Investitionsmangel im Duett

3 min Lesedauer 23.02.2021
Pärchen mittleren Alters liest Zeitung im Bett mit Hund

Lebt Deutschland von der Substanz? Das ist nicht die ganze Geschichte, denn so wie die Gemeinden einst den Motor der Investitionsaktivität darstellten, liegt die geringe Aktivität der vergangenen Jahre auch genau dort begraben.

Der Investitionsmangel der letzten 20 Jahre hat sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor zu einem Abbau des gesamtwirtschaftlichen Kapitalstocks geführt. Während beim Staat lange die „Schwarze Null“ und Fachkräftemangel auf die Investitionsbremse traten, scheinen im privaten Sektor Dividendenerhöhungen und ausländische Aktivitäten dem Wachstum in Deutschland vorgezogen zu werden.

  • Die Investitionsaktivität des öffentlichen Sektors war in den vergangenen 25 Jahren stark rückläufig, teilweise sogar negativ. Während die Nettoinvestitionen bis zum Jahr 2002 noch durchschnittlich 0,3 % des BIP pro Jahr betrugen, lagen sie zwischen 2003 und 2016 mit durchschnittlich -0,1 % des BIP pro Jahr im negativen Bereich. Erst im Jahr 2017 lagen die Nettoinvestitionen wieder im positiven Bereich.
  • Die öffentliche Investitionsaktivität in Deutschland liegt seit 25 Jahren unterhalb der der Eurozone. Seit 1995 lag die durchschnittliche Bruttoinvestitionsaktivität in Deutschland 0,9 Prozentpunkte hinter der Eurozone zurück.
  • Deutschlands Investitionsaktivität hängt stark von den Gemeinden ab. Allgemein sind fast 50 % der staatlichen Investitionen von den Gemeinden gesteuert. Genauso wie der Investitionsboom zwischen 1992 und 2002 vor allem auf Gemeinden und Länder zurückzuführen ist, scheint der Investitionsstau der letzten zwanzig Jahre nicht durch den Bund, sondern auch durch die Gemeinden verursacht zu sein. Während die Nettoinvestitionen von Ländern und Bund seit 2009 jährlich 0,2 % des BIP betrugen, schrumpften sie bei den Gemeinden um denselben Betrag.
  • Die Nettoinvestitionen der Unternehmen sind seit 1992 ebenfalls erheblich gesunken, blieben allerdings positiv. Sie fielen von 4,5 % des BIP im Jahr 1992 auf knapp 1,6 % des BIP im Jahr 2019. Im gleichen Zeitraum stiegen deutsche Investitionen im Ausland, Unternehmensgewinne und Dividendenausschüttungen deutlich an.
  • Der Investitionsstau der letzten 25 Jahre ist auf verschiedenste Faktoren zurückzuführen. Die besondere Rolle der Gemeinden, Abbau von Bürokratie, ohne dabei Digitalisierung aufzubauen, Fachkräftemangel und eine Ausrichtung von Unternehmen auf Shareholder Value scheinen die wichtigsten Gründe zu sein. Um den Investitionsstau nachhaltig aufzulösen bedarf es eines großen Gewaltaktes von Staat und Unternehmen. Maßnahmen gegen Fachkräftemangel, fehlende Digitalisierung, auch in der Bürokratie, sowie steuerliche Investitionsanreize können helfen, den Standort Deutschland für Investitionen wieder attraktiver zu machen.

 

Zum Download der vollständigen Studie „Investitionsmangel im Duett“