Ein Vorbote für die Verbraucherpreise?
Chart of the Week
Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte lagen im Oktober 2025 um 1,8 Prozent niedriger als noch ein Jahr zuvor. Das vermeldete letzte Woche das Statistische Bundesamt. Seitdem die Erzeugerpreise im Juli 2023 erstmals nach der vorherigen Rekordinflation negative Steigerungsraten erreicht hatten, lag die Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in 24 von 28 Monaten unter der Nulllinie.
Der Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte stellt die Preisentwicklung „ab Fabriktor“ für Produkte aus Bergbau, Verarbeitendem Gewerbe sowie Energie- und Wasserwirtschaft dar. Üblicherweise schwanken diese Preise stärker als diejenigen, die die Verbraucher beim Einkauf zahlen – unter anderem deshalb, weil der Einzelhandel bemüht ist, Schwankungen der Erzeugerpreise in seiner Kalkulation auszugleichen, um den Endkunden stabilere Preise präsentieren zu können. Auch negative Steigerungsraten, die beim Verbraucherpreisindex nur selten vorkommen, sind bei den Erzeugerpreisen keine Rarität.
Da die Erzeugerpreise die Preisentwicklung in einem frühen Stadium des Produktionsprozesses darstellen, gelten sie außerdem als Vorbote für die Verbraucherpreisinflation. Das ist auch an unserem Chart der Woche abzulesen, der den Verlauf der Veränderungsrate zum Vorjahresmonat sowohl für Verbraucher- wie auch für Erzeugerpreise zeigt.
Erzeuger- und Verbraucherpreise seit 2016
Bereits seit Mitte 2020 waren Erzeuger- und Verbraucherpreise im Gleichschritt angestiegen – so scheint es zumindest auf den ersten Blick. Wie aber an den Achsenbeschriftungen zu erkennen ist, kletterten die Erzeugerpreise im Zeitraum bis Mitte 2022 tatsächlich rund fünfmal so schnell wie die Verbraucherpreise und kamen in der Spitze auf Steigerungsraten von fast 40 Prozent, ehe wenig später die „Headline Inflation“ bei knapp unter 9 Prozent ihren Höhepunkt erreichte.
Seit dem Herbst 2022 hatte sich allerdings der Anstieg der Erzeugerpreise rapide verlangsamt, bis Mitte 2023 sogar der negative Bereich erreicht wurde und die Erzeugerpreise wieder sanken. Dafür waren insbesondere Preisrückgänge im Bereich Energie verantwortlich – vor allem gestiegene Energiepreise im Nachgang des russischen Angriffs auf die Ukraine hatten umgekehrt auch den vorherigen Anstieg befeuert.
Die Steigerungsraten der Erzeugerpreise blieben noch bis Ende 2024 im Minus, wo sie inzwischen auch bereits seit März dieses Jahres wieder liegen. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, könnte in absehbarer Zeit auch die Verbraucherpreisinflation in der größten Volkswirtschaft der Eurozone wieder nachlassen und unter die 2-Prozent-Marke rutschen, die die Europäische Zentralbank als Ziel ausgibt. Passiert das auch in der Eurozone insgesamt, könnte sich die EZB veranlasst sehen, doch noch einmal die Leitzinsen zu senken – dass die Tür dafür grundsätzlich noch offen ist, ließ sich auch dem in dieser Woche veröffentlichten Protokoll der letzten EZB-Ratssitzung entnehmen.