Innovation früher und heute
Chart of the Week
Der Zusammenhang zwischen Innovation und Wachstum ist der gemeinsame Nenner in den Forschungen der kürzlich ausgezeichneten Träger des diesjährigen Wirtschaftsnobelpreises. Um exakt zu sein: Die Auszeichnung nennt sich „Preis der schwedischen Nationalbank in Wirtschaftswissenschaft zur Erinnerung an Alfred Nobel“, denn sie gehört nicht zu den einst vom Erfinder des Dynamits gestifteten Preisen für Verdienste um Frieden, Literatur, Physik, Chemie und Medizin. Wie bei diesen Preisen erfolgt jedoch auch im Bereich Wirtschaftswissenschaften die Auswahl der Preisträger durch die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften.
Wie sich im Laufe der Wirtschaftsgeschichte Innovation in nachhaltiges Wachstum umsetzen ließ, das ist der Forschungsgegenstand des israelisch-US-amerikanischen Wirtschaftshistorikers Joel Mokyr von der Northwestern University im US-Bundesstaat Illinois. Seinen Erkenntnissen zufolge ist das Wissen darum, dass etwas funktioniert, noch nicht ausreichend, um darauf einen Innovationsprozess zu gründen. So war beispielsweise die Kraft des Dampfes bereits in der Antike bekannt – aber ohne die Kenntnis der wissenschaftlichen Grundlagen fehlten die Mittel, diese Kraft sinnvoll und systematisch zu nutzen, was dann seit dem späten 18. Jahrhundert in Form der Dampfmaschine passierte.
Entwicklungen wie diese waren verantwortlich dafür, dass sich mit der industriellen Revolution die Geschwindigkeit des wirtschaftlichen Wachstums vervielfachte, wie auch unserem Chart der Woche zu entnehmen ist. Dieser zeigt neben Daten der Weltbank für die jüngere Vergangenheit auch Daten des Maddison Historical Statistics Project, in dessen Rahmen versucht wird, ökonomische Statistiken für die Zeit vor ihrer systematischen Erfassung zu rekonstruieren. Die Darstellung erfolgt in Internationalen Dollar, einer hypothetischen, rechnerischen Währung, die Kaufkraftunterschiede im Zeitverlauf und zwischen Ländern ausgleicht.
Entwicklung des globalen BIP seit dem Jahr 1000
(In Billionen Internationaler Dollar per 2021)
Die anderen beiden diesjährigen Preisträger sind der Franzose Philippe Aghion, der am Collège de France, der INSEAD und an der London School of Economics and Political Science lehrt, und der Kanadier Peter Howitt von der Brown University im US-Bundesstaat Rhode Island. Aghion und Howitt beschäftigen sich mit der Theorie nachhaltigen Wachstums durch „schöpferische Zerstörung“. Dieser Begriff, der auf den österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter zurückgeht, beschreibt die Verdrängung etablierter Geschäftsmodelle durch neue Erfindungen oder durch innovative Kombinationen bestehender Produkte oder Prozesse.
Der schöpferische Aspekt dieser Zerstörung besteht darin, dass hierdurch Arbeitskraft und Kapital, die bislang in bestehenden Geschäftsmodellen gebunden waren, freigesetzt werden und so unter Nutzung neuer Technologie in produktiverer Form als bislang zum Einsatz kommen können. Das eröffnet einen interessanten Blickwinkel insbesondere auf deutsche Wirtschaftspolitik, die oft genug den Eindruck erweckt, als wolle sie sich dieser schöpferischen Zerstörung lieber entgegenstellen, anstatt ihre Auswirkungen abzufedern und gleichzeitig die Umlenkung von Ressourcen in zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu fördern.
Um Innovation und darum, was es dafür braucht, geht es auch bei unserem ING Innovationsindex, der die deutschen Bundesländer auf ihre Innovationsstärke hin vergleicht. Mehr dazu lesen Sie hier.