Das Black-Friday-Paradoxon: Wer spart, zahlt drauf

Chart of the Week

Für vermeintliche Schnäppchenjäger werden im November gleich mehrfach Träume wahr. Doch was, wenn wir Ihnen sagen, dass die meisten Produkte im November gar nicht günstiger, sondern tatsächlich teurer sind als im Rest des Jahres? Aus ökonomischer Sicht wären Einkäufe am Black Friday dann ineffizient. Nur eine Produktgruppe macht die Ausnahme.

Am Dienstag war es so weit und mit dem aus China zu uns herübergeschwappten „Singles‘ Day“, der immer am 11. November eines jeden Jahres stattfindet, wurde die novemberliche Schnäppchenjäger-Saison eingeläutet. Eine Umfrage des Preisvergleichsportals Idealo aus dem Oktober zeigt, dass immerhin 14 Prozent der Deutschen in der Vergangenheit schon mal bei Angeboten zum „Singles‘ Day“ zugeschlagen haben. Fast jeder Fünfte plante den Umfrageergebnissen zufolge in diesem Jahr Einkäufe zu tätigen.

Noch größer ist allerdings die Beliebtheit des sogenannten Black Friday. Mehr als 70 Prozent der Deutschen haben in der Vergangenheit schon einmal etwas am Freitag nach Thanksgiving, der für gewöhnlich mit jeder Menge Rabattaktionen den Beginn der Weihnachtsshopping-Saison markiert, gekauft. Seinen Ursprung hat diese Tradition in den USA – womit die meisten Schnäppchentage tatsächlich importiert sind.

Auch in diesem Jahr planen der Idealo-Umfrage zufolge 65 Prozent der Deutschen am Black Friday etwas zu kaufen. Und die meisten rechnen dabei mit Ersparnissen von rund 11 bis 20 Prozent. Weniger als 5 Prozent der Befragten rechnen mit gar keinen Ersparnissen. Vor allem diejenigen, die andere Artikel als Elektronik anschaffen möchten, sollten ihre Antwort über die erwartete Ersparnis allerdings nochmal überdenken – nicht nur, dass viele Produkte, die für Black Friday auf der Einkaufsliste der Deutschen stehen, im November nicht deutlich günstiger sind als im Rest des Jahres, sie sind tatsächlich teurer. Das jedenfalls zeigt unser Chart of the Week.

Ökonomische Ineffizienz des „Black Friday“

Durchschnittliche Mehrkosten für ausgewählte Güter im November im Vergleich zum Jahresdurchschnitt (2014-2024 bzw. 2020-2024 für TV, Computer und Laptop)

Der Chart zeigt die durchschnittlichen Mehrkosten für ausgewählte Güter im November im Vergleich zum Jahresdurchschnitt (2014-2024 bzw. 2020-2024 für TV, Computer und Laptop)
Quelle: LSEG Datastream; ING-Berechnungen

Am Black Friday einzukaufen ist also häufig wirtschaftlich betrachtet ineffizient. Beispielsweise waren zwischen 2014 und 2024 im November Kleidung und Schuhe rund 3 Prozent teurer als im Jahresdurchschnitt. Und für fast 80 Prozent der in der Idealo-Umfrage Befragten stehen sie auf der Einkaufsliste. Dicht gefolgt von Wohn- und Haushaltsartikeln, Büchern und Medien, Gesundheit sowie Drogerie- und Kosmetikartikeln. Allesamt im November teurer als im Jahresdurchschnitt. Schwierig, da von Schnäppchen zu sprechen.

Ganz oben auf der Einkaufsliste stehen allerdings Elektronikartikel. Und damit scheinen die Deutschen tatsächlich effizient zu shoppen, denn sowohl TVs als auch Computer und Laptops waren in den vergangenen rund 10 Jahren im November günstiger als im Jahresdurchschnitt. Hier lassen sich also scheinbar die wirklichen Schnäppchen schießen.

Interessanterweise scheint sich die Mehrheit der Deutschen der Ineffizienz des Schnäppchentags bewusst zu sein – fast jeder zweite ist sich sicher, dass die Preise vorm vermeintlichen Schnäppchentag erhöht werden, bevor sie dann scheinbar signifikant gesenkt werden.

Für wen das Einkaufen rund um die vermeintlichen Schnäppchentage dennoch dazugehört, der sollte die Wunschprodukte und etwaige Preisschwankungen vorab beobachten. Denn wer online oder im stationären Einzelhandel mit Angeboten lockt,  muss den günstigsten Preis der vergangenen 30 Tage als Vergleichswert angeben. Rabatte auf den ohnehin selten geforderten UVP funktionieren so nicht mehr.

Ob aus ökonomischer Sicht ineffizient oder nicht – für die deutsche Wirtschaft wäre eine rege Teilnahme an den verschiedenen Schnäppchentagen im November gar nicht mal so schlecht. Denn aktuell hilft alles, um endlich aus der Stagnation zu kommen.

Autor: Franziska Biehl