Work & Travel organisieren: So geht’s
Vom Visum bis zum Job
Die einen ernten Früchte auf einer Farm in Australien, die anderen stehen im Tourismus-Shop in Kanada: Work & Travel ist eine beliebte Möglichkeit, durch Gelegenheitsjobs andere Menschen und Länder kennenzulernen. Doch wie organisiert und finanziert man die Zeit im Ausland und welche Visum-Voraussetzungen sind nötig? Ein Überblick.
Work & Travel Tipps und Planung
Die Entscheidung für ein Work & Travel steht, jetzt geht es an die Planung. Aber wo anfangen? Felix Bender-Heising vom Informationsnetzwerk Eurodesk Deutschland empfiehlt, sich zunächst zu überlegen, ob man die Zeit im Ausland selbst organisieren möchte oder eine Vermittlung in Anspruch nimmt. „Die private Organisation ist die kostengünstigere, erfordert aber mehr Eigeninitiative.“ Bei der Vermittlung durch eine Agentur zahle man einen festen Betrag für ein bestimmtes Leistungspaket, das je nach Anbieter variiert.
Wer die Organisation selbst in die Hand nimmt, startet mit der Wahl des Ziellands, beantragt dann gegebenenfalls ein Visum, prüft die Voraussetzungen und sucht nach Erhalt des Visums selbstständig nach Jobs und Unterkünften. Fehlt noch Startkapital, muss gespart werden. „Die Idee, sich mit kleinen Jobs unterwegs die Reise komplett zu finanzieren, ist in der Realität die Ausnahme; ein finanzielles Polster ist notwendig“, sagt Felix Bender-Heising. Für die Organisation sollten also einige Monate Vorlaufzeit eingeplant werden.
Visum für Work & Travel und Voraussetzungen
Außerhalb Europas ist ein sogenanntes Working-Holiday-Visum erforderlich. Die Bedingungen sind von Land zu Land verschieden. Ein Work & Travel ist nur in den Ländern möglich, mit denen Deutschland ein entsprechendes Abkommen geschlossen hat, darunter Australien, Neuseeland, Kanada, Japan, Hongkong und Argentinien. „Interessierte sollten sich frühzeitig informieren, denn die Beantragung des Visums kann Wochen bis Monate dauern“, rät Felix Bender-Heising. Innerhalb Europas (umfasst EU und EWR-Staaten) ist kein Visum nötig.
Voraussetzungen für das Visum sind in der Regel:
- Alter: Das Mindestalter ist 18 Jahre; innerhalb Europas gibt es keine Altershöchstgrenze, außerhalb variiert diese zwischen 30 und 35 Jahren.
- Reisepass: Dieser muss nach dem Aufenthalt noch mindestens sechs Monate gültig sein.
- Finanzielle Rücklagen: In einigen Ländern muss man für ein Visum Rücklagen zwischen 2.000 Euro und 4.000 Euro nachweisen.
- Führungs- und Gesundheitszeugnis: Sind je nach Land erforderlich.
- Impfungen: Manche Arbeitgeber verlangen vor Jobantritt eine medizinische Untersuchung oder bestimmte Impfungen.
Passendes Work & Travel-Land finden
Die Wahl des passenden Ziellandes hängt von verschiedenen Faktoren ab. „Wen es in wärmere Länder zieht, wird eher nach Australien oder Neuseeland reisen wollen, während Kanada Outdoor-Abenteuer und Wintersportmöglichkeiten bietet“, sagt Frank Möller, Geschäftsführer der Initiative Auslandszeit.
Allerdings unterscheiden sich die Jobchancen in den verschiedenen Ländern, was bei der Wahl des Landes berücksichtigt werden sollte. „In Australien und Neuseeland gibt es Jobs in der Landwirtschaft; in Kanada im Tourismus“, sagt der Experte. Ebenso wichtig bei der Entscheidung für ein Land seien Budget, Lebenshaltungskosten sowie die Visa-Bedingungen.
Wer nur wenig Startgeld zur Verfügung hat, kann ein Work & Travel in Europa machen, denn Startkapital und Reisekosten sind dort oft geringer. Auch die Statistik zeigt einen klaren Trend zu europäischen Ländern: Laut einer Umfrage von auslandsjob.de von 2025 unter 2.214 Personen, können sich rund 71 % der Befragten unter 30 Jahren vorstellen, ihren Work-&-Travel-Aufenthalt in Europa zu verbringen. „Unter den EU- Destination liegen Portugal und Griechenland an der Spitze der Interessenten. Hier gibt es auch die meisten passenden Jobs“, erzählt Frank Möller.
- Gut zu wissen: Für die USA gibt es kein Working-Holiday-Visum, weshalb die Kombination aus Jobben und freiem Reisen begrenzt und nur mit einem sogenannten J1-Visum (Austauschvisum) möglich ist.
Work & Travel-Job im Ausland
Die Jobsuche kann von Deutschland aus gestartet werden oder im Zielland erfolgen. „Sprachkenntnisse, Interessen und jobspezifische Kenntnisse sind dann entscheidend“, erklärt Felix Bender-Heising. Je flexibler man sei, desto höher seien die Chancen einen Job zu bekommen. Wer zum Beispiel Farmarbeit leistet, bekommt zwar einen geringen Lohn, dafür sind Unterkunft und Verpflegung meistens gratis. „In anderen Jobs ist der Lohn höher, dafür muss man für Übernachtung und Verpflegung meistens selbst aufkommen.“
Weitere Tipps:
- Job-Markt überprüfen: In den Sommerferien suchen junge Einheimische selbst Sommerjobs, weshalb sich das Angebot verringert.
- Lohnhöhe checken: Der Verdienst ist je nach Land und Art des Jobs unterschiedlich hoch.
- Europäische Angebote einholen: Europäische Arbeitgeber bieten zunehmend sogenannte „Relocation Packages“, die Jobangebot, Unterkunft und Bürokratisches enthalten und ein Work & Travel schneller möglich machen.
Work & Travel Kosten
Die Kosten für Work & Travel setzen sich laut Frank Möller aus mehreren Bausteinen zusammen:
- Flug ins Zielland: Ab 400 Euro bis 2.000 Euro.
- Visum: Zwischen 200 und 400 Euro.
- Auslandskrankenversicherung: 300 bis 500 Euro.
- Startkapital: Ab etwa 1.500 Euro für Länder außerhalb Europas.
- Unterkunft und Verpflegung: Zwischen 800 und 1.200 Euro pro Monat. Günstig wohnen kann man unter anderem bei Farmarbeit (zum Beispiel über WWOOF), beim Couchsurfing oder in Hostels.
- Freizeit, Ausflüge und Reisen vor Ort: Je nach Land und Interessen 50 bis 100 Euro pro Woche.