Ein Unterschied weniger – aber noch viel zu tun

Chart of the Week

Die Erwerbstätigenquote von Frauen in den östlichen und westlichen Bundesländern hat sich angeglichen und liegt in Deutschland insgesamt außerdem um 30 Prozent höher als direkt nach der Wiedervereinigung. Das teilte das Statistische Bundesamt in dieser Woche im Rahmen einer Reihe von Veröffentlichungen zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit mit.

1991 hatte hier noch ein deutliches Ungleichgewicht zwischen den östlichen und westlichen Bundesländern bestanden. Unterschiedliche Voraussetzungen beispielsweise im Hinblick auf Möglichkeiten der Kinderbetreuung oder auch in der gelebten Arbeitskultur sorgten dafür, dass im Jahr nach der Wiedervereinigung die Erwerbstätigenquote von Frauen im Osten deutlich höher lag – bei 66,2 Prozent im Vergleich zu 54,3 Prozent im Westen. Bundesweit betrug der Wert 57 Prozent.

Der Westen hat aufgeholt

Erwerbstätigenquoten von Frauen im Vergleich 1991 zu 2024

Der Chart zeigt für die östlichen und die westlichen Bundesländer sowie für Deutschland insgesamt die Erwerbstätigenquote von Frauen in den Jahren 1991 und 2024.
Quelle: Statistisches Bundesamt

Laut den Ergebnissen des 2024er Mikrozensus ist die bundesweite Erwerbstätigenquote von Frauen mittlerweile auf 74,1 Prozent angestiegen – also um rund 17 Prozentpunkte oder 30 Prozent. Nur noch 0,3 Prozentpunkte beträgt die Lücke zwischen den östlichen und westlichen Bundesländern.

Damit hat sich zumindest ein Unterschied weitgehend eingeebnet. Auf anderen Feldern bestehen hingegen noch deutliche Diskrepanzen zwischen Ost und West: So liegt beispielsweise der Bruttomonatsverdienst von vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in den westlichen Bundesländern um 21 Prozent höher als im Osten (4.810 gegenüber 3.973 Euro). Allerdings war hier auch eine deutlich größere Lücke zu schließen – 1991 waren es noch 115 Prozent.

Aber auch die seit der Wiedervereinigung deutlich gesteigerte Erwerbstätigenquote von Frauen liegt noch klar unter dem Wert männlicher Erwerbstätiger: Hier beträgt die Quote 80,8 Prozent. Angesichts der Herausforderungen des demographischen Wandels, insbesondere des bevorstehenden Ausscheidens geburtenstarker Jahrgänge aus dem Arbeitsmarkt verbunden mit einer restriktiver werdenden Migrationspolitik, stellt sich die Frage, ob nicht weitere Anstrengungen erforderlich sind, um dieses Potenzial nicht ungenutzt zu lassen.

Autor: Sebastian Franke