Das Ende des Beschäftigungswunders

ING-Studie zum deutschen Arbeitsmarkt

Beschäftigungswunder war gestern. Abkühlung am Arbeitsmarkt ist heute. In den letzten Monaten hat sich der deutsche Arbeitsmarkt vom Rückhalt zur Last der Konjunktur entwickelt.

In den vergangenen Jahren war der Arbeitsmarkt eine der größten Stützen, aber auch Überraschung für die unter Dauerstagnation leidende deutsche Wirtschaft. Im zweiten Quartal 2024 und somit mitten im zweiten Rezessionsjahr erreichte das Beschäftigungsniveau mit 45,9 Millionen Beschäftigten ein Rekordhoch. Der Arbeitsmarkt ist aber bekanntlich ein nachlaufender Indikator, und seit dem dritten Quartal 2024 ist es offiziell vorbei mit dem Beschäftigungswunder. Auch wenn die Erwerbstätigenzahl im Februar 2025 noch um 1,3 Prozent höher lag als am Ende des Vorkrisenquartals 2019, der Blick unter die Oberfläche zeigt, dass die augenscheinliche Stärke des deutschen Arbeitsmarktes tiefe Risse und strukturelle Schwachstellen maskiert.

Beispielsweise ist das Arbeitsmarktwunder der vergangenen Jahre hauptsächlich auf Beschäftigungswachstum im öffentlichen Bereich zurückzuführen. In der Industrie hingegen hat sich das Beschäftigungsniveau auch fünf Jahre nach Ausbruch der Pandemie noch lange nicht wieder erholt und lag zum Ende des vergangenen Jahres um 2,5 Prozent unterhalb des Vorpandemieniveaus. Im öffentlichen Sektor lag die Beschäftigung zum gleichen Zeitpunkt um 8 Prozent über dem Vorpandemieniveau. Da sich die Beschäftigungserwartungen für die Industrie in den vergangenen Monaten kontinuierlich eingetrübt haben, dürfte die jüngst eingesetzte Abkühlung des Arbeitsmarktes erst der Anfang gewesen sein.

Deutschlands Wachstumsproblem hat sich zuletzt auch immer stärker in einem beschleunigten Verlust der Wettbewerbsfähigkeit geäußert. Da eine schlechte Wettbewerbsposition weder positives Vorzeichen für Beschäftigungswachstum noch für die Beschäftigungspläne zu sein scheint, sind zielgerichtete Investitionen in die Wiederherstellung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit unerlässlich.

KI kann dabei eine entscheidende Rolle spielen, denn 35% der aktuellen deutschen Jobs könnten mit KI einen Produktivitätsschub erfahren. Damit kommt es nicht zu einem nächsten Beschäftigungswunder, aber vielleicht zu einem neuen Produktivitätswunder.

Hier geht's zur vollständigen Studie: Das Ende des Beschäftigungswunders

Autor: Carsten Brzeski & Franziska Biehl