Anlagetrend Wasserwirtschaft: Neue EU-Strategie soll Effizienz erhöhen
Haben Sie heute schon geduscht, Zähne geputzt und die Hände gewaschen? Wenn ja, dann liegen Sie voll im Trend – was den Wasserverbrauch betrifft. Mehr als die Hälfte des Trinkwassers verbrauchten deutsche Haushalte im vergangenen Jahr im Badezimmer. Der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch lag 2024 bei 122 Litern Wasser. Damit das kühle Nass wie gewohnt aus der Leitung fließen kann, sind fortlaufende Investitionen in die Infrastruktur nötig.
Weltweiter Wasserbedarf steigt
Rund 71 % der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Doch nur 3 % des auf der Erde vorkommenden Wassers ist Süßwasser. Knapp 70 % davon ist in Form von Eis, Schnee oder Permafrost gespeichert und regional sehr unterschiedlich verteilt. Rund 30 % stehen als süßes Grundwasser zur Verfügung. Der Rest entfällt auf Seen, Feuchtgebiete und Flüsse.
Der Bedarf an Süßwasser steigt kontinuierlich. Im Weltwasserbericht 2025 stellen die Vereinten Nationen einen Anstieg der Menge des entnommenen Süßwassers in den Jahren 2000 bis 2021 um 14 % fest. Das entspricht einer jährlichen Steigerung um 0,7 %. Vor allem Städte, Länder und Regionen mit einem dynamischen Wirtschaftswachstum sind für diese Entwicklung verantwortlich.
Die in den vergangenen Jahren zu beobachtenden Klimaveränderungen haben ebenfalls Einfluss auf die Ressource Wasser. So herrschte im Frühjahr 2025 in großen Teilen Europas aufgrund ausgebliebener Regenfälle Wasserknappheit, auch im normalerweise wasserreichen Deutschland. Ablesen ließ sich dies beispielsweise am Wasserstand des Bodensees. Im April stand der Pegel in Konstanz nur noch minimal über den historischen Tiefstständen.
Steigender Wasserbedarf erfordert Investitionen.
Die Trockenheit führte dazu, dass in bestimmten Kommunen die Wasserentnahmen, z. B. zum Gießen im Garten, beschränkt wurden. Solche Beschränkungen können zwar helfen, mit Knappheiten umzugehen, sollten aber nur eines der letzten Mittel sein.
Vielmehr muss Wasserknappheiten schon im Vorfeld begegnet werden. Dies gilt insbesondere mit Blick auf den Megatrend Urbanisierung. Lebten 1950 nur ca. 30 % der Weltbevölkerung in Städten, wird dieser Anteil nach Schätzungen des United Nations Department of Economic and Social Affairs bis 2050 auf 70 % steigen. Eine solche Entwicklung stellt die Infrastruktur vor Herausforderungen, denn sie muss mit dem steigenden Bedarf mitwachsen.
Dies erfordert Investitionen in die Wasserinfrastruktur. Hierzu zählt der Ausbau der Kapazitäten zur Gewinnung, Aufbereitung und Speicherung von Wasser. Hinzu kommt die Installation von Zählern, Messgeräten und IT, die helfen können, sich anbahnende kritische Versorgungssituationen besser zu erkennen.
Den Schwerpunkt von Investitionen in die Wasserinfrastruktur müssen der Ausbau sowie die Instandhaltung der Rohrnetze bilden. Letztere ist wichtig, um Verluste durch Leckagen in den Leitungssystemen zu reduzieren. In vielen Industrieländern ist die Wasserinfrastruktur inzwischen in die Jahre gekommen. Das erhöht die Anfälligkeit für Rohrbrüche. Beispiel Italien: Der italienischen Statistikbehörde Istat zufolge beliefen sich die Gesamtwasserverluste im Jahr 2020 auf ca. 42 % des in das Netz eingespeisten Wassers. Zurückzuführen war dies unter anderem auf eine ineffiziente Wartung der Netze.
