Drei Pfeile für eine Million
Chart of the Week
Sind Sie auch schon im „Ally-Pally-Fieber“? Seit gestern Abend fliegen im Alexandra Palace wieder die Pfeile. Die Veranstaltungshalle im Londoner Norden ist der alljährliche Austragungsort für die Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation (PDC). In den kommenden drei Wochen wird dort – mit einer kurzen Unterbrechung über die Weihnachtstage – der neue PDC-Weltmeister gesucht. Während Darts hierzulande lange als reines Kneipenspiel und Zeitvertreib beim Biertrinken angesehen wurde, gilt es in seiner britischen Heimat schon länger als ernstzunehmender Sport.
Doch nach den Erfolgen deutscher Profis wie Gabriel Clemens und Martin Schindler gewann das Spiel mit den drei Pfeilen und der Scheibe mit 82 Feldern in den letzten Jahren auch hierzulande an Popularität. Acht deutsche WM-Teilnehmer in diesem Jahr sind ein neuer Rekord – und der Sieg des Peiners Arno Merk über den favorisierten Belgier Kim Huybrechts im Auftaktspiel der WM wurde in den sozialen Netzwerken ausgiebig gefeiert.
Bei aller aktueller Beliebtheit ist der ökonomische Background des Dartsports aber noch lange nicht mit anderen Sportarten zu vergleichen. An das 128-köpfige WM-Teilnehmerfeld werden insgesamt fünf Millionen britische Pfund ausgeschüttet, eine Million davon geht nach dem Finale am 3. Januar 2026 an den dann frischgebackenen Weltmeister. Beides sind Rekordwerte und jeweils eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr.
Die Weltrangliste der PDC wird anhand der bei Turnieren verdienten Preisgelder ermittelt. Topverdiener dieses Jahres ist hier der als Wunderkind gefeierte Luke Littler, der Anfang Januar kurz vor seinem 18. Geburtstag die vergangene Weltmeisterschaft gewinnen konnte, nachdem er es bereits ein Jahr zuvor ins Finale geschafft hatte. Einschließlich der halben Million, die er für den WM-Sieg einstreichen konnte, belaufen sich seine Preisgelder im Jahr 2025 auf knapp über 850.000 Pfund, was rund 1,1 Millionen US-Dollar entspricht.
Einnahmen der Topverdiener in verschiedenen Sportarten 2025
In Mio. USD, ohne Werbeverträge und sonstige Einnahmen
Nicht übel – doch beim Blick auf die Spitzenverdiener der Sportwelt muss Littler damit den Kopf weit in den Nacken legen. Die Einstiegsschwelle in die Top-50-Rangliste der bestbezahlten Sportler, die das US-Wirtschaftsmagazin Forbes jedes Jahr aufstellt, liegt 2025 bei 53,6 Millionen Dollar (allerdings einschließlich der Einnahmen aus Werbeverträgen und sonstigen Quellen).
Unser Chart der Woche vergleicht für die Topverdiener je Sportart die „on-field earnings“ aus der Forbes-Rangliste, also die reine Entlohnung für die sportliche Tätigkeit, mit den Preisgeldern, die Luke Littler im Jahr 2025 bislang erworfen hat. Der Basketballprofi Stephen Curry von den Golden State Warriors aus der US-Liga NBA verdient rund das 50-Fache des Darts-Wunderkinds. Seine 56 Millionen pro Jahr sind nicht so viel mehr als die rund 45 Millionen, die sein Kollege Franz Wagner beim Ligakonkurrenten Orlando Magic ausgezahlt bekommt – dennoch hat es der bestbezahlte deutsche Athlet, der nebenbei mit der deutschen Nationalmannschaft noch amtierender Welt- und Europameister ist, nicht ins Forbes-Ranking geschafft.
Am anderen Ende der Skala nimmt der fünffache Weltfußballer Cristiano Ronaldo aus seinem Vertrag in der saudi-arabischen Liga rund das 200-Fache eines Luke Littler ein. Der an seinem Arbeitgeber al-Nassr FC beteiligte saudische Staatsfond PIF sieht das Gehalt für den Portugiesen vermutlich als langfristiges Investment in die Popularität der heimischen Liga an. Ähnliche Erwägungen dürften es sein, die den Spanier Jon Rahm zum bestbezahlten Golfer machen. Bis 2023 spielte er auf der PGA Tour, seit 2024 steht er bei LIV Golf unter Vertrag – hinter diesem Veranstalter steht ebenfalls der PIF. Vielleicht klappt es für Luke Littler ja doch noch mit den Forbes Top 50 – falls die Saudis ihr Interesse am Dartsport entdecken.