Welche Trends prägen den Gesundheitssektor?

Mann haelt Laterne

Das ewige Leben dürfte für die Menschen ein Traum bleiben. Aber die Chancen, ein hohes Alter in einem geistig wie körperlich fitten Zustand zu erreichen, stehen nicht schlecht. Ein maßgeblicher Grund dafür sind die Fortschritte in der modernen Medizin. Diese machen den Gesundheitssektor auch als Investment interessant, wenngleich die Risiken dabei nicht aus den Augen verloren werden dürfen.

Inhaltsverzeichnis
  1. Demografischer Wandel als grundlegender Trend.
  2. Bedeutung von Krebstherapien dürfte wachsen.
  3. Diese Risiken sollten Investoren kennen.
  4. KI und Kooperationen als Chance
  5. Bei Investments auf breite Diversifikation achten.

Demografischer Wandel als grundlegender Trend.

Ein langfristig wirkender Trend, der den Gesundheitssektor stützt, ist demografischer Natur. Rund 8,2 Mrd. Menschen lebten Mitte 2024 laut Berechnungen der Vereinten Nationen (UN) auf der Erde. Für die Mitte der 2080er-Jahre erwarten die UN einen Höchststand der Weltbevölkerung von dann etwa 10,3 Mrd. Menschen. Eine steigende Zahl von Menschen bedeutet mehr Personen, die potenziell medizinisch versorgt werden müssen. 

Ein weiterer Punkt ist die Lebenserwartung. Diese ist in den zurückliegenden Dekaden signifikant gestiegen. Zwar gab es zwischenzeitliche Rücksetzer, etwa durch die Corona-Pandemie. Zudem ergeben sich auch regional betrachtet teils deutliche Unterschiede. Der Trend für die nächsten 75 Jahre zeigt jedoch nach oben, wenn auch mit einer geringeren Dynamik als in den vergangenen 75 Jahren. In Deutschland lag die durchschnittliche Lebenserwartung im Jahr 2024 bei der Geburt für Frauen bei 83,5 Jahren und für Männer bei 78,9 Jahren. Damit wurde den Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge das Niveau vor der Corona-Pandemie wieder erreicht.

Bedeutung von Krebstherapien dürfte wachsen.

Gesundheit ist wichtig, aber nicht selbstverständlich. Faktoren wie die Verlangsamung des Stoffwechsels ab dem 40. Lebensjahr sowie ein erhöhter Zucker- und Alkoholkonsum begünstigen die Gewichtszunahme und eine mögliche Diabetes-Erkrankung. Die natürliche Alterung des menschlichen Körpers und ein schwächer werdendes Immunsystem erhöhen wiederum die Anfälligkeit für Krankheiten, wodurch der Bedarf an medizinischer Betreuung im Alter tendenziell steigt. 

Neben der Entwicklung von Schutzimpfungen und Medikamenten zur Diabetes-Behandlung steht vor allem der Krebs im Fokus der medizinischen Forschung. Die besondere Herausforderung liegt hierbei in den zahlreichen Tumorvarianten, die sich von Mensch zu Mensch unterscheiden können. Die Hoffnungen ruhen daher auf neuen personalisierten Therapieansätzen. Durch Tests auf bestimmte Biomarker (z. B. KRAS-Mutations-Test bei Darmkrebs) können Patienten zielgerichtete Wirkstoffe erhalten. Zudem forschen Biotech-Firmen an verschiedenen Verfahren wie mRNA-Immuntherapien, CAR-T-Zell-Therapien oder proteinbasierten Therapeutika, um im Kampf gegen die zahlreichen Krebsvarianten Fortschritte zu erzielen. Nach den Daten von IQVIA, einem Anbieter von Analytik und klinischer Auftragsforschung, könnten sich die weltweiten Ausgaben für Arzneimittel in der Onkologie bis zum Jahr 2028 auf rund 440 Mrd. US-Dollar erhöhen. Trifft die Prognose zu, wäre die Onkologie das mit Abstand umsatzstärkste Therapiegebiet.

Arzneimittelumsatz nach Therapiegebiet

Diese Risiken sollten Investoren kennen.

Investments in Einzelaktien aus dem Healthcare-Sektor können hohe Renditen abwerfen, beispielsweise wenn ein Unternehmen die Marktzulassung für ein neues Medikament erhält, mit dem Umsätze im Milliardenbereich erwartet werden (sog. Blockbuster). 

Sehr hoch ist allerdings auch das Risiko, denn die Entwicklung von Medikamenten ist langwierig und kostenintensiv. Nach der Grundlagenforschung und ersten Tests im Labor muss der Produktkandidat klinische Studien in drei Phasen durchlaufen. In diesen werden die Wirksamkeit, Verträglichkeit und Dosierungsmenge an gesunden und kranken Menschen ermittelt. Nur wenn alle drei Phasen ohne Komplikationen durchlaufen wurden, kann bei den zuständigen Behörden eine Zulassung beantragt werden. Erfüllt ein Produktkandidat die Anforderungen der verschiedenen Tests nicht, wird eine eventuelle Marktzulassung mitunter um Jahre zurückgeworfen. Bei unbefriedigenden Ergebnissen wird die Entwicklung nicht selten vollständig abgebrochen. Solche Nachrichten ziehen in der Regel größere Kursrückgänge bei den Aktien der betroffenen Unternehmen nach sich.  

