Preistreiber Energie

Chart of the Week

3 min Lesedauer 04.02.2022

Inflation bleibt das Wort der Stunde. Nach dem Jahrzehnterekord von 5,3 Prozent Preissteigerung im Dezember 2021 gegenüber dem Dezember 2020 fiel der Januarwert mit einer Inflationsrate von 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat nur geringfügig niedriger aus. Und was Mitte vergangenen Jahres noch nach einem vorübergehenden Phänomen aussah, hat sich inzwischen verstetigt.

Einige preistreibende Effekte werden im neuen Jahr nachlassen oder ganz wegfallen – beispielsweise der Basiseffekt der zurückgedrehten Mehrwertsteuersenkung, der in der zweiten Jahreshälfte 2022 für einen zusätzlichen Preisanstieg gegenüber den jeweiligen Vorjahresmonaten mit ermäßigten Steuersätzen gesorgt hatte. Doch bevor der Inflationsdruck nachlässt, dürfte er sich zunächst ausbreiten und noch mehr Produktgruppen erfassen als bisher.

Einer der größten Preistreiber der letzten Monate, der uns voraussichtlich auch noch eine Weile beschäftigen wird, sind die Energiekosten. Diese verteuern beispielsweise Produktion und Transport von Gütern, belasten die Wirtschaft aber auch noch auf andere Weise: Nämlich, indem sie Konsum verdrängen. Denn Geld, das Verbraucher aufwenden müssen, um nicht zu frieren oder im Dunkeln zu sitzen, können sie nicht mehr für anderen Konsum ausgeben.

Unser Chart der Woche zeigt, wie sich die monatlichen Kosten für Kraftstoffe, Strom und Gas im Januar 2022 gegenüber den Preisen aus dem 1. Halbjahr 2021 verhielten, bezogen auf den durchschnittlichen Verbrauch je Einwohner in Deutschland.

Monatliche Energiekosten pro Person

Der Chart zeigt die monatlichen Energiekosten pro Person im Vergleich zwischen dem 1. Halbjahr 2021 und dem Januar 2022.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Verivox, Stromauskunft, eigene Berechnungen

Ein Sprung von knapp unter 150 auf nicht ganz 190 Euro monatlich – nicht schön, aber letztlich doch zu verkraften, möchte man denken. Und tatsächlich würde der Anteil der Aufwendungen für Kraftstoffe, Strom und Gas am Konsum eines Einpersonenhaushalts lediglich von 9 auf 12 Prozent steigen. Doch der Teufel steckt im Detail – denn was im Durchschnitt noch einigermaßen problemlos daherkommt, kann in vielen Fällen eine große Herausforderung sein.

Denn Haushalte bestehen meist aus mehr als einer Person. Und oft gibt es mehr Personen als Verdiener im Haushalt, so dass das verfügbare Einkommen vieler Haushalte, gerade Familien, stärker belastet wird, als diese Zahlen auf den ersten Blick vielleicht nahelegen.

Und: Je niedriger das Einkommen, desto größer auch der Anteil, den grundlegende Ausgaben ausmachen – und desto schwerwiegender in der Folge auch die Auswirkungen auf das Budget. Allein der Bereich Wohnenergie beispielsweise macht im Durchschnitt aller Haushalte 6,1 Prozent der Konsumausgaben aus. Doch während es bei Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 5.000 Euro oder mehr nur 4,7 Prozent sind, ist der Anteil bei einem Einkommen von weniger als 1.300 Euro mehr als doppelt so hoch.

Somit besteht das Problem nicht nur im Kaufkraftverlust der Verbraucher und der möglichen Verdrängung anderen Konsums durch die gestiegenen Energiepreise – sondern auch darin, dass die Schwächsten am härtesten getroffen werden. Immerhin ist mit dem von der Bundesregierung geplanten Heizkostenzuschuss zumindest eine gewisse Unterstützung absehbar.

Autor: Sebastian Franke