Weihnachten 2025 – die Deflation sitzt mit am Tisch

Chart of the Week

In wenigen Tagen steht Weihnachten vor der Tür – das Fest der Liebe. Oder auch des Schenkens und des guten Essens. Und in den vergangenen Jahren auch immer mehr das Fest des Sparens. In diesem Jahr wird als Hauptgang allerdings deflationärer Druck serviert. Doch wen interessiert volkswirtschaftliche Theorie eigentlich noch, wenn es doch zu den Feiertagen um so viel mehr geht?

Woran denken Sie als erstes, wenn Sie an die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage denken? Die religiöse Bedeutung des Festes, bunte Lichter, hübsche Geschenke oder Zeit mit Freunden und Familie? Oder ist es eher die wirtschaftliche Bedeutung des Festes, die in den vergangenen Jahren aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten und großer Unsicherheit zusehends unter Druck geraten ist?

So scheint es auch in diesem Jahr wieder zu sein. Zumindest, wenn man verschiedenen vorweihnachtlichen Umfragen glaubt, die darauf hinweisen, dass das Geschenkebudget der Deutschen in diesem Jahr wieder geringer ausfällt als im vergangenen Jahr. Der Weihnachtsumfrage der Beratungsgesellschaft EY nach planen die Deutschen beispielsweise durchschnittlich 259 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben und damit 6 Euro weniger als im vergangenen Jahr. Unsicherheit auf historisch hohem Niveau, ein sich abkühlender Arbeitsmarkt und wenig fiskalpolitischer Support für Haushalte belasten die Verbraucherstimmung zum Jahresende. Weswegen die Kaufbereitschaft in den vergangenen drei Monaten deutlich niedriger lag als im gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr.

Eine Umfrage des Preisvergleichsportals Idealo aus dem November 2025 zeigt allerdings – zu schenken und beschenkt zu werden sind ohnehin nur für 33 und 17 Prozent der Deutschen das Highlight zu Weihnachten. Mehr als zwei Drittel freuen sich am meisten auf Zeit mit Freunden und Familie, während jeder zweite Deutsche vor allem das Weihnachtsessen kaum abwarten kann. Und das, obwohl ein ebenso großer Anteil der Meinung ist, dass insbesondere die Kosten für eben dieses deutlich gestiegen sind.

Unser Chart of the Week zeigt allerdings, dass tatsächlich das Gegenteil der Fall ist – zumindest für die einer Statista-Umfrage zufolge liebsten weihnachtlichen Hauptgänge in deutschen Haushalten.

Die Deflation sitzt am gedeckten Weihnachtstisch

(Preisveränderung verschiedener Produkte / Gerichte; Durchschnitt Januar – November; % YoY)

Der Chart zeigt die jährliche Preisveränderung verschiedener Produkte / Gerichte im Durchschnitt Januar – November in Prozent
Quelle: Destatis; ING-Berechnungen

Die Statista-Umfrage, die zwischen Ende Oktober und Anfang November durchgeführt wurde, zeigt, dass das liebste Hauptgericht der Deutschen zu den Feiertagen Kartoffelsalat und Würstchen ist. Geht man davon aus, dass sich das Gericht zu gleichen Teilen aus Kartoffeln und Würstchen zusammensetzt, dann hat sich der Preis des Einkaufskorbs für das Gericht im Jahr 2025 im Vergleich zu 2024 um 6 Prozent verringert. Auch verschiedene Braten, hier bieten wir einfach eigenmächtig Klöße und Rotkraut als Beilage an, stehen hoch in Kurs. Je nachdem ob sich für Wild oder Geflügel entschieden wird, wird das Weihnachtsessen im Vergleich zum Vorjahr leicht günstiger oder bleibt im Preis unverändert. Wer hingegen gerne Fisch servieren möchte, muss etwas tiefer in die Taschen greifen als im letzten Jahr – der Statista-Umfrage zufolge sind das allerdings nur 15 Prozent der Deutschen.

Und auch wer es gern vegetarisch oder vegan hält, kann dies in diesem Jahr kostengünstiger haben – vegetarische oder vegane Gemüseprodukte waren in diesem Jahr um 0,9 Prozent günstiger als im Vorjahr. Wer Mais, Kürbis oder Aubergine ins Fondue-Pfännchen legt, spart im Vergleich zum Vorjahr 7 Prozent.

Und während auch der Toast auf die besinnlichen gemeinsamen Tage etwas günstiger als im Vorjahr ausfällt, steigt der Preis für den Griff zum Dessert-Teller. Insbesondere, wenn sich darauf Schokoladenerzeugnisse finden, die im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent gestiegen sind – hier machen sich vor allem die hohen Rohstoffpreise bemerkbar. Extreme Wetterereignisse und schlechte Ernten haben den Kakaopreis im Laufe des letzten Jahres deutlich steigen lassen.

Doch selbst wenn die Preise für das Festessen tatsächlich gestiegen wären – hier wollen nur die wenigsten Deutschen sparen. Nur 9 Prozent der Deutschen wären zu finanziellen Einschnitten am Weihnachtstisch bereit. Dann lieber beim Outfit, dem Urlaub oder den Weihnachtsmarktbesuchen, wie die Idealo-Umfrage zeigt.

Die Deflation sitzt in diesem Jahr mit am Weihnachtstisch – doch wer will schon Einkaufsbelege vergleichen, wenn die bevorstehenden Feiertage viel mehr sind, als volkswirtschaftliche Theorien erklären könnten. Selbst der größte Weihnachtsmuffel von allen (und das sind nicht wir Volkswirte) sagte: „Maybe Christmas doesn’t come from a store. Maybe Christmas … perhaps … means a little bit more!“.

Dem Grinch können wir uns an dieser Stelle nur anschließen und wünschen Ihnen und Ihren Liebsten besinnliche Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr 2026. Dann werden wir auch für Sie wieder die Glaskugel einschalten, doch für die nächsten zwei Wochen besinnen auch wir uns darauf, was wirklich zählt. Und manchmal sind das nicht die Zahlen, Daten und Fakten.

Autor: Franziska Biehl