Auch nach einer Marktzulassung bestehen Risiken. Dazu zählen einerseits konkurrierende Produkte von Wettbewerbern. Ein Beispiel hierfür sind die konkurrierenden Diabetes-Medikamente von Novo Nordisk und Eli Lilly.

Vergleich der Kursentwicklung von Novo Nordisk und Eli Lilly (5 Jahre)
Vergleich der Kursentwicklung von Novo Nordisk und Eli Lilly (5 Jahre)

Andererseits ist die finanzielle Lage im Gesundheitswesen vieler Staaten angespannt und es wird nach Möglichkeiten zur Kostensenkung gesucht. Dies schließt die Preise für Medikamente mit ein. Jüngstes Beispiel ist die Forderung von US-Präsident Donald Trump an die Pharmakonzerne, die Preise für ihre Produkte in den USA massiv zu senken. Auch die kritische Haltung des aktuellen US-Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr. in Bezug auf Impfungen kann die Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe beeinträchtigen, z. B. durch die Streichung von Fördergeldern. Für die Entwicklung neuer Medikamente könnte dies ein Problem werden, sind die USA doch der mit großem Abstand wichtigste Markt für deren Verkauf. Pharmaunternehmen konnten in den USA die Preise für ihre Medikamente bisher weitgehend ohne staatliche Regulierung festlegen. Dies führte allerdings dazu, dass die Preise für Arzneimittel in den USA deutlich über denen in anderen Industriestaaten lagen. Eine Entwicklung, die Donald Trump ändern will.

Umsatzverteilung Verkauf neuer Medikamente

Die Diskussion um Preissenkungen in den USA und Donald Trumps Drohung mit Strafzöllen von bis zu 250 % für importierte Medikamente haben zu Verunsicherung und sinkenden Aktienkursen bei Unternehmen aus dem Pharmasektor geführt. Die Argumentation der Pharmaunternehmen, wonach massive Preissenkungen die Entwicklung neuer Medikamente hemmen würden, ist hierbei ebenfalls zu berücksichtigen. Es gilt, ein Gleichgewicht zu finden zwischen bezahlbaren neuen Medikamenten, deren Entwicklung und Vermarktung sich zugleich für die Unternehmen wirtschaftlich lohnt.

Umsatzentwicklung Pharma- und Biotechunternehmen

KI und Kooperationen als Chance

Chancen könnte der verstärkte Einsatz künstlicher Intelligenz bieten. So lassen sich mithilfe von KI in der Wirkstoffforschung beispielsweise neue Einsatzmöglichkeiten für Medikamente finden, der Aufbau von Molekülen optimieren und mögliche Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen im Vorfeld klinischer Studien überprüfen. Dadurch könnten die Entwicklungszeiten künftig verkürzt und die Erfolgswahrscheinlichkeit für neue Medikamente erhöht werden. Der technologische Fortschritt in der Medizin bietet damit die Chance, zu Kostensenkungen beizutragen. 

Auch verstärkte Kooperationen zwischen Pharma- und Biotechnologieunternehmen bieten Chancen durch die Bündelung von Kompetenzen, die Aufteilung der Kosten für Forschung und Entwicklung sowie eine gemeinsame Nutzung bestehender Vertriebsstrukturen. Die Kooperation von BioNTech mit Pfizer bei der Entwicklung eines COVID-Impfstoffes oder die im Juli 2025 bekannt gegebene strategische Partnerschaft von BioNTech mit Bristol-Myers Squibb zur Entwicklung eines Antikörperkandidaten gegen verschiedene Krebsarten sind zwei Beispiele dafür.

Bei Investments auf breite Diversifikation achten.

Angesichts der Chancen durch den Einsatz von KI und verstärkte Kooperationen sowie des langfristig wirkenden Trends der Demografie könnte das ermäßigte Kursniveau den Healthcare-Sektor als Depotbeimischung interessant machen. Investments in Einzelunternehmen aus dem Pharma- bzw. Biotechnologiebereich sind allerdings mit hohen Risiken verbunden. 

Durch Investments in ETFs oder Fonds lassen sich die Risiken auf mehrere Unternehmen verteilen. Dabei sollte auf eine möglichst breite regionale Diversifizierung geachtet werden. So zeigen beispielsweise die Kursverläufe der Aktien von Novartis, Johnson & Johnson auf der einen und Merck & Co. und Sanofi auf der anderen Seite in den vergangenen Monaten unterschiedliche Entwicklungen. Die schwächere Performance einzelner Unternehmen kann so durch eine bessere Performance anderer Unternehmen abgemildert oder kompensiert werden. 

In der ETF-Suche der ING lassen sich über das Kriterium Anlagethema sowohl ETFs auf den Bereich „Pharma & Gesundheit“ als auch speziell ETFs auf den Bereich „Biotechnologie“ anzeigen. Damit ist ein diversifiziertes Investment im Healthcare-Sektor möglich. Darüber hinaus lässt sich die Auswahl über Kriterien wie die Beurteilung der Leistungen der ETFs durch das Morningstar-Rating oder die €uro-Fondsnote weiter verfeinern. Sinnvoll sind zudem Filterkriterien, mit denen sich die Kosten niedrig halten lassen, beispielweise durch einen vergünstigten Einmalkauf oder die Einrichtung eines vergünstigten Sparplans.

Autor: Steffen Droemert

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