Konsumdiät und Kauflust auf Sparflamme
Chart of the Week
Die Verbraucherstimmung bleibt gedrückt – kein Wunder angesichts des sich abkühlenden Arbeitsmarkts und der anhaltenden (geo-)politischen Unsicherheit. Doch für die sich im Keller befindliche Kauflaune gibt es noch einen weiteren entscheidenden Grund. Die Kaufkraft liefert weiterhin zu wenig „Kalorien“, um den Konsum zu nähren. Die Folge: Die Kauflust bleibt auf Sparflamme – die Deutschen halten Konsumdiät.
Die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland hat sich zuletzt wieder etwas abgekühlt. In deutschen Chefetagen blickt man weniger optimistisch nach vorne, und auch die Finanzmarktanalysten schätzen die aktuelle Lage eher düster ein. Anders sieht es bei den deutschen Verbrauchern aus – denn im Gegensatz zu den Unternehmen hatte diese gar nicht erst jegliche Form von Optimismus erreicht. Im September lag das Verbrauchervertrauen in Deutschland, der Schnellschätzung der Europäischen Kommission nach, bei -9,3. Damit liegt es weiterhin unterhalb des langfristigen Durchschnitts. Von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten 12 Monaten geht die Mehrheit nicht aus, und auch die Kauflaune bleibt eher im Keller.
Verwunderlich denkt der ein oder andere nun sicherlich. Schließlich sind die Löhne in den vergangenen Jahren doch deutlich gestiegen. Zwischen 2020 und 2024 um immerhin 18 Prozent. Viel wichtiger allerdings – auch die Inflation lag in dieser Zeit hoch. Mit dem Ergebnis, dass, wie unser Chart of the Week zeigt, die Reallöhne trotz des starken Nominallohnwachstums Ende letzten Jahres noch nicht wieder das Niveau von Ende 2020 erreicht hatten. Sprich, auf dem Konto mag mehr Geld ankommen – mehr kaufen als vor rund fünf Jahren kann man sich davon dann allerdings doch nicht.
Reallohnindex Deutschland
(auf 2020 rebasiert)
Auch zur Jahresmitte 2025 war der Verlust der Kaufkraft noch nicht wieder vollständig aufgeholt. Dementsprechend sind die Verbraucher aktuell noch dazu gezwungen Diät zu halten. Bildlich gesprochen, versteht sich. Denn die noch immer belastete Kaufkraft hält eine Rückkehr des Konsums in Grenzen.
Hinzukommt, dass der Trend eindeutig zum möglichst prall gefüllten Sparstrumpf geht – die in der Verbraucherumfrage der Europäischen Kommission ermittelte Sparneigung liegt deutlich höher als der langfristige Durchschnitt. Sprich: das nominale Mehr auf dem Konto wird lieber gespart. Vor allem, um sich gegen mögliche Risiken abzusichern. Anhaltende Berichte über Restrukturierungen, Stellenabbau und Insolvenzen gesellen sich zum bereits messbaren Abkühlen des Arbeitsmarktes. (Geo-)Politische Unsicherheit verstärkt das Bedürfnis nach finanzieller Absicherung, die anhaltenden Diskussionen über Sparmaßnahmen der Bundesregierung schaffen an dieser Stelle wenig Linderung.
Für die deutsche Wirtschaft insgesamt bedeutet das anhaltend niedrigere Niveau der Realeinkommen, auch wenn es langsam auf das Niveau von 2020 zurückkehrt, sowie die Verunsicherung der Haushalte, der aktuell keine fiskalpolitischen Impulse gegenübersteht, dass der private Konsum so schnell nicht zurückkehren wird, um die deutsche Wirtschaft aus der Dauerstagnation zu befreien.
Die Diät geht also, zumindest kurzfristig, noch weiter – nicht nur im Portemonnaie der Verbraucher, sondern auch gesamtwirtschaftlich.