Schlechter Start?

Ratsam ist eher der Blick auf das große Ganze.

3 min Lesedauer 11.01.2021
Pärchen mittleren Alters liest Zeitung im Bett mit Hund

Wer hat in den letzten Wochen des alten Jahres nicht darauf gehofft, dass 2021 alles besser wird? Impfstoff, Ende der Lockdowns und endlich Lockerungen und Konjunkturaufschwung. Das war jedenfalls das Thema, das die Trommeln Finanzmärkte schon seit einer längeren Zeit spielen. Leider ist in den ersten Tagen des neuen Jahres schon wieder alles so wie im alten Jahr. Lockdowns und Impfchaos bestimmen das Geschehen. Ein schlechter Start, der Menschen und Wirtschaft mehr als nur auf die Gemüter schlägt.

Trotz aller berechtigten Sorgen und kurzfristigen Folgen für Familien, Beruf und Wirtschaft lohnt es sich, einen Schritt zurückzunehmen und mit etwas Abstand auf das aktuelle Geschehen zu schauen. Es war doch schon im November deutlich, dass die in Aussicht gestellten Lockerungen zu Weihnachten einen Preis haben werden. Auch war zu erwarten, dass das Haben und Austeilen eines Impfstoffs keine Soforthilfen sind, sondern eine Weile benötigen, um ihre Wirkung für die Wirtschaft zu zeigen. In ein paar Wochen wird es wahrscheinlich kaum noch jemanden interessieren, welches Land nun an welchem Tag mit dem Impfen anfing. Wichtiger ist es, dass Infrastruktur und Organisation vorhanden sind, um großflächiges Impfen anzubieten, sobald genug Impfstoffe da sind.

Jetzt schon Konjunkturprognosen für das erste Quartal abzugeben, macht wenig Sinn. Erst Mitte Januar wird es genauere Daten zum Infektionsgeschehen nach Weihnachten geben. Genauso wird es wohl noch etwas dauern, bis man mehr über die mutierten Formen des Virus weiß. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann man allerdings sagen, dass der wirtschaftliche Schaden im ersten Quartal größer sein wird als in den letzten drei Monaten von 2020 und dass der verlängerte Lockdown das Risiko auf eine Insolvenzwelle im Laufe des Jahres 2021 erhöht. Denn in Zahlen fassen lassen sich die wirtschaftlichen Folgen der erneuten Lockdown-Maßnahmen noch nicht. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Erstens könnten einige einmalige technische Faktoren die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2020 positiv überzeichnen. Dabei muss man vor allem an eine Umkehr des Vorratabbaus im zweiten und dritten Quartal denken, den starken Bausektor sowie den v-förmigen Aufschwung in Asien. Zweitens ist davon auszugehen, dass der Lockdown im Laufe des ersten Quartals auch wieder gelockert wird. Daher kann es innerhalb des Quartals einen v-förmigen Verlauf geben. Die Frage ist nur wann. Drittens scheint es in den USA und Asien keinen neuen Lockdown zu geben, wodurch Industrie und Exporte weiterhin ordentlich laufen sollten. Kurzum, in Zahlen kann man die Folgen des verlängerten Lockdowns nur packen, wenn man Annahmen für die Monate danach trifft. Da diese Annahmen von so viel Unsicherheit umgeben sind, kann man es eigentlich besser sein lassen ...

Ratsam ist daher eher der Blick auf das große Ganze und der bleibt auch nach dem schlechten Start des neuen Jahres unverändert: Die Konjunktur wird ab dem zweiten Quartal wieder anziehen. Trotz Lockdowns, mutiertem Virus und aktuellen Impfstoff Problemen bleiben die Aussichten auf einen starken globalen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte gut. Auch wenn das definitiv nicht bedeutet, dass dann alles wieder gut ist.