Zahnpasta statt KI: Wann bieten defensive Konsumaktien Chancen?

Frau bezahlt mit Handy an der Kasse

Die einen feiern KI-Chips und Rechenzentren, während die anderen froh sind, wenn morgens genug Zahnpasta aus der Tube kommt. An der Börse standen im Jahr 2025 bisher Technologietitel wie NVIDIA im Rampenlicht, defensive Aktien aus dem Basiskonsumgütersektor hingegen im Schatten. Unterschätzen Anleger damit die Produkte, die in Millionen Badezimmern und Küchen stehen? Und könnte diese geringe Aufmerksamkeit zur neuen Stärke werden? 

Eine Analyse von Thomas Behnke, Busch und Partner| Werbemitteilung

Inhaltsverzeichnis
  1. Warum der Basiskonsumgütersektor 2025 hinterherhinkt
  2. Was zählt zu den Basiskonsumgütern?
  3. Ein Sektor, aber unterschiedliche Entwicklungen
  4. Monster Beverage: voller Energie, aber ambitioniert bewertet
  5. Procter & Gamble: Stabiler Gigant mit Wachstumsbremse
  6. Könnte ein ETF auf Basiskonsumgüter sinnvoll sein?
  7. Basiskonsumgüteraktien: Defensive Stärke statt Wachstums-Hype
  8. Investment-Beispiele

Warum der Basiskonsumgütersektor 2025 hinterherhinkt

Auch wenn die Digitalisierung und KI unseren Alltag immer stärker prägen, beginnen die meisten Menschen ihren Tag weiterhin mit ganz klassischen Ritualen. Ohne Kaffee, Müsli oder Zahnpasta funktioniert das moderne Leben ebenso wenig wie ohne Smartphone oder Cloud-Service. An der Börse ist dieser Alltag jedoch aus dem Fokus geraten. Anleger setzen lieber auf digitale Wachstumstreiber als auf die Hersteller, deren Markenprodukte die Supermarktregale füllen. 

Diese Sektorschwäche ist vor allem auf Kapitalverlagerungen in wachstumsstarke Zukunftsbereiche zurückzuführen. Defensive Konsumwerte werden untergewichtet. Gleichzeitig lässt nach den Inflationsjahren 2021 bis 2024 die Preissetzungsmacht spürbar nach. Höhere Preise sind nur noch begrenzt durchsetzbar, was die Gewinnentwicklung bremst.

Was zählt zu den Basiskonsumgütern?

Zur Gruppe der Basiskonsumgüter gehören Produkte, die wir unabhängig von der konjunkturellen Lage regelmäßig kaufen. Dazu zählen Haushaltsreiniger, Wasch- und Körperpflegeprodukte sowie abgepackte Lebensmittel und Getränke. Global dominieren große US-Konzerne wie Procter & Gamble, Colgate-Palmolive oder Mondelez diesen Sektor. In internationalen Indizes wird er als „Consumer Staples” bezeichnet. Entsprechend beziehen sich viele Analysen primär auf US-Unternehmen. In den USA wird der Sektor zudem breiter gefasst. Dort zählen auch Einzelhändler wie Walmart, Costco oder Target dazu, da sie als zentrale Vertriebskanäle für Waren des täglichen Bedarfs gelten. In Deutschland ist das Bild kompakter. Im DAX sind mit Henkel und Beiersdorf lediglich zwei Vertreter dieses Sektors enthalten. 

Ein Kernmerkmal von Basiskonsumgütern ist, dass sie oft täglich genutzt werden und ihre Nachfrage nur gering variiert. Sie sind deutlich weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen als zyklische Gebrauchsgüter wie Autos, Möbel oder Unterhaltungselektronik.

Ein Sektor, aber unterschiedliche Entwicklungen

Diese Stabilität bezieht sich vor allem auf Geschäftsmodelle und Cashflows, nicht jedoch zwangsläufig auf die kurzfristige Kursentwicklung. Viele Unternehmen zahlen seit Jahrzehnten steigende Dividenden und sind daher fester Bestandteil langfristiger Portfolios. Prominente Beispiele sind Procter & Gamble und Coca-Cola, die ihre Ausschüttung seit 69 bzw. 63 Jahren jährlich erhöhen. Aktuell weisen beide eine Dividendenrendite von rund 3,0 % auf, liegen damit im Bereich des Sektordurchschnitts von 2,8 %, aber unter den Renditen von US-Staatsanleihen, die teils mehr als 3,5 % betragen. 

Die beiden Giganten ihrer Branche kommen jeweils auf einen Börsenwert von über 300 Mrd. US-Dollar, entwickelten sich im Jahr 2025 jedoch sehr unterschiedlich. Während Coca-Cola zulegen konnte, verzeichnete Procter & Gamble ein Minus. Diese Unterschiede spiegeln ein generelles Muster im Sektor wider. Auch langfristig laufen die Kursentwicklungen teils deutlich auseinander. So performte die Aktie von Monster Beverage beispielsweise deutlich stärker als viele andere Sektorvertreter.

Monster Beverage: voller Energie, aber ambitioniert bewertet

Energydrinks zählen zu den dynamischsten Segmenten im globalen Getränkemarkt. Monster Beverage ist die weltweite Nummer zwei hinter dem nicht börsennotierten Red-Bull-Konzern. Während Red Bull auf Premiumpreise setzt, wächst Monster vor allem über Innovation, Sortenvielfalt und hohe Absatzmengen. Rückenwind liefert auch die Partnerschaft mit Coca-Cola, das mehr als 20 % der Anteile hält und sein globales Vertriebsnetz einbringt. 

Das Unternehmen überzeugt mit starkem Umsatz- und Gewinnwachstum sowie soliden Margen (z. B. Bruttomarge über 50 %). Im November erreichte die Aktie ein neues Allzeithoch. Mit einem KGV von rund 33 und einem KCV von etwa 37 ist sie jedoch ambitioniert bewertet. Risiken liegen in der hohen Abhängigkeit vom Energy-Segment, regulatorischen Eingriffen und dem intensiven Wettbewerb.

Procter & Gamble: Stabiler Gigant mit Wachstumsbremse

Deutlich verhaltener fällt das Wachstum bei Procter & Gamble (PG) aus. Der Konzern steht hinter bekannten Alltagsmarken wie Pampers, Ariel, Gillette und Oral-B. Aktuell belasten mehrere Faktoren die Entwicklung. 

Nach den kräftigen Erhöhungen der Vorjahre ist der Spielraum für weitere Preisanhebungen begrenzt. Außerdem gewinnen Handelsmarken Marktanteile, während steigende Kosten die Margen belasten. Die Folge ist eine schwache Kursentwicklung. Seit dem Allzeithoch im November 2024 hat die Aktie rund 20 % verloren. Trotz der Korrektur wirkt PG mit einem KGV von rund 21 und einem KCV von 19 angesichts der moderaten Wachstumsaussichten weiterhin nicht günstig bewertet.

Vergleich der Kursentwicklung von Procter & Gamble, Coca-Cola und Monster Beverage (5 Jahre)
Hinweis: Historische Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

Könnte ein ETF auf Basiskonsumgüter sinnvoll sein?

Die heterogene Kursentwicklung im Basiskonsumgütersektor zeigt, wie stark Einzelwerte auseinanderlaufen können. Ein breit gestreuter Basiskonsumgüter-ETF kann hier die robustere Lösung sein. Er reduziert Einzelwertrisiken und bildet den gesamten Sektor ab. 

Ein Beispiel ist der Xtrackers MSCI World Consumer Staples UCITS ETF mit rund 98 Werten und etwa 63  % US-Anteil. Eine reine US-Variante bietet der iShares S&P 500 Consumer Staples Sector ETF, der ausschließlich die 37 Basiskonsumgütertitel aus dem S&P 500 abbildet. 

 

Argumente für ein ETF-Investment

  • geringere Konjunktursensitivität und meist mildere Rückschläge 
  • stabile Cashflows und verlässliche Dividenden 
  • Gegengewicht zur hohen Tech-Konzentration in vielen Indizes 
  • Reduktion von Klumpenrisiken im Depot 

 

Argumente, die dagegen sprechen 

  • mit einem durchschnittlichen KGV von rund 19 ist der Sektor weiterhin nicht günstig 
  • hohe Realzinsen und eine anhaltende Risk-on-Stimmung begünstigen Wachstumsbranchen 
  • zunehmender Preisdruck durch Handelsmarken 
  • verändertes Konsumverhalten, etwa durch Abnehm-Medikamente, bleibt ein Unsicherheitsfaktor

Basiskonsumgüteraktien: Defensive Stärke statt Wachstums-Hype

Basiskonsumgüter werden auch künftig kaum die Fantasie eines Technologietrends entfachen. Sie eignen sich nicht für die kurzfristige Renditejagd. Für langfristige Anleger ist der Sektor somit kein Ersatz für Wachstum. Er kann jedoch als Ertragsquelle und Instrument zur Risikoreduzierung ein möglicherweise stabiler Anker in einem ausgewogenen Depot sein. 

Einzeltitel können gezielte Chancen bieten, verlangen aber eine klare Analyse und hohe Selektivität. Die Unterschiede zwischen Monster Beverage und Procter & Gamble zeigen dies sehr deutlich. Ein ETF kann das Risiko der Einzelwertauswahl abfedern und den Sektor als strategischen Baustein ins Portfolio einbinden. Dabei setzt man allerdings zwangsläufig auf den Durchschnitt. 

Die entscheidende Frage lautet, wann defensive Konsumaktien wieder stärker in den Fokus rücken. Ein Ansatzpunkt wäre ein sinkendes Zinsniveau. Zwar hat die US-Notenbank bereits mit Zinssenkungen begonnen, angesichts der hartnäckigen Inflation bleibt ihr weiterer Kurs jedoch unsicher. Mögliche andere Katalysatoren sind eine steigende Risikoscheu oder eine erhöhte Marktvolatilität. Wenn zudem die aktuelle Wachstumsfantasie im Tech-Bereich an Schwung verliert, dürften defensive Geschäftsmodelle davon profitieren. 

Investment-Beispiele

Name  ISIN Aktueller Kurs KGV* (2026) Gewinn/Aktie (2026**) Dividende (2026**) Dividendenrendite (2026**)
Procter & Gamble US7427181091 123,42 EUR 20,54 6,01 EUR 3,67 EUR 2,97 %
Monster Beverage US61174X1090 63,56 EUR 33,28 1,91 EUR 0,00 EUR 0,00 %
Coca-Cola US1912161007 60,19 EUR 21,81 2,76 EUR 1,82 EUR 3,02 %

* KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose (Quelle: FactSet); Stand: 08.12.2025

Autor: Thomas Behnke

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