Dieser Vorwurf steht allerdings nicht erst seit Donald Trump im Raum. Auch die Ungleichgewichte innerhalb des Euroraums werden oft den deutschen Überschüssen angelastet – und somit auch der Konsum- und Investitionszurückhaltung hierzulande. Doch es gibt Hinweise, dass sich an dieser Zurückhaltung etwas ändern könnte: Das solide deutsche Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent im zweiten Quartal stützte sich auch auf positive Impulse aus erhöhten Konsumausgaben und Investitionen. 

 

Möglicherweise hält der Aufwind zumindest aus Richtung des Konsums noch eine Weile an: Im Rahmen einer ING-Umfrage in 13 europäischen Ländern sowie Australien und den USA wurden deutsche Konsumenten zu ihren Ausgaben für langlebige Verbrauchsgüter (z. B. Auto, Möbel, Fernseher, Kühlschrank...) befragt. Dabei ging es sowohl um die in den vorangegangenen drei Jahren getätigten Ausgaben als auch um die Ausgabenpläne für das kommende Jahr. Im Gegensatz zu zwangsläufig regelmäßig anfallenden Ausgaben wie Wohn- und anderen Lebenshaltungskosten haben Verbraucher meist mehr Spielraum, wenn es um die Anschaffung langlebiger Konsumgüter geht – wenn das Vertrauen in die Stabilität der eigenen wirtschaftlichen Situation nicht da ist, kann die neue Ledercouch oder der Fernseher auch noch mal ein Jahr warten.

Getätigte und geplante Ausgaben deutscher Verbraucher für langlebige Konsumgüter (Befragte ohne Angabe herausgerechnet)

Couches für die Konjunktur
Quelle: ING International Survey

Wie unser Chart der Woche zeigt, fallen dabei die geplanten Ausgaben zwar geringer aus als die bereits getätigten – allerdings auch für einen Planungszeitraum, der nur ein Drittel des betrachteten Ausgabenrückblicks ausmacht. Dabei liegt der Median der 12-Monats-Planung mit 1.000 Euro bei exakt der Hälfte des Medians für den 36-Monats-Rückblick. Der Mittelwert der geplanten Ausgaben von rund 2.850 Euro liegt knapp unter der Hälfte des Mittelwerts der über drei Jahre getätigten Ausgaben von gut 6.200 Euro – aufs Jahr gerechnet wäre das ein Zuwachs von fast 38 Prozent.

 

Außerdem enthalten die tatsächlich getätigten Ausgaben auch ungeplante Anschaffungen z. B. nach dem unerwarteten Defekt eines Geräts, die in den geplanten Ausgaben naturgemäß nicht enthalten sind. Auch das sollte dafür sorgen, dass die Ausgaben der kommenden 12 Monate im Verhältnis zu den Ausgaben der Vergangenheit noch einmal höher ausfallen. Es mag nicht ausreichen, um Donald Trump zufriedenzustellen – aber die Aussichten sind gut, dass der Konsum auch in näherer Zukunft eine Stütze der deutschen Konjunkturentwicklung sein kann.

 

Ihren Konsum erledigen die Deutschen gerne online

Autor: Sebastian Franke