Vorsicht vor Investment Scam
Wie Sie sich schützen können
Kein Tag ohne Messenger: Laut einer aktuellen Erhebung der Statista Consumer Insights nutzen 76 Prozent der Deutschen WhatsApp. Bei den 16- bis 19-Jährigen sind es fast 90 Prozent, bei den über 60-Jährigen immerhin noch 52 Prozent. Als meistgenutzter Messenger-Dienst in Deutschland zieht WhatsApp auch Cyberkriminelle an, die dort gezielt finanziell unerfahrene Personen ansprechen und hohe Renditen versprechen. Doch deren Investment-Tipps sind unseriös – Anlegende können viel Geld verlieren.
Wie Kriminelle bei WhatsApp vorgehen
Um ans Geld von WhatsApp-Nutzenden zu kommen, nutzen Kriminelle die unterschiedlichsten Scams. Diese zwei Betrugsmaschen sind derzeit verstärkt im Umlauf:
- Angebliche Promi-Tipps: In WhatsApp-Gruppen empfehlen angeblich bekannte Persönlichkeiten aus der Finanz- und Börsenwelt bestimmten Aktien zum Kauf. Die Promi-Namen werden allerdings nur für Fake-Profile verwendet, die Betrügenden wollen selbst von den steigenden Kursen der Aktien profitieren. Nach Angaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) werden in den Gruppen auch Aktien angepriesen, die gar nicht an Handelsplätzen in Deutschland gehandelt werden, zum Beispiel Canaan Inc. (ISIN: US1347481020), Springview Holding (ISIN: KYG837611097) und Chanson International Holding (ISIN: KYG2104U1076).
- Private Investment-Gruppen: Kriminelle locken Interessierte nach geglücktem Erstkontakt bei WhatsApp in eine private Gruppe. Darin heißt es dann etwa, dass schon aus einer kleinen Investition in wenigen Monaten eine Viertelmillion werde. Präsentationen beweisen angeblich den Erfolg der Anlagemethode, etwa mit Kryptowährungen, Aktien oder Festgeld. Für die erste Investition über meist 250 Euro soll man sich bei einem Investment-Portal registrieren. Dieses ist aber meist ein Fake: In etlichen Fällen soll man für die Nutzung des Trading-Portals Software herunterladen, die dann tatsächlich das elektronische Gerät schädigt. Zudem erfolgen in vielen Fällen Anrufe von selbsternannten „Profi“-Tradern, die einen psychologisch geschickt dazu bewegen, immer mehr Summen zu investieren. Wenn man sich das Geld auszahlen lassen will, unterbleibt dies – die gesamten Einlagen sind verloren.
Besonders hinterhältig: Über Messenger-Botschaften kontaktieren Kriminelle mitunter Opfer der Online-Anlageberatung. Sie erklären, Beweise für den Fraud zu haben, daher können nun das verlorene Geld zuzüglich Strafe zurückgezahlt werden. Dazu müsse man dann vorher allerdings selbst etwas zahlen. Wer dieser Aufforderung nachkommt, verliert tatsächlich nochmals Geld.
Wie Sie sich vor Anlagebetrug schützen können
Sie sind unsicher, ob die beworbene Anlagemethode sicher und seriös ist? Mit dem richtigen Verhalten können Sie verhindern, auf Online-Anlagebetrug hereinzufallen:
- Lassen Sie sich nicht zur Eile drängen oder unter Druck setzen;
- Analysieren Sie Kaufempfehlungen mit Hilfe anderer Quellen;
- Prüfen Sie die verwendeten Telefonnummern: Nummern von anonym nutzbaren Prepaid-Anbietenden wie E-Plus und Lyca Mobil deuten auf Verschleierung hin;
- Teilen Sie keine sensiblen Daten, wie Zugangsdaten zum Online-Banking oder zum Depot, Ausweisfotos oder Ihre Anschrift;
- Seien Sie bei Geldforderungen im WhatsApp-Chat misstrauisch;
- Checken Sie über die Unternehmensdatenbank der BaFin, ob das Unternehmen von der BaFin oder von einem anderen EU-Land lizenziert wurde. Falls es ohne die erforderliche Erlaubnis agiert, sollten Sie dies der BaFin über ein Online-Formular melden.
- Blockieren Sie die Nummer der Kriminellen, um keine weiteren Nachrichten zu bekommen.
Was tun, wenn man auf den Betrug hereingefallen ist
Wer Geld verloren hat, sollte zügig handeln: Das vergrößert die Chance, dass Vermögenswerte noch gesichert werden können.
- Falls Sie Geld überwiesen haben, sollten Sie sofort Kontakt zur Bank aufnehmen und eine Rücküberweisung veranlassen. Bis zur Ausführung der Überweisung können Sie diese widerrufen.
- Haben Sie per Kreditkarte bezahlt? Dann sollten Sie umgehend das sogenannte Chargeback-Verfahren einleiten. Dafür müssen Sie im Regelfall ein dazugehöriges Formular ausfüllen, das Sie online oder in Papierform bei der Bank erhalten, die Ihre Kreditkarte ausgegeben hat.
- Lassen Sie gegebenenfalls Ihr Bankkonto sperren. Eine Sperrung können Sie auch über den Sperr-Notruf unter der Rufnummer 116 116 veranlassen.
- Nachrichten bei WhatsApp nicht löschen, sondern Screenshots von der Kommunikation mit den Kriminellen machen.
- Erstatten Sie Strafanzeige wegen Betrugs bei der Polizei. Diese hilft dabei, Beweise zu sichern. Eine Meldung ist besonders wichtig, wenn Banken strafrechtliche Schritte einleiten möchten.
- Lassen Sie sich von einem Fachanwalt beraten.
Inzwischen haben sich auch Interessengemeinschaften für Geschädigte gebildet, die sich austauschen und Maßnahmen gegenüber Plattformbetreibenden sowie Aufsichtsbehörden wahrnehmen. Einige Opfer versuchen derzeit, investiertes Geld zivilrechtlich zurückzufordern.