Energieanbieterwechsel – lohnt sich das?

Ersparnis durch Anbieterwechsel

Verbrauchertipps 5 min Lesedauer 06.04.2023
Energieanbieterwechsel

Vor der Energiekrise lohnte es sich häufig, den Gas- oder Stromanbieter zu wechseln. Je nach Verbrauch und Energieanbieter konnten Verbraucherinnen und Verbraucher mit einem neuen Tarif in der Tasche eine Ersparnis im zwei- bis dreistelligen Bereich pro Jahr herausholen. Um die Preiserhöhung von Strom und Gas zu stoppen, hat die Bundesregierung nun eine Preisbremse auf den Weg gebracht. Für private Haushalte bedeutet das seit dem 1. Januar 2023: Kundinnen und Kunden zahlen beim Strom für 80% des Vorjahresverbrauchs höchstens 40 Cent pro Kilowattstunde. Für die übrigen 20% wird der reguläre Kilowattstundenpreis des Tarifs berechnet. Da stellen sich viele Kunden die Frage: Lohnt sich ein Anbieterwechsel jetzt noch?

Energieanbieterwechsel – ja oder nein?

„Ein Anbieterwechsel lohnt sich trotz Preisbremsen“, sagt Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale in NRW. Aktuell gebe es große Preisunterschiede zwischen den Energielieferverträgen. „Während viele Tarife für Neukunden auf Preisbremsenniveau oder sogar darunter liegen, sind die Bestandskundentarife häufig noch deutlich teurer.“ Das Vergleichsportal Verivox ermittelte, dass bei einem Anbieterwechsel eine jährliche Ersparnis von bis zu 500 Euro im Jahr (bei einem Stromverbrauch von 4.000 kWh) erzielt werden kann.

Generell gilt: „Wenn der eigene Anbieter die Preise nicht senkt, heißt es: Energieanbieterwechsel“, sagt Wallraf und weist darauf hin, die Vertragslaufzeit und Kündigungsfrist des noch aktuellen Anbieters im Auge zu behalten. „Grundsätzlich sollte bei jeder Preisänderung, mindestens jedoch einmal im Jahr, ein Preisvergleich durchgeführt werden“, rät Wallraf. Das gehe mit einem Portal wie Verivox oder Check24 ganz einfach.

Anbieterwechsel: Darauf sollten Verbraucherinnen und Verbraucher achten

In Deutschland dominieren fünf große Grundversorger: E.ON, RWE, LEAG, Vattenfall und EnBW. Kleine Energieanbieter, darunter auch Ökostromanbieter, haben nicht selten günstigere Preise – sofern die Nachfrage da ist. Julia Schröder, Projektleiterin der Abteilung „Energiepreissteigerungen“ von der Verbraucherzentrale Niedersachsen, rät jedoch, nicht nur auf den günstigsten Preis zu achten, sondern auch die folgenden Punkte im Blick zu behalten:

  • eine möglichst kurze Vertragslaufzeit und Kündigungsmöglichkeit, um bei Preisentwicklungen am Markt flexibel zu bleiben,
  • eine Folgelaufzeit von maximal einem Monat,
  • Berücksichtigung von möglichen Insolvenzrisiken des Anbieters sowie
  • eine Kündigungsfrist von vier bis sechs Wochen.

Achtung: Bei Tarifverträgen mit Preisgarantie über eine feste Laufzeit ist eine Preiserhöhung nicht rechtens.

Vorsicht vor Tarifen mit Strompaketen und Bonuszahlungen

Einige Energieanbieter werben mit Strompaketen und Bonuszahlungen, die mit einer Ersparnis locken. Julia Schröder sieht das kritisch: „Paketpreise und Tarife mit Vorkasse sollten ausgeschlossen werden.“ Strompakete haben nämlich nicht unbedingt einen Vorteil, denn schließlich verpflichtet sich der Verbraucher, eine Mindestmenge an Strom abzunehmen. Liegt der tatsächliche Verbrauch jedoch darunter, muss die vereinbarte Gesamtsumme trotzdem gezahlt werden. Eine Nachzahlung droht, wenn der Verbrauch höher als veranschlagt war. Deshalb gilt: Nur wer einen konstanten Stromverbrauch hat, kann bei Strompaketen sparen.

Das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland hält auch Tarife mit Bonus nicht für unbedenklich. „Ab dem zweiten Vertragsjahr sind Bonus-Tarife oft besonders teuer – nach einem Jahr sollte ein weiterer Wechsel eingeplant werden“, schreibt das Netzwerk auf seiner Website. Für Boni werden zudem „teils komplizierte Bedingungen aufgestellt.“ Wer dennoch einen Tarif mit Bonus wählt, sollte laut Julia Schröder auf einen Sofortbonus achten, der in den ersten Monaten nach Lieferbeginn ausgezahlt wird.

Wechselhelfer sind nicht immer hilfreich

SwitchUp, Wechselfuchs oder StromAuskunft – diese Portale bieten an, beim Energieanbieterwechsel zu unterstützen und die qualitativ besten und günstigsten Tarife ausfindig zu machen. Aber profitieren Verbraucher tatsächlich von diesem Service? Uneingeschränkt empfehlen kann Julia Schröder die Wechselhelfer nicht. Dafür seien die einzelnen Angebote zu unterschiedlich und oftmals zu intransparent. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten zuerst prüfen, ob ihnen ein Wechselhelfer Vorteile bringt und wie sie sich vertraglich an ihn binden. „Das bedeutet natürlich auch einen Aufwand – insofern kann man sich überlegen, den Energieversorger selbst zu wechseln.“

Gas- und Stromanbieter wechseln: So geht’s

Den Anbieterwechsel selbst in die Hand zu nehmen, ist nicht kompliziert. „Der Aufwand ist gar nicht so groß“, sagt Julia Schröder von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Es gibt nur ein paar einfache Grundregeln, die man beachten sollte.“ Der Vorgang läuft in der Regel so: Entweder kündigt der neue Energieanbieter den alten Vertrag, damit es einen reibungslosen Übergang ohne Lücke oder Überschneidung in der Versorgung gibt, oder der Kunde kündigt den alten Vertrag selbst. Das sei ratsam bei einer Preiserhöhung oder einer bald endenden Kündigungsfrist, so Schröder. „Dann sollte unbedingt in dem Auftragsformular an den neuen Versorger vermerkt werden, dass der alte Vertrag bereits gekündigt wurde.“

Der neue Anbieter braucht folgende Informationen:

  • Wechselzeitpunkt,
  • Zählernummer,
  • Zählerstand,
  • Netzbetreiber und
  • Kundennummer.

Fazit: Wer sich informiert und clever wählt, kann bei einem Energieanbieterwechsel Geld sparen – und das bei geringem Aufwand.

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