Keime auf Geldscheinen
Macht mich mein Geld krank?
Wie schmutzig ist Geld? Das lässt sich klar beantworten: Es ist sehr schmutzig. Geldscheine und -münzen wechseln sehr häufig ihre Besitzer*innen – doch das ist nur einer der Gründe, warum sie stark mit Keimen belastet sind.
Bis zu 3.000 Bakterienarten tummeln sich auf einem einzelnen Geldschein. Das jedenfalls ergaben Untersuchungen des Dirty Money Project. Dabei haben Forscher*innen aus New York weltweit Geldscheine in Augenschein genommen. Sie setzten modernste Technik wie etwa ultraschnelle Gen-Sequenzierungsmethoden ein, um Mikroorganismen auf die Spur zu kommen. Generell finden sich Organismen Experten und Expertinnen zufolge mehr auf Scheinen als auf Münzen, da ihre Messing- oder Kupferlegierung leicht antibakteriell wirkt.
Ein Forschungsüberblick der medizinischen Fakultät der Universität Marseille in Frankreich aus demselben Jahr (2014) zeigte, dass sich auf Bargeld sogar mehrfach resistente Staphylokokken-Stämme tummeln können, wie etwa das „Handelsblatt“ berichtete.
Stecke ich mich jetzt deshalb mit dem Corona-Virus an?
Das Bundesinstitut für Risikobewertung erklärt: Ihm seien bislang keine Infektionen mit SARS-CoV-2 über diesen Übertragungsweg bekannt. „Grundsätzlich können Coronaviren durch direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person auf Oberflächen gelangen und eine Zeit lang infektiös bleiben“, schreibt das Institut auf seiner Homepage (Stand 03. Mai 2022). „Eine Schmierinfektion einer weiteren Person erscheint dann möglich, wenn das Virus kurz danach über die Hände auf die Schleimhäute der Nase oder der Augen übertragen wird.“ Um sich vor einer Übertragung über kontaminierte Oberflächen zu schützen, sei es wichtig, die Hygieneregeln wie regelmäßiges Händewaschen zu beachten.
Auch wenn Sie sich durch einen Geldschein vermutlich keinen Virus einfangen - die Keime möchten Sie sicher trotzdem nicht mit sich herumtragen. Dazu ein Tipp: Zahlen Sie einfach mit Karte statt Bargeld. Mit vielen Girokarten und Kreditkarten geht das sogar kontaktlos: Halten Sie an der Kasse Ihre Karte an das Lesegerät – und nach ein paar Sekunden ist Ihr Einkauf bezahlt.
Bis 25 Euro, innerhalb Deutschlands sogar bis 50 Euro, geht das in der Regel ganz ohne PIN. So berühren Sie beim Bezahlen gar nichts mehr. Auch für Smartphones gibt es mobile Bezahldienste wie Apple Pay oder Google Pay, mit denen Sie kontaktlos zahlen können. Das Smartphone reicht man allerdings öfter mal in der Familie rum oder im Freundeskreis – daher bitte regelmäßig desinfizieren!
Warum sind Geldscheine so schmutzig?
Wechseln Geldscheine ihre Besitzer*innen, dann werden hunderte Bakterien übertragen. Je älter der Geldschein, desto mehr steigt die Keimbelastung. Die Baumwollfasern des Scheins werden mit der Zeit immer rauer und bieten Keimen mehr Platz. Tests ergaben außerdem: Je kleiner der Wert einer Banknote, desto höher die Zahl der darauf zu findenden Keime. Der Grund: Solche Scheine wechseln viel häufiger ihre Besitzer*innen. In der EU werden Geldscheine regelmäßig aus dem Verkehr gezogen und durch neue ersetzt.
Und wie sieht es mit frischem Automatengeld aus? Tja, Keime und Bakterien lauern Tests zufolge hier zwar nicht auf den Scheinen, dafür ist die Tastatur des Geldautomaten keimverseucht. Diese wird schließlich von vielen verschiedenen Menschen genutzt, auf deren Hände sich massenweise Bakterien und Viren befinden. Auch wer viel via Smartphone zahlt, entzieht sich den Übeltätern nicht – im Gegenteil. Smartphones sind stärker mit Bakterien verunreinigt als ein Toilettensitz. Das jedenfalls zeigt eine Studie der britischen Versicherungsfirma „Insurance2go".
Hilfe – macht mich mein Geld krank?
Müssen Verbraucher*innen nun Angst vor Krankheiten haben? Aus Sicht von Experten und Expertinnen eher nicht. Wer über ein intaktes Immunsystem verfügt, der wird vom Anfassen des Geldes nicht krank.
In einem NDR-Podcast sagte der Virologe Christian Drosten dazu: „Das auf dem Geldstück klebende Virus würde ich mal weitgehend vergessen”.
Das betonte auch Carl-Ludwig Thiele, ehemaliges Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, lange vor der Corona-Krise: Die Gefahr der Übertragung von Viren und Bakterien sei bei Bargeld nicht größer als bei Zeitungen und wahrscheinlich kleiner als bei der Tastatur von Kartenterminals.
Man sollte allerdings nicht auf die Idee kommen, sich Geld in den Mund zu stecken oder es abzulecken. Und: Wer öfter am Tag mit Geld zu tun hat oder auf seinem Smartphone tippt, sollte sich lieber einmal mehr die Hände waschen – insbesondere vor dem Essen oder Kochen.