Wenn Einkommen die Freundschaft fordert

Friendship Wealth Gap

Finanzwissen 4 min Lesedauer 14.11.2023
Friendship Wealth Gap

Samstagabend, zwei Freunde essen zusammen in einem Restaurant. Als die Rechnung kommt und die Frage, wer sie bezahlt, sagen beide unisono: „Getrennt.“ Doch der eine fühlt sich schlecht damit, schließlich verdient er mehr als der Freund. Sollte er deswegen die Summe übernehmen? Und der andere? Ist nun endgültig in den Miesen. 

Friendship Wealth Gap, frei übersetzt das Wohlstandsgefälle bei Freundschaften, beschreibt, dass zwei Freunde unterschiedlich hohe Einkommen haben. Das kann zu Problemen führen – und gegebenenfalls eine Freundschaft entzweien. Doch so weit muss es nicht kommen.

Friendship Wealth Gap: Unterschiedliche Einkommen in der Freundschaft

Die Wealth Inequality, also die Einkommensschere, ist nicht nur zwischen Frauen und Männern ein Thema. Eine wirtschaftliche Kluft (Economic Gap) zwischen zwei Menschen kann es auch in Freundschaften geben: die Friendship Wealth Gap. Was in der Studienzeit weniger Thema ist, kann Ende der 20er und in den 30ern sichtbar werden: Eine*r fängt einen gut bezahlten Job an, während der oder die andere deutlich weniger verdient. Ein Gefühl von Scham bei dem, der weniger verdient, kann sich einstellen. Oder: Macht der/die besserverdienende Freund*in ein teures Geschenk, kann sich der/die weniger gut Betuchte unter Druck gesetzt fühlen. „Wenn der Freund plötzlich viel mehr Geld zur Verfügung hat, sei es durch ein Erbe oder gesteigertes Einkommen, kann sich der andere schnell unterlegen fühlen“, sagt die Finanzberaterin Stefanie Kühn aus Westerstede.

Bemerkbar wird das vor allem in der Freizeit: bei gemeinsamen Restaurantbesuchen, Hochzeitsgeschenken oder Urlauben. „Dann will der eine vielleicht statt einer Rucksack-Reise lieber einen Luxus-Urlaub buchen.“ Auch bei Wohngemeinschaften kann das Thema aufkommen: „Wenn in einer WG jemand viel mehr Geld hat und mal eben ein neues Möbel kauft, fühlt sich der andere dadurch vielleicht unterlegen oder denkt, von ihm werde ähnliches erwartet“, sagt Kühn. Was dann hilft: Offenheit. „Manch einer glaubt nicht, dass der andere nur wenig Geld im Monat zur Verfügung hat“, erläutert Kühn. „Außerdem können auch Menschen mit hohem Einkommen geizig sein, was zu Irritationen führen kann.“ Auch hierbei sei Kommunikation der Schlüssel.

Wichtig: Über Geld reden – auch in der Freundschaft

Doch mit dem sozialen Umfeld über Geld zu reden, fällt vielen schwer. Einer Online-Befragung von Statista und auxmoney unter 1.000 Personen ab 18 Jahren aus dem Jahr 2022 zufolge sind für 56% der Befragten in Deutschland Finanzen Privatsache. Weniger als ein Drittel unterhält sich mit Freund*innen und Bekannten über Geld.

Das hat mehrere Gründe. „Jeder von uns hat von Kindheit an eine individuelle Beziehung zu Geld aufgebaut“, sagt die Finanzpsychologin Monika Müller. „Im Laufe einer Freundschaft können dann monetäre Wertvorstellungen sichtbar werden: Dem einen ist Profit nicht so wichtig, der andere strebt nach einem schnellen hohen Einkommen.“ Doch häufig, so Müller, sei eine eine Ambivalenz zu spüren. Und die sollte in einer Freundschaft zur Sprache kommen. So könne man etwa sagen: „Du, ich bewundere dich für dein hohes Einkommen, andererseits habe ich ein Problem, denn ich fühle mich nicht wohl damit.“

Auf keinen Fall sollte jedoch bei Geld die Freundschaft aufhören. „Im Gegenteil: Da fängt sie an“, sagt Müller. „Viele sprechen über Geld, aber nicht über ihr eigenes. Wenn es uns gelingt, da mal die Tür aufzumachen, gibt es immer Lösungen. Sage ich nichts und die Tür bleibt zu, kann die Freundschaft ins Strudeln kommen.“

Unterschiedliches Einkommen? So machen Sie es zum Thema

Für eine offene Kommunikation plädiert daher auch Bianka Thielcke, Finanzcoachin von „Ein guter Start“. „Voraussetzung ist die Bereitschaft, die Lebensrealität und das Wertekonzept des anderen zu akzeptieren und mal nachzufragen, wie es dem anderen mit der finanziellen Situation geht.“ Und zwar unabhängig davon, ob derjenige viel oder weniger Geld zur Verfügung habe. Zudem könnten Kompromisse gesucht werden: „Dann geht man mal nicht essen, sondern kocht zu Hause, wenn das Geld bei dem anderen gerade knapp ist.“ Alternativ könne der/die Mehrverdiener*in ein Angebot machen: „Ich würde dich gerne einladen, ist das ok?“, schlägt die Coachin vor. Das funktioniere aber nur, wenn der/die andere die Einladung ohne schlechtes Gewissen annehmen kann. „Auch darüber kann und sollte geredet werden.“

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