Manche mögen’s heiß – aber viele auch nicht

Chart of the Week

42 Grad in Japan, 46 Grad in Spanien, 50,5 Grad in der Türkei, 54 Grad im Iran – rund um den Globus werden dieser Tage neue Hitzerekorde gemeldet. Und auch wenn hierzulande der bisherige Verlauf des Sommers 2025 wohl eher als durchwachsen im Gedächtnis bleiben wird, vergeht gefühlt kaum noch ein Monat ohne die Meldung, es sei der wärmste solche Monat seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen.

Wenn es draußen heiß ist, möchten es viele Menschen aber wenigstens in Innenräumen kühl haben. Das zeigt sich auch an einer Meldung, die in dieser Woche vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurde: Die Produktion von Klimageräten in Deutschland ist während der letzten fünf Jahre um 75 Prozent gestiegen. Waren es im Jahr 2019 noch knapp 181.000 Stück, so wurden 2024 bereits rund 317.000 Klimageräte hergestellt (ohne solche, die in Autos verbaut oder dafür vorgesehen sind).

Wertmäßig betrug der Zuwachs allerdings nur gut 34 Prozent. Offenbar erfolgte also ein nennenswerter Teil des Produktionszuwachses im unteren Preissegment. Der Durchschnittswert pro Gerät sank von über 6.000 auf deutlich unter 5.000 Euro – und das, obwohl das allgemeine Preisniveau im gleichen Zeitraum um rund 20 Prozent anzog. Unser Chart der Woche zeigt die Zunahme der Produktion seit 2019 zuzüglich der Importe und abzüglich der Exporte – allerdings nur wertmäßig, denn die Außenhandelsstatistik liefert leider keine Stückzahlen.

Abkühlung gewünscht

Produktion sowie Im- und Exporte von Klimageräten (in Mio. €, ohne Klimageräte in Kraftfahrzeugen)

Der Chart zeigt die inländische Produktion, Im- und Exporte von Klimageräten sowie den Saldo für die Jahre 2019 bis 2024.
Quelle: Statistisches Bundesamt

2019 lagen die Ausfuhren noch höher als die Einfuhren; seitdem wurden aber in jedem Jahr wertmäßig mehr Geräte im- als exportiert. Auch der Gesamtwert der nach Berücksichtigung von Im- und Exporten im Inland verfügbaren Klimageräte erreichte 2024 mit über 1,7 Milliarden Euro einen neuen Höchststand. Offenbar wollen sich immer mehr Menschen in Deutschland die Möglichkeit zur Abkühlung schaffen, zumal Hitze nicht nur als unangenehm empfunden wird, sondern vor allem für ältere und vorerkrankte Menschen auch eine gesundheitliche Belastung darstellt. Auch Unternehmen achten verstärkt darauf, Produktivitätsverlusten durch Hitzestress entgegenzuwirken – eine Studie des World Economic Forum und der Allianz kam beispielsweise zu dem Ergebnis, dass hohe Temperaturen ab 32 Grad ähnliche Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wie Streiks.

Angesichts der Prognosen von Klimaforschern lässt sich leicht erkennen, dass die Nachfrage nach Kühlung keinen kurzfristigen Trend, sondern eine langfristige Herausforderung darstellt. Die behagliche Kühle drinnen bei schweißtreibender Hitze draußen hat nämlich auch eine Kehrseite: den Energieverbrauch. Trotz beachtlicher Erfolge beim Ausbau erneuerbarer Energien werden immer noch fast 40 Prozent des Stroms in Deutschland aus fossilen Quellen erzeugt – und so befeuern die Geräte, die es uns angenehm kühl machen sollen, den Klimawandel, der den Bedarf an Kühlung weiter antreibt.

Möglichst energieeffiziente Klimageräte und ein weiterer Ausbau erneuerbarer Energien sind daher unabdingbar, damit aus dem Wunsch nach Abkühlung keine Spirale der Erhitzung wird. Der Anstieg der Klimageräteproduktion in den letzten Jahren spiegelt die globale Erwärmung – und ist ein Warnsignal dafür, wie eng unser Alltag mit dem Wandel des Weltklimas verflochten ist.

Autor: Sebastian Franke