Doch ein „V“?

Kommt die schnelle Konjunkturerholung?

2 min Lesedauer 02.07.2020
Pärchen mittleren Alters liest Zeitung im Bett mit Hund

Nach Regen kommt Sonne. Die Konjunkturindikatoren der letzten Wochen scheinen den Optimisten Recht zu geben: nach dem historischen Wirtschaftseinbruch im März und April geht es wieder aufwärts. Sogar ziemlich schnell. Das schon in Vergessenheit geratene „V“ feiert ein Comeback.

 

Ob nun Vertrauensindikatoren wie der Ifo Index oder Einkaufsmanagerindizes oder Google Mobilitätsdaten, alle vorhandenen Indikatoren zeigen, was eigentlich jeder beim Gang durch die örtliche Fußgängerzone sehen kann: seit den ersten Lockerungen zieht die wirtschaftliche Aktivität wieder an. Traditionelle Konjunkturindikatoren sind wieder knapp unter dem Niveau vom Anfang des Jahres, mehr experimentelle Indikatoren liegen noch gut 10 % unter diesem Niveau. Zusammen mit positiven Konjunkturdaten aus den USA sowie den erhofften positiven Folgen der Konjunkturpakete stehen die Zeichen für Mai und Juni jedenfalls stark auf Wachstum.

 

Allerdings sollte man vorsichtig sein vor zu viel Optimismus. Erstens sagen traditionelle Konjunkturindikatoren aktuell wenig über mögliche Wachstumszahlen, sind wohl nur ein Zeichen des Optimismus. Getreu dem Motto: es kann nur noch besser werden. Zweitens ist nach den dramatischen Einstürzen im April ein Wiederanziehen durch die Lockerungen mehr als normal. Die spannendere Frage ist viel mehr, wie es ab Juni oder Juli weitergeht.

 

Dabei geht es nicht einmal um die Frage, ob es eine zweite Welle gibt oder nicht. Denn falls eine zweite Welle landesweiter Lockdowns kommen sollte, müssen wir uns alle anschnallen. Für den weiteren Konjunkturverlauf ist auch die Frage entscheidend, wie hoch der permanente Schaden in der deutschen Wirtschaft ist. Einzelhandel, Restaurationen, Hotels, Tourismus. Das sind nur einige Sektoren, die von einem „V“ nur träumen können. Der starke Anstieg der Kurzarbeit und das Risiko, dass nicht alle Kurzarbeiter in Vollzeit zurückkehren werden, genauso wie die Tatsache, dass anders als nach allen anderen Rezessionen der Exportsektor dieses Mal wohl ausfallen wird als Konjunkturmotor, sind alles starke Argumente gegen ein nachhaltiges „V“ in der gesamten deutschen Konjunktur.

 

Die aktuelle Datenlage spricht für einen „V“-förmigen Aufschwung. Doch dieses „V“ wird wohl nur von kurzer Dauer sein. Selbst ohne zweite Lockdown Welle ist in der zweiten Jahreshälfte wieder eine Abflachung der Wachstumsdynamik zu erwarten. Und so kann aus dem „V“ sehr schnell ein handgeschriebenes kleines „r“ werden.