Investitionen in die Wasserinfrastruktur können sich auszahlen
Einen Beleg dafür, dass Investitionen in die Wasserinfrastruktur die Versorgung verbessern können, liefert Deutschland. In den vergangenen Jahren stiegen die Investitionen kontinuierlich an. Im Jahr 2023 flossen knapp 4 Mrd. Euro in die öffentliche Wasserversorgung, 60 % davon in das Rohrnetz. Ausgaben, die sich auszahlen: Mit Wasserverlusten von sehr geringen 6 % besitzt Deutschland eines der effizientesten Trinkwassernetze in Europa.
Neue EU-Strategie soll Wassereffizienz erhöhen
Mit der im Juni 2025 vorgestellten Strategie für eine resiliente Wasserversorgung will die EU-Kommission die Nutzung von Wasser in der EU effizienter und die Wasserbewirtschaftung nachhaltiger gestalten. Derzeit liegen die Verluste durch Lecks in Wasserleitungen der EU-Kommission zufolge je nach Mitgliedstaat zwischen 8 % und 57 %. Ein Ziel der Strategie ist daher die Verbesserung der Wassereffizienz in der EU um mindestens 10 % bis zum Jahr 2030.
Anlagetrend Wasserwirtschaft
Auch für Anlegerinnen und Anleger kann eine Investition in die Wasserwirtschaft interessant sein. Beispiele hierfür sind Unternehmen, die in der Versorgung mit Trinkwasser, der Wiederaufbereitung von Wasser, der Wartung und Instandhaltung von Leitungssystemen, der Produktion von Wassertechnik wie Bewässerungssystemen oder Anlagen zur Meerwasserentsalzung tätig sind.
So ist beispielsweise die Versorgung mit Wasser ein Geschäftsmodell, das im Vergleich zu anderen Branchen wie dem Automobilbau oder der Halbleiterindustrie kaum konjunkturellen Schwankungen unterworfen ist. Die Geschäftsentwicklung ist dadurch besser vorhersehbar. Ein Beispiel hierfür ist der größte Wasserversorger der USA, American Water Works.
In Europa bekannt ist die französische Firma Veolia, für die der Bereich Wasser und Abwasser einen Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit bildet. Für die Herstellung von Trinkwasser baut Veolia auch auf die jahrzehntelange Erfahrung bei der Meerwasserentsalzung. Entsalzungsanlagen, die Veolia Water in einem Joint Venture mit John Holland in Australien gebaut hat, filtrieren beispielsweise Wasser für die Metropole Sydney. Auch das ehemalige DAX-Mitglied Linde ist als Hersteller von Sauerstoff, der in der Wasseraufbereitung zum Einsatz kommt, Teil der Wasserwirtschaft.
In die genannten Aktien der Wasserwirtschaft kann direkt oder über Aktiensparpläne investiert werden. Weitere Kandidaten werden in der Analyse „Wasseraktien im Check: Sechs Unternehmen entlang der Blue Value Chain“ vorgestellt. Mit Fonds oder ETFs können Anlegerinnen und Anleger mit nur einem Investment breit gestreut in Unternehmen investieren, deren Geschäftsaktivitäten in der Wasserwirtschaft liegen. Entsprechende Produkte lassen sich über die ETF-Suche oder die Fonds-Suche finden. Ein Beispiel für einen solchen ETF ist der L&G Clean Water UCITS ETF USD Acc, der den Solactive Clean Water Index abbildet. Dieser Index spiegelt die Wertentwicklung eines Aktienkorbs wider, der sich aus Unternehmen zusammensetzt, die durch technologische, digitale oder versorgungstechnische Lösungen zur Verbesserung der Wasserqualität beitragen. Rund 50 % des Fondsvolumens entfallen auf US-Unternehmen, gefolgt von Titeln aus Großbritannien und Japan.
Übrigens: Der L&G Clean Water UCITS ETF USD Acc ist Teil unseres ETF-Sparplan-Aktionsangebots.