Wissenswertes über die EZB
So arbeitet Europas Zentralbank
Ob digital oder gedruckt: Drei Buchstaben prägen die Wirtschaftsberichterstattung wie kaum ein anderes Kürzel: EZB, die Europäische Zentralbank! Doch welche Aufgaben und Funktion hat sie eigentlich?
- Allgemeines zur EZB: Die Europäische Zentralbank (EZB) ist die Zentralbank des Euro-Währungsgebiets. Deren oberstes Ziel: ein stabiler Euro. Die EZB gibt es seit gut 27 Jahren – sie wurde am 1. Juni 1998 als Teil der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion gegründet und ist eine unabhängige Zentralbank. Ihr Sitz ist in Frankfurt am Main. Zwar fungiert die EZB als ein Organ der Europäischen Union (EU); sie hat jedoch eine eigene Rechtspersönlichkeit und einen eigenen Haushalt.
EZB steuert Geldpolitik in der Eurozone
„Die EZB als gemeinsame Notenbank der Länder in der EU mit der Währung Euro steuert die europäische Wirtschaft vor allem über ihre Geldpolitik“, sagt Hannah Seidl vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
In Sachen Geldpolitik kümmert sich die EZB um die Zinspolitik. Sie setzt die Leitzinsen fest. So beeinflusst die Notenbank die Kreditvergabe der Geschäftsbanken und damit die Wirtschaftstätigkeit.
Weitere Funktionen der EZB:
- Die Zentralbank kontrolliert die Geldmenge und die Inflation und hat die Währungsreserven des Euros im Blick. Damit die Wechselkurse im Gleichgewicht bleiben, kauft oder verkauft sie Währungen.
- Die EZB legt den nationalen Behörden auf, die Finanzmärkte und -institute zu beaufsichtigen.
- Die Zentralbank sorgt dafür, dass der Zahlungsverkehr in der EU reibungslos funktioniert. Dafür genehmigt sie auch die Ausgabe von Banknoten in den Ländern des Euroraums.
EZB kümmert sich um die Preisstabilität in der EU
„Eine der zentralen Aufgaben der EZB ist es, für Preisstabilität zu sorgen“, sagt Seidl. Stabile Preise tragen dazu bei, dass die Wirtschaft wächst und Arbeitsplätze geschaffen werden. Damit die Preise stabil bleiben, verfolgt die EZB das Ziel, dass die Inflation niedrig, stabil und berechenbar bleibt.
Die Zentralbank strebt mittelfristig eine Inflationsrate von 2 Prozent an. „Dabei ist für die EZB eine zu niedrige Inflationsrate ebenso unerwünscht wie eine zu hohe“, sagt Seidl. Um die Inflation zu steuern, kann die EZB zum Beispiel die Leitzinsen heben oder senken.
Die Bankenaufsicht gehört ebenfalls zu den Aufgaben der EZB
Die EZB nutzt standardisierte und einheitliche Verfahren, um die Banken im gesamten Eurogebiet zu beaufsichtigen. Erst im August 2025 hat sich bei einer stichprobenartigen Überprüfung der EZB-Bankenaufsicht gezeigt, dass einige Finanzinstitute in Europa nur unzureichend auf mögliche Krisen vorbereitet sind. Bei ihnen sei der Umgang mit Risiken nicht zeitgemäß, stellte die EZB-Bankenaufsicht fest.
Die EZB hatte für die Überprüfung 14 europäische Großbanken sowie vier kleinere Institute vor allem aus dem deutschen Sparkassen- und Genossenschaftssektor unter die Lupe genommen. Hierbei ging es um deren Kreditvergabe an mittelständische Unternehmen. Dabei habe sich gezeigt, dass einige Banken sich zu sehr auf Experteneinschätzungen verließen und ihr Prozedere im Risikomanagement oft zu undurchsichtig und auch zu kompliziert sei. Diese Schwächen gingen häufig mit einer schwachen IT-Infrastruktur einher. Im Fall von Krisen könnten diese Banken starke Probleme bekommen, hieß es.
Diese Gremien gibt es bei der EZB
Präsidentin der EZB ist derzeit Christine Lagarde. Sie repräsentiert die Bank auf internationaler Ebene. Bei der EZB gibt es drei Entscheidungsgremien:
- Dem EZB-Rat gehören Mitglieder des Direktoriums und die Präsidenten der nationalen Zentralbanken des Euro-Währungsgebietes an. Der EZB-Rat kommt zumeist zweimal im Monat zusammen. Er bewertet die wirtschaftliche und monetäre Entwicklung. Der EZB-Rat ist das wichtigste Entscheidungsgremium. Er legt etwa die Zinssätze fest, zu denen sich Geschäftsbanken Geld von der EZB beschaffen können.
- Das Direktorium setzt sich aus Präsidentin/Präsident, Vizepräsidentin/Vizepräsident sowie vier weiteren Mitgliedern zusammen. Diese Vier werden von den Staats- und Regierungschefs der Länder des Euro-Währungsgebietes für eine Amtszeit von acht Jahren ernannt. Zu den Aufgaben des Direktoriums gehören unter anderem, die Tagesgeschäfte der Bank zu führen und die Sitzungen des EZB-Rates vorzubereiten.
- Zum Erweiterten Rat gehören neben Präsidentin/Präsident und Vizepräsidentin/Vizepräsident der EZB die Präsidenten der nationalen Zentralbanken aller EU-Mitgliedsländer an. Er hat eine beratende und koordinierende Funktion. Der Erweiterte Rat beteiligt sich etwa an den Vorbereitungen für den Beitritt neuer Länder zum Euroraum.