Weniger Geld nach der Eheschließung
Wie Frauen sich schützen können
Hochzeiten sind teuer – nicht nur das Fest selbst geht ins Geld, sondern auch langfristig kann eine Heirat insbesondere Frauen teuer zu stehen kommen: Im Gegensatz zu den Ehemännern sinkt ihr Einkommen um 20%. Zu diesem Ergebnis kam eine aktuelle Studie des Münchner ifo Instituts und der Universität Oslo, die auf Rentenversicherungsdaten basiert.
Die Gründe für den so genannten „Marriage Earnings Gap“ sind vielfältig und reichen vom Ehegattensplitting über Geschlechterrollen bis zum Gender Pay Gap. Welche Folgen die Einkommenslücke bis zur Rente hat – und wie Frauen gegensteuern können.
Ehefrauen arbeiten oft in Teilzeit
Während verheiratete Frauen ein Fünftel weniger verdienen, sei eine Einkommensverringerung der Ehemänner laut der Forschenden nicht zu beobachten. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich in einer Ehe die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau vergrößern“, erklärt ifo-Forscherin Elena Herold. Ein Hauptgrund für das sinkende Arbeitseinkommen: Frauen arbeiten weniger oder geben die Erwerbstätigkeit komplett auf.
„In der Ehe sinkt das Einkommen von Frauen häufig, weil sie zugunsten der Familie ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder in Teilzeit arbeiten“, erläutert die Ökonomin Claudia Müller vom Female Finance Forum. Dieser sogenannte „Heiratseffekt“ führe dazu, dass Frauen im Durchschnitt über viele Jahre hinweg deutlich weniger verdienen als Männer. „Besonders stark wirkt sich das aus, wenn Kinder hinzukommen“, sagt Claudia Müller. „Aber auch ohne Kinder ist dieser Effekt messbar.“
Der „Gender Pay Gap“ liegt derzeit bei 16%. Die Einkommenslücke ist zwar bei Frauen mit Kindern deutlich höher, aber auch kinderlose Frauen verdienen weniger Geld als Männer. Das bestätigt auch Elena Herold vom ifo Institut: „Die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind unabhängig von der Geburt von Kindern größer.“
Sinkendes Einkommen: Ehegattensplittung macht 25% aus
Laut der Studie sind Geschlechterrollen ein weiterer Grund für das sinkende Einkommen. So hätten laut der Wissenschaftlerinnen etwa Frauen, die in Ostdeutschland mit moderneren Rollenbildern aufgewachsen sind, einen geringeren Einkommensrückgang in der Ehe als Frauen mit traditionellen Geschlechterrollen in Westdeutschland.
Neben veralteten Rollenbildern und einer geringeren Arbeitszeit stellt das Ehegattensplitting einen weiteren Faktor dar. „Ein Viertel der Einkommensverringerung bei Ehefrauen ist auf das Ehegattensplitting zurückzuführen“, sagt Elena Herold. Dabei werden beide Eheleute zusammen veranlagt, wodurch vor allem Paare mit deutlichem Einkommensunterschied profitieren. Das Ehegattensplitting schafft somit gleichzeitig negative Anreize für verheiratete Frauen, überhaupt eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen.
Auswirkungen des sinkenden Einkommens
Die Folgen des geringen Einkommens von verheirateten Frauen sind weitreichend. „Die Einkommenslücke, die sich während der Ehe durch familiäre Verpflichtungen auftut, hat gravierende und langfristige Auswirkungen“, warnt Claudia Müller. Diese reichen bis ins Rentenalter und können die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen gefährden.
Die Folgen laut Claudia Müller im Detail:
- Stagnierende Karriere: Frauen, die in Teilzeit erwerbstätig sind oder längere Erwerbspausen einlegen, haben geringere Chancen auf Beförderungen und Führungspositionen. Das hat ein geringeres Einkommen zur Folge.
- Konsequenzen für die Altersvorsorge: Da die gesetzliche Rente in Deutschland auf dem Erwerbseinkommen basiert, zahlen Frauen durch ihre geringeren Einkommen und Arbeitszeiten weniger in die Rentenversicherung ein, weshalb sie deutlich weniger Rente bekommen als Männer (Gender Pension Gap).
Bei der betrieblichen Altersvorsorge sind Frauen benachteiligt, weil Teilzeitkräfte und Personen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien seltener an solchen Programmen teilnehmen.
Hinzu kommt, dass das geringere Einkommen es erschwert, privat fürs Alter vorzusorgen, etwa durch Sparen oder Investitionen. - Risiko der Altersarmut: Die oben genannten Faktoren führen dazu, dass Frauen häufig von Altersarmut betroffen sind – insbesondere, wenn sie sich vom Ehemann trennen oder dieser verstirbt.
So können Sie dem sinkenden Einkommen entgegenwirken
Zukünftige Ehefrauen oder bereits verheiratete Frauen können der Gefahr langfristiger Einkommens- und Rentennachteile auf verschiedene Weise aktiv entgegenwirken. Ein zentraler Schritt ist die aktive Finanzplanung. „Finanzielle Unabhängigkeit beginnt damit, die eigenen Einnahmen und Ausgaben zu kennen und sich nicht ausschließlich auf den Partner zu verlassen“, betont Claudia Müller.
Die Ökonomin rät Frauen zu folgenden vorbeugenden Maßnahmen:
- Berufliche Vernetzung, auch während einer erwerbslosen Phase oder in Teilzeit.
- Informationen zu einer gezielten Altersvorsorge sammeln (betriebliche Altersvorsorge, andere Spar- und Investitionsformen) und diese gezielt nutzen.
- Eheverträge oder Nachträge („Postnups“) können Vermögenswerte und Rentenansprüche im Falle einer Trennung oder Scheidung schützen.
- Sich soziale Unterstützung suchen, um die eigene wirtschaftliche Unabhängigkeit zu stärken und so den langfristigen Nachteilen entgegenzuwirken, die sich aus traditionellen Rollenverteilungen in der Ehe ergeben.
Zu guter Letzt appelliert Claudia Müller an alle (werdenden) Mütter: „Der Partner sollte seinen Teil der unbezahlten Care-Arbeit übernehmen, wodurch bei Frauen Kapazitäten frei werden, um ihrer bezahlten Arbeit nachzugehen